Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Pampelhausen“soll kopfstehen
Drittliga-Volleyballer des TSV Mimmenhausen können mit einem Heimsieg gegen den VfB die Meisterschaft vorzeitig einfahren
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SALEM - 3200 Einwohner zählt der Teilort Mimmenhausen in Salem (Bodenseekreis). Dort kann am heutigen Samstag Geschichte geschrieben werden. Der Grund: Die heimischen Drittliga-Volleyballer des TSV Mimmenhausen stehen dicht vor dem Aufstieg zur zweithöchsten Spielklasse Deutschlands. Ein Derbysieg gegen den benachbarten VfB Friedrichshafen (Beginn: 20 Uhr, Sporthalle am Bildungszentrum) – fertig wäre die vorgezogene Meisterschaftsfeier. Die jüngste Erfolgsgeschichte der Volleyballabteilung beim TSV trägt einen Namen: Christian Pampel.
Zu Ehren des 212-fachen viel gereisten Nationalspielers, der schon in Italien, Russland, Katar und natürlich auch beim VfB Friedrichshafen spielte, heißt der TSV Mimmenhausen in Volleyballkreisen längst nur „Pampelhausen“. Und jetzt könnte Pampelhausen aufsteigen!
Erstmals schlug der 38-jährige Diagonalangreifer mit der stattlichen Größe von 1,98 Meter im Jahr 2015 auf Salemer Gemarkung auf. Hinter ihm lag zu diesem Zeitpunkt eine stattliche Karriere als Profivolleyballer mit zahlreichen nationalen wie internationalen Titelgewinnen: Mit dem VfB wurde Pampel mehrfacher Deutscher Meister und DVVPokalsieger, war 2003 Volleyballer des Jahres und nahm an den Olympischen Spielen in Peking teil. Nach seinen Auslandsstationen vor einigen Jahren suchte der verheiratete Familienvater zweier Kinder in Deutschland nach Möglichkeiten, „vom Profisport Abstand zu nehmen“, allerdings Volleyball weiterhin auf höherem Amateurniveau zu spielen – das war der Plan.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Nationalkader klopfte er bei mehreren Clubs am Bodensee an. „Einfach nur, um erst einmal mittrainieren zu können“, erzählt Christian Pampel. Er nahm dabei unter anderem Kontakt zum damaligen Nationalcoach und VfB-Cheftrainer Stelian Moculescu auf, eine Art Volleyball-Ziehvater für ihn – und irgendwann auch zu Klaus Diwersy. „Christian rief mich an, wir kamen ins Gespräch“, erinnert sich der langjährige Abteilungsleiter der Volleyballer des TSV Mimmenhausen. Aus dem Gespräch wurde eine Zusammenarbeit, die lange andauern soll. Zur Saison 2016/2017 übernahm Pampel die Mannschaft in der 3. Volleyballliga Süd von Trainer Agron Jakubi als Spielertrainer.
Der einzige Hauptamtliche in Mimmenhausen
„In den ersten drei Jahren unter den besten drei landen“: So lautete Pampels Vorgabe. Das klappte auf Anhieb gleich im ersten Jahr, in der laufenden Saison setzte die junge Mannschaft des 38-Jährigen, der seine ATrainerlizenz in einer Art CrashKurs für langjährige Profis erwarb, noch eins drauf: Als unangefochtener Tabellenführer kann der TSV drei Spieltage vor Schluss im Derby gegen die Zweite des VfB Friedrichshafen das Meisterstück vorzeitig perfekt machen und in die 2. Volleyball-Bundesliga aufsteigen.
„Für mich ist es hier traumhaft“, beschreibt Christian Pampel seine Arbeit in Mimmenhausen, auch wenn er nach etwas Bedenkzeit unumwunden zugibt: „Ich bin noch nicht ganz zufrieden.“Luft nach oben sieht er unter anderem in der Jugendarbeit. Hier sei der Verein derzeit händeringend auf Suche nach einem verantwortlichen Jugendleiter. Auch beim Trainingsaufwand sieht er, der einzige hauptamtliche Trainer im Verein, noch ungenutztes Potenzial. Da seine Mitspieler in der 3. Liga alle arbeiten oder studieren, müsse man mit dem Spagat zwischen Profi- und Amateursport im Trainingsalltag zurechtkommen. „Mehr trainieren“ist eines seiner Nahziele, das er in Absprache mit Abteilungschef Diwersy und seinem Team erreichen möchte.
Da sich zum Ende der laufenden Spielrunde der Aufstieg schon länger abzeichnete, stieg der TSV Mimmenhausen frühzeitig ins Verfahren zur Vorlizenzierung bei der Volleyball-Bundesliga (VBL) ein, das bislang reibungslos verläuft. „Wir verfolgen das ganz akribisch“, betont Abteilungschef Diwersy, der mit einem „Benchmark zwischen 50 000 und 70 000 Euro“rechnet, um finanziell in der nächst höheren Spielklasse zu überleben. Die endgültige Entscheidung fällt hierzu, Meisterschaft vorausgesetzt, Anfang Mai. „Das ist super, wenn es klappt. Wir freuen uns, wenn Mimmenhausen in die 2. Liga kommt“, frohlockt Ralf Hoppe vom Bundesstützpunkt VfB Friedrichshafen, der das Lizensierungsverfahren begleitet und Pampel „maßgeblichen Anteil am Erfolg“sowie „eine sensationell gute Ansprache von jungen Spielern“attestiert.
Und wie sieht Christian Pampel die räumliche Nähe zum VfB? „Dort wird immer die Volleyball-Wichtigkeit sein.“Bis auf heute Abend: Da geht es gegen den VfB um drei fehlende Punkte zum Titel. Wenn es gelingt, wird eine große Party gefeiert – und „Pampelhausen“kopfstehen.