Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wettlauf im Weltall
Der erfolgreiche SpaceX-Raketenstart könnte die Raumfahrt für immer verändern
CAPE CANAVERAL (dpa) - Erfolgreich, umjubelt, historisch: Der geglückte Start der derzeit leistungsstärksten Weltraumrakete Falcon Heavy des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX zeigt, dass ein neuer Wettlauf um die Dominanz im All herrscht. Und nebenbei macht der visionäre Unternehmer Elon Musk die Raumfahrt mit PR-Gags wieder zum Massenereignis.
Mit Musks privatem Tesla-Elektro-Cabriolet als Probeladung an Bord hob die derzeit leistungsstärkste Weltraumrakete am Dienstagabend vom US-Space-Center in Cape Canaveral (Florida) ab. Das rote Auto soll nach dem Willen des Visionärs Musk in seiner künftigen Umlaufbahn in den nächsten Millionen Jahren immer wieder am Roten Planeten vorbeikommen. Schon am Dienstag postete Musk öffentlichkeitswirksam Bilder des kirschroten Fahrzeuges, wie es im Weltall schwebt. „Es ist ein kindischer Spaß, aber kindische Späße sind wichtig“, sagte Musk anschließend. Die Besiedelung des Mars ist Musks erklärtes Fernziel. „Vielleicht wird das Auto einmal von einer künftigen AlienSpezies entdeckt“, sagte Musk. „Die denken dann: Was haben die denn damals gemacht? Haben die das Auto angebetet?“Gute Musik hätten die Aliens auch gleich: David Bowies „Space Oddity“läuft in dem Tesla in Dauerschleife.
Die neue Rakete ist auch für den Transport bemannter WeltraumMissionen ins All konzipiert worden. Den Plan, mit der Falcon Heavy auch Weltraumtouristen in den Orbit zu schießen, habe Musk jedoch zunächst zurückgestellt, berichteten US-Medien. Dies sei der nächsten Raketengeneration vorbehalten, die unter dem Namen Big Falcon Rocket von SpaceX entwickelt werde.
Die beiden äußeren Antriebsraketen der Falcon Heavy kehrten am Dienstag planmäßig zur Erde zurück. Dies ist für SpaceX eines der wichtigsten Erkenntnisse des Jungfernfluges. Allerdings landete der zentrale dritte Antrieb nicht wie geplant auf einer Schwimmplattform, sondern im Wasser des Atlantiks.
Musk scheut keine Konkurrenz
Musk hatte vorher die Erfolgsaussichten des Testflugs bei 50:50 angesiedelt. „Ich hatte so eine riesige Explosion auf dem Zettel“, sagte Musk. Noch Stunden vor dem Start hatte er gesagt: „Es wird entweder ein großartiger Raketenstart oder das größte Feuerwerk aller Zeiten.“
Die Wiederverwendbarkeit der ersten Zündstufe macht den Raumtransport verhältnismäßig preisgünstig. Künftig könnte das Unternehmen große, leistungsstarke Satteliten etwa für die US-Streitkräfte ins All transportieren. Bei Vorgängermissionen hatte SpaceX bereits Raumfrachter zur Internationalen Raumstation ISS geschickt und auch Spionagesatelliten in ihre Umlaufbahn gebracht. Mit Falcon Heavy wäre dies in weit größerem Umfang möglich.
Die neue Superrakete Musks ist nur ein Beispiel für das gegenwärtige Wettrüsten im Kampf um Vorteile im Weltraum. So baut sowohl die USWeltraumbehörde Nasa an einer neuen Rakete, als auch der private SpaceX-Konkurrent Blue Origin. „Wir wollen einen neuen Wettlauf im All“, sagte Musk.
Wie ein Space-Shuttle-Start
Elon Musk (46), Vater von fünf Söhnen und rastloser Unternehmer mit ungewöhnlichen Visionen, ist nicht der einzige Prominente, der Weltraum-Ambitionen hat. Der britische Unternehmer-Freigeist Richard Branson will mit seiner RaumfahrtSparte Virgin Galactic unbedingt ins All. Star-Architekt Norman Foster plant auf seinen Reißbrettern Wohnmöglichkeiten auf dem Mond.
Die Falcon Heavy ist nach Angaben von SpaceX mit 70 Metern Länge und über 60 Tonnen Nutzlast die leistungsstärkste derzeit aktiv genutzte Weltraumrakete. Sie kann damit ein Gewicht transportieren, das einem voll besetzten und vollgetankten Passagierjet des Typs Boeing 737 entspricht. Der Abschuss wurde von dem Unternehmen zu einer riesigen Show inszeniert, die in Teilen an die Starts der Space Shuttles in den 1980er-Jahren erinnert. Mehrere USFernsehsender übertrugen live.