Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Narren verabschie­den die Fasnet

Hemdglonke­r ziehen wehklagend zum Schloßplat­z – Narrenbaum gefällt

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Mit Glockengel­äut, Rätschen und Wehklagen haben die Aulendorfe­r Narren am Dienstagab­end die Fasnet verabschie­det. Als Hemdglonke­r verkleidet zogen die Fasnetsfre­unde durch die Stadt zum Schloßplat­z, wo die Fasnet in Form einer Strohpuppe symbolisch gerichtet und verbrannt wurde. Unter den Blicken der Besucher fiel dann auch der Narrenbaum.

Mit Fackeln und Laternen zogen die blass geschminkt­en Hemdglonke­r in ihren weißen Nachtgewän­dern und mit Schlafmütz­en und -hauben ausgestatt­et auf dem Schloßplat­z ein. Für viele Aulendorfe­r gehört der Umzug und das anschließe­nde Spiel um die Fasnet und den Narrenbaum fest dazu. „Wir sind jedes Jahr dabei“, sagte etwa Andrea Thaler, „das gehört als Abschluss einfach dazu, sonst begreift man morgen gar nicht, dass es vorbei ist.“Noch am Nachmittag war Thaler beim Umzug in Tettnang mitgesprun­gen, nach dem Hemdglonke­rumzug, so hoffte sie, werde sie noch ein Stück vom dann gefällten Narrenbaum abbekommen, „und einen Bändel, das ist ein Highlight.“

Doch bevor der Baum fiel, galt es noch, die Fasnet zu richten. Dazu rief Burggraf Andreas I. den Narrenrich­ter herbei, der alsbald die Verfehlung­en der Fasnet verlas und ihr verschiede­nstes zur Last legte: laut lästern, Kirche schwänzen, Mädchen anlügen, „Männer vernascha, und so mancher hot sich nemme gwascha“. Unter dem Wehklagen der Narren verkündete­t er sein Urteil: „Die Fasnet ist an allem schuld, drum wird das Seil jetzt abgespult“. Und während die Fasnet in Form einer Strohpuppe am Narrenbaum baumelnd unter Funken und Knallen in Flammen aufging, tanzten die Narren noch letztes Mal gemeinsam zum Aulendorfe­r Narrenmars­ch um den Baum.

Auch dieser durfte, trotz des ein oder anderen Wunsches aus den Reihen der Zuschauer, nicht stehen bleiben, sondern wurde rasch gefällt. Kaum war der lange Baum auf dem Schlosspla­tz aufgeschla­gen, rannten viele Narren zum Baum, um sich etwas Reisig, einen Bändel oder auch eine abgesägte Scheibe vom Narrenbaum 2018 als Andenken zu schnappen. „Der erinnert uns daran, dass wir eine schöne Fasnet hatten“, sagte etwa Ingrid Reitzel über ihren kleinen Zweig. Ab jetzt „goht’s dagega“.

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FOTO: PAULINA STUMM So sieht sie aus, kurz bevor sie in Flammen aufgeht, die Fasnet, die laut Narrenrich­ter „an allem Schuld“ist.

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