Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Annes Naturkostladen schließt
Inhaberin nennt Konkurrenz durch Supermärkte als Aufgabegrund.
AULENDORF - Leere Regale und rote Sonderpreiskleber: Der Ausverkauf in Annes Naturkostladen in der Aulendorfer Hauptstraße neigt sich dem Ende zu. Am Freitagabend ist Schluss, dann schließt Anna-Maria Kollmer ihren Laden in der Mühlbach-Passage endgültig.
Seit mehr als 30 Jahren gebe es den Naturkostladen in Aulendorf schon, berichtet Kollmer, zunächst in den Räumen des heutigen Friseurs, später in den benachbarten Räumen der Mühlbach-Passage. Kollmer hat den Laden vor acht Jahren übernommen. Sie sei damals durch die Hauptstraße gefahren und habe um den Laden herum eine Menge Leerstand bemerkt. „Ich hatte Angst, dass der Laden ein Fehler ist, aber dann dachte ich: Ich probiere es“, sagt die Kißleggerin. Bereut hat sie das Wagnis nicht; die ersten Jahre seien gut gelaufen, auch in der Umgebung belebten Neueröffnungen den Straßenabschnitt.
„Dass wir so nicht weitermachen können, weil es immer weniger wird, ist seit ungefähr zwei Jahren klar“, sagt Kollmer. Gegen die Konkurrenz der Supermärkte, die seit ein paar Jahren Produkte auch namhafter Naturkostund Bio-Anbieter ins Sortiment aufgenommen hätten, habe sie sich nicht durchsetzen können. „Es regiert der Preis.“
Mit Beratung nicht aufzufangen
Jahrelang seien entsprechende Produkte nur im Fachhandel – Naturkostläden und Reformhäusern – verkauft worden, erzählt Kollmer, dann brachten die Firmen ihre Produkte auch auf den Großmarkt und in die Supermarktregale. Und Annes Naturkostladen wanderte die Kundschaft ab. „Das über fachliche Beratung aufzufangen, ist nicht möglich“, sagt die ausgebildete Naturkostverkäuferin. Nicht, dass die Beratung nicht nachgefragt sei, aber es komme eben auch immer wieder vor, dass Leute sich mehrfach beraten ließen, ohne dann auch nur ein einziges Produkt zu kaufen. „Am Ende war klar, so läuft das nicht.“
Seit Mitte Januar läuft nun der Ausverkauf des Ladens. Den richtigen Zeitpunkt zu finden, aufzuhören, sei nicht leicht. Auch, weil sie den Laden „gerne und mit Leidenschaft“gemacht und Herzblut hineingesteckt habe – und nicht zuletzt auch wegen der treuen Stammkunden, mit denen Kollmer auch mal ein Tässchen Tee trank und sich Zeit für ein Gespräch nahm. „Ich konnte lange davon leben, das ist jetzt deutlich schlechter“, sagt Kollmer. Sie habe aufhören wollen, bevor es schlimm werde, so komme sie „mit einem blauen Auge“davon. Zwei bis drei Mitarbeiterinnen habe sie im Laden gehabt, zurzeit sei es noch eine. Alle hätten schon andere Tätigkeiten gefunden.
In der kommenden Woche wird Kollmer den Laden leer räumen und die restlichen Regale abbauen. Über eine Nachfolgenutzung könne sie nichts sagen, einen direkten Übergang gebe es ihres Wissens nach aber nicht. Wie es für sie selbst beruflich weitergehe, sei derzeit noch nicht konkret entschieden.