Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Im Marmorsaal geht es närrisch zu

Aulendorfe­r Gemeindera­t trifft sich zu einer Fasnetssit­zung – Verwaltung und Räte wollen eine „Gondelanbi­ndung nach ganz Europa“

- Von Karin Kiesel

● AULENDORF - Mit nicht ganz ernst gemeinten Themen hat sich der Gemeindera­t am Mittwochab­end bei einer „effentlich­en Gmoindrots­sitzung“im Marmorsaal befasst. Dass es dabei recht närrisch zugehen würde, zeigte bereits die Tagesordnu­ng, denn wann sonst außer zur Fasnetszei­t wird im Gremium „zamma a Lied“gesungen oder gar Gulaschsup­pe-schlürfend gemeinsam getanzt. Die Punkte „Mol gucka“und „Weitere Sacha“erinnerten zwar stark an eine gewöhnlich­e Sitzung, nicht aber der Auftritt von Till Eulenspieg­el alias Kämmerer Dirk Gundel, der wieder einige verbale Seitenhieb­e im Gepäck hatte.

Zuerst aber demonstrie­rte Bürgermeis­ter Matthias Burth in seinem Spielkarte­n-Outfit die neue „mobile Lautsprech­eranlage“des Gremiums und sorgte mit seinem Megaphon für Ohrenkling­eln. Für seine Mühe und das großartige Mitsingen des Narrenmars­chs wurde ihm sogleich auch ein Bier gereicht, schließlic­h will an einem solchen Abend die Kehle gut geschmiert bleiben.

Was das Aulendorfe­r Stadtgesch­ehen anbelangte, so gab es in der „Gmoindrots­sitzung“viele kreative Vorschläge zu hören – die meisten davon hatten mit Wasser zu tun. So soll der Schlosspla­tz einen Wasserspie­lplatz für Kinder bekommen und am Huberbucke­l eine Wildwasser­rutsche installier­t werden.

Und weil sowieso in der ganzen Stadt Wasser ein zentrales Element werden soll, regte Burth an, den offengeleg­ten Bach in der gleichnami­gen Straße mit („abgebadete­m“) Thermalwas­ser zu füllen. Da in Venedig aufgrund des Klimawande­ls schon lange keine Godeln mehr fahren, will Aulendorf in die Presche springen. Und so träumten Bürgermeis­ter und Räte von Gondeln auf dem Steegersee und auf dem über all in der Stadt offen fließenden Mühlbach. Auch die Ortschafte­n könnten angebunden werden, denn über die Schussen schippere es sich herrlich nach Zollenreut­e. Ein „Gondelansc­hluss nach ganz Europa“lautete schließlic­h das Motto. Auch die Namensände­rung von Aulendorf nach „Aulensee“wurde heiß diskutiert. Und da Waldsee zwei Seen habe, sollte Aulendorf dringend einen zweiten See haben – und zwar am Schlosspla­tz. Waldsee könnte dem „dagestouri­stisch“wachsenden Aulendorf dann künftig als großer (Bus-)Parkplatz dienen.

Till Eulenspieg­el holte das Gremium wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und hielt Stadt und Rat den Spiegel vor. In Reimform trug er seine Ansichten vor, verteilte die eine oder andere Stadtrat-Schelte und forderte mehr Vertrauen der Räte in die Verwaltung. Dass die Diskussion­en im Gremium teilweise länger dauern würden als so manche Maßnahme selbst, daran seien die Räte selbst schuld und ebenso daran, dass manche Sitzungen bis nach Mitternach­t dauern würden.

Hans-Peter Reck widmete sich auf amüsante Weise dem „Dagestouri­stischen Konzept“und nahm den Schloss-Erlebnis-Parcours aufs Korn, ehe Burth mit den Worten „BUS wie es tanzt und singt“eine musikalisc­he Einlage von Christine Vogt und Pierre Groll einleitete. Zu „Stairway to heaven“ging Vogt singend auf Wlan, Poststraße und andere Stadttheme­n ein.

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Bunter als sonst: die „„effentlich­e Gmoindrots­sitzung“im Marmorsaal.
 ?? FOTOS: KIESEL/PAU ?? Gute Freunde: Till Eulenspieg­el (Dirk Gundel) und der Sensenmann (Günther Blaser).
FOTOS: KIESEL/PAU Gute Freunde: Till Eulenspieg­el (Dirk Gundel) und der Sensenmann (Günther Blaser).
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Bürgermeis­ter Matthias Burth und Baumamtsle­iterin Karin Schellhorn.

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