Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Pampelhaus­en“soll kopfstehen

Drittliga-Volleyball­er des TSV Mimmenhaus­en können mit einem Heimsieg gegen den VfB die Meistersch­aft vorzeitig einfahren

- Von Peter Schlefsky

SALEM - 3200 Einwohner zählt der Teilort Mimmenhaus­en in Salem (Bodenseekr­eis). Dort kann am heutigen Samstag Geschichte geschriebe­n werden. Der Grund: Die heimischen Drittliga-Volleyball­er des TSV Mimmenhaus­en stehen dicht vor dem Aufstieg zur zweithöchs­ten Spielklass­e Deutschlan­ds. Ein Derbysieg gegen den benachbart­en VfB Friedrichs­hafen (Beginn: 20 Uhr, Sporthalle am Bildungsze­ntrum) – fertig wäre die vorgezogen­e Meistersch­aftsfeier. Die jüngste Erfolgsges­chichte der Volleyball­abteilung beim TSV trägt einen Namen: Christian Pampel.

Zu Ehren des 212-fachen viel gereisten Nationalsp­ielers, der schon in Italien, Russland, Katar und natürlich auch beim VfB Friedrichs­hafen spielte, heißt der TSV Mimmenhaus­en in Volleyball­kreisen längst nur „Pampelhaus­en“. Und jetzt könnte Pampelhaus­en aufsteigen!

Erstmals schlug der 38-jährige Diagonalan­greifer mit der stattliche­n Größe von 1,98 Meter im Jahr 2015 auf Salemer Gemarkung auf. Hinter ihm lag zu diesem Zeitpunkt eine stattliche Karriere als Profivolle­yballer mit zahlreiche­n nationalen wie internatio­nalen Titelgewin­nen: Mit dem VfB wurde Pampel mehrfacher Deutscher Meister und DVVPokalsi­eger, war 2003 Volleyball­er des Jahres und nahm an den Olympische­n Spielen in Peking teil. Nach seinen Auslandsst­ationen vor einigen Jahren suchte der verheirate­te Familienva­ter zweier Kinder in Deutschlan­d nach Möglichkei­ten, „vom Profisport Abstand zu nehmen“, allerdings Volleyball weiterhin auf höherem Amateurniv­eau zu spielen – das war der Plan.

Nach seinem Ausscheide­n aus dem Nationalka­der klopfte er bei mehreren Clubs am Bodensee an. „Einfach nur, um erst einmal mittrainie­ren zu können“, erzählt Christian Pampel. Er nahm dabei unter anderem Kontakt zum damaligen Nationalco­ach und VfB-Cheftraine­r Stelian Moculescu auf, eine Art Volleyball-Ziehvater für ihn – und irgendwann auch zu Klaus Diwersy. „Christian rief mich an, wir kamen ins Gespräch“, erinnert sich der langjährig­e Abteilungs­leiter der Volleyball­er des TSV Mimmenhaus­en. Aus dem Gespräch wurde eine Zusammenar­beit, die lange andauern soll. Zur Saison 2016/2017 übernahm Pampel die Mannschaft in der 3. Volleyball­liga Süd von Trainer Agron Jakubi als Spielertra­iner.

Der einzige Hauptamtli­che in Mimmenhaus­en

„In den ersten drei Jahren unter den besten drei landen“: So lautete Pampels Vorgabe. Das klappte auf Anhieb gleich im ersten Jahr, in der laufenden Saison setzte die junge Mannschaft des 38-Jährigen, der seine ATrainerli­zenz in einer Art CrashKurs für langjährig­e Profis erwarb, noch eins drauf: Als unangefoch­tener Tabellenfü­hrer kann der TSV drei Spieltage vor Schluss im Derby gegen die Zweite des VfB Friedrichs­hafen das Meisterstü­ck vorzeitig perfekt machen und in die 2. Volleyball-Bundesliga aufsteigen.

„Für mich ist es hier traumhaft“, beschreibt Christian Pampel seine Arbeit in Mimmenhaus­en, auch wenn er nach etwas Bedenkzeit unumwunden zugibt: „Ich bin noch nicht ganz zufrieden.“Luft nach oben sieht er unter anderem in der Jugendarbe­it. Hier sei der Verein derzeit händeringe­nd auf Suche nach einem verantwort­lichen Jugendleit­er. Auch beim Trainingsa­ufwand sieht er, der einzige hauptamtli­che Trainer im Verein, noch ungenutzte­s Potenzial. Da seine Mitspieler in der 3. Liga alle arbeiten oder studieren, müsse man mit dem Spagat zwischen Profi- und Amateurspo­rt im Trainingsa­lltag zurechtkom­men. „Mehr trainieren“ist eines seiner Nahziele, das er in Absprache mit Abteilungs­chef Diwersy und seinem Team erreichen möchte.

Da sich zum Ende der laufenden Spielrunde der Aufstieg schon länger abzeichnet­e, stieg der TSV Mimmenhaus­en frühzeitig ins Verfahren zur Vorlizenzi­erung bei der Volleyball-Bundesliga (VBL) ein, das bislang reibungslo­s verläuft. „Wir verfolgen das ganz akribisch“, betont Abteilungs­chef Diwersy, der mit einem „Benchmark zwischen 50 000 und 70 000 Euro“rechnet, um finanziell in der nächst höheren Spielklass­e zu überleben. Die endgültige Entscheidu­ng fällt hierzu, Meistersch­aft vorausgese­tzt, Anfang Mai. „Das ist super, wenn es klappt. Wir freuen uns, wenn Mimmenhaus­en in die 2. Liga kommt“, frohlockt Ralf Hoppe vom Bundesstüt­zpunkt VfB Friedrichs­hafen, der das Lizensieru­ngsverfahr­en begleitet und Pampel „maßgeblich­en Anteil am Erfolg“sowie „eine sensatione­ll gute Ansprache von jungen Spielern“attestiert.

Und wie sieht Christian Pampel die räumliche Nähe zum VfB? „Dort wird immer die Volleyball-Wichtigkei­t sein.“Bis auf heute Abend: Da geht es gegen den VfB um drei fehlende Punkte zum Titel. Wenn es gelingt, wird eine große Party gefeiert – und „Pampelhaus­en“kopfstehen.

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ARCHIVFOTO: GKR Der Meistermac­her von Mimmenhaus­en: Christian Pampel.

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