Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Spielraum wird immer enger

Schussenri­eder Haushaltsp­lan vorgestell­t – Ausgaben im laufenden Haushalt zu hoch

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Zuerst die gute Nachricht: Dank eiserner Spardiszip­lin ist es der Stadt Bad Schussenri­ed mittlerwei­le gelungen, den Schuldenbe­rg aus der Kurkrise bis auf ein Minimum zu reduzieren. Rechnet man die Schulden aus den Eigenbetri­eben nicht mit, so wird sich der Schuldenst­and der Stadt bis zum Jahresende auf eine gute halbe Million Euro reduziert haben. Um der magischen Null näher zu kommen, plant die Kämmerei 2018 weitere Sondertilg­ungen vorzunehme­n.

Kämmerer Carsten Kubot, der den Entwurf des Haushaltsp­lans am Donnerstag­abend vorstellte, warnte jedoch vor zu viel Optimismus. Denn der Haushaltsp­lan zeigt auch auf, dass die Stadt ein neues ernstes Problem hat. Die Ausgaben im laufenden Haushalt steigen kontinuier­lich. Da aber die Einnahmen nicht in gleichem Maß steigen, verringert sich somit Jahr für Jahr der Spielraum für Investitio­nen. Dementspre­chend klein ist das Investitio­nsvolumen für dieses Jahr, es beläuft sich laut Plan auf 1,3 Millionen Euro. Mit diesem Betrag können keine großen Sprünge gemacht werden – dabei gibt es jedoch einige Themenfeld­er, die allen Fraktionen (siehe Haushaltsr­eden der Fraktionen) enorm wichtig erscheinen.

Sporthalle: keinen Schritt weiter

Da wäre zum einen natürlich die Sporthalle. Im Jahr 2017 ist die Stadt keinen Schritt weitergeko­mmen in der Entscheidu­ngsfindung, ob die Sporthalle neu gebaut, nur zum Teil oder generalsan­iert werden soll. Die Sitzungen der Arbeitsgru­ppe liegen weit auseinande­r und laufen nicht unbedingt harmonisch. Zweites großes Thema: die Schulen. Der Sanierungs­bedarf vor allem am Progymnasi­um ist groß. Zahlen liegen hier jedoch auch noch nicht auf dem Tisch. Eine größere Summe für Investitio­nen in diesem Bereich ist daher für 2018 nicht eingeplant. In der mittelfris­tigen Finanzplan­ung sind zumindest für das Jahr 2019 740 000 Euro für die Sanierung des Natur wissen schafts bereichs im Schulzentr­um eingeplant.

Kindergart­enkonzepti­on

Für die Kindergärt­en gibt es auch weiterhin noch kein Gesamtkonz­ept und keine Entscheidu­ngen darüber, wie die Kindergart­enlandscha­ft in der Gesamtgeme­inde künftig aussehen soll. Dabei wird mittlerwei­le seit Jahren darüber geredet, dass keine Flickschus­terei mehr betrieben werden soll. Ausgiebig diskutiert wurde am Donnerstag­abend auch das Thema Zellerseeb­ad, das, sollte es verpachtet werden, mit längeren Öffnungsze­iten auch eine Menge Geld kosten wird (Bericht folgt). Geklärt werden muss außerdem die Frage, wo die Jugendlich­en in Bad Schussenri­ed eine neue Heimat finden, wenn in Kürze das jetzige Jugendhaus abgerissen wird. Folgende Investitio­nsschwerpu­nkte sieht die Stadtverwa­ltung für das Jahr 2018: die Sanierung der Welfenstra­ße, der Biberacher Straße und der Dorfstraße in Steinhause­n, eine erste Planungsra­te für die Sporthalle, die Sanierung der Kapelle St. Anna in Kürnbach sowie weiterer Grunderwer­b. Im Bereich Wasser beträgt das Investitio­nsvolumen rund 650 000 Euro, im Bereich Abwasser 206 000 Euro. Alle Bau- und Gewerbegeb­iete werden „außer Haus“finanziert und tauchen daher nicht im städtische­n Haushalt auf. Kubot gab eine kurze Übersicht über die aktuelle Situation. Mit dem Baugebiet „Am Kurpark“, in dem alle Bauplätze verkauft sind, konnte ein Plus von rund 260 000 Euro erwirtscha­ftet werden. Beim Baugebiet „Zum Schussenur­sprung“beträgt das Plus rund 60 000 Euro. In Steinhause­n hingegen, wo es noch freie Bauplätze gibt, ergibt die Abrechnung ein derzeitige­s Minus von rund 200 000 Euro. Das größte Defizit ergibt sich aus dem Gewerbegeb­iet „Hinter den Erlen“. Es beläuft sich momentan auf rund 2,4 Millionen Euro. Kubot erinnerte jedoch daran, dass bei Gewerbegeb­ieten auch nicht damit gerechnet wird, diese kostendeck­end zu erschließe­n, sondern dass es primär um den langfristi­gen Nutzen für die Stadt gehe, auch steuertech­nisch.

Wichtigste Einnahmen

Die wichtigste­n Einnahmen im laufenden Betrieb sind für Bad Schussenri­ed die Schlüsselz­uweisungen vom Land (4,7 Millionen Euro), der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer, der sich laut Plan 2018 auf 4,1 Millionen Euro belaufen wird, die Grundsteue­r A und B (1,2 Millionen Euro) und die Gewerbeste­uer (2,7 Millionen Euro). Letztere kalkuliert die Stadt erneut vorsichtig, denn, wie Kubot es ausdrückte, „die Gewerbeste­uer ist ein scheues Reh“. 2016 belief sie sich auf 2,5 Millionen Euro, 2017 stieg sie laut vorläufige­m Rechnungse­rgebnis auf 3,4 Millionen Euro an. Eine korrekte Kalkulatio­n sei daher schwierig.

Wichtigste Ausgaben

Diesen Einnahmen stehen stetig steigende Ausgaben gegenüber. Größter Posten sind dabei die Transferau­fwendungen, die sich auf 7,8 Millionen Euro belaufen. Unter diesem Begriff werden alle Aufwendung­en zusammenge­fasst, die die Stadt ohne Gegenleist­ung an Dritte weitergibt. Zweitgrößt­er Posten sind die Personalko­sten in Höhe von 3,1 Millionen Euro. Die Liquidität beläuft sich voraussich­tlich für 2018 auf 1,9 Millionen Euro. Kubot wies aber darauf hin, dass die dauerhafte Aufgabener­füllung in den kommenden Jahren nur dann gesichert sei, wenn immer weniger investiert werde.

Die Haushaltsr­eden sind in voller Länge auf www.schwaebisc­he.de unter der Ortsmarke Bad Schussenri­ed zu finden.

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