Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Keine Lösung für Mühlbach festgelegt
Sanierungsvariante für den Aulendorfer Kanal ist weiter offen – Diskussion um „Bächle“in der Bahnhofstraße
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AULENDORF - Ein „stinksaurer“SPD-Rat, Unverständnis für die Haltung der Stadtverwaltung und eine ausufernde Diskussion haben die Beratung des Aulendorfer Gemeinderats zur Sanierung und teilweisen Offenlegung des Mühlbachs in dessen jüngster Sitzung geprägt. Das Ergebnis: Wie der marode Mühlbachkanal im Bereich Bachstraße-Kolpingstraße stabilisiert wird, ist weiter unklar.
Der Mühlbachkanal ist an verschiedenen Stellen so marode, dass er dringend saniert werden muss, auch weil er teilweise unter Wohnhäusern durchläuft (SZ berichtete). Während für den Bereich Schmidgässle die Vorgehensweise klar und beschlossen ist, sind im Bereich Bachstraße-Kolpingstraße noch Fragen offen. Zur Debatte stand, den bestehenden Kanal für rund 194 000 Euro mit einem neuen Rohrsystem auszustatten und zu stabilisieren oder einen neuen Kanal zu bauen. Dieser würde dann auch in der Bachstraße und nicht mehr unter Häusern und Privatgrund verlaufen. Der alte Kanal würde mit Beton verfüllt. Da bei dieser Variante auch die bestehende, veraltete Kanalisation und jüngere Wasserleitungen in der Bachstraße neu verlegt werden müssten, ist sie mit 400 000 Euro deutlich teurer.
Machbarkeit infrage gestellt
Eigentlich hatte der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) bereits über die beiden Sanierungsvarianten beraten und mit einer knappen Mehrheit den Umgehungskanal empfohlen. Auch der Gemeinderat war sich in der Diskussion uneins. Allerdings stellte sich ob der Ausführungen des beauftragten Planers Christoph Kapitel heraus, dass überhaupt nicht sicher ist, dass die 194 000-Euro-Variante technisch überhaupt machbar ist. Das soll nun zunächst ein Statiker klären, bevor der Gemeinderat entscheidet.
Vorangegangen war dem allerdings eine ganz andere Diskussion, die ihren Ausgangspunkt in der stadtgestalterischen Idee eines „offenen Bächles“als Leitlinie vom Bahnhof in die Innenstadt hatte – und letztlich in der Frage endete, ob in die derzeit laufenden Bauarbeiten an der Poststraße eingegriffen werden sollte.
Zur eigentlich eiligen Entscheidung stand an, ob in die Poststraße am Bahnhofsplatz vorsorglich, falls die Bächle-Idee irgendwann umgesetzt werden soll, im Zuge der derzeitigen Bauarbeiten schon eine dann nötige Ableitung mitverlegt wird. Kostenpunkt: 30 000 Euro. Der AUT hatte den Einbau empfohlen. Die Stadtverwaltung schlug vor, darauf zu verzichten, da sie den städtebaulichen Mehrwert eines Bachlaufs im Verhältnis zu den Kosten und Umsetzungsproblemen nicht gerechtfertigt sah. Planer Kapitel hatte zwar Möglichkeiten vorgestellt, wie ein teilweise offener Bachlauf in der Bach- und Bahnhofsstraße machbar wäre, aber auch darauf hingewiesen, dass der Platz eng sei.
Poststraßenbaustelle tangiert
Es gehe doch nur darum, sich die Option offenzuhalten, befand FWV-Rat Ralf Michalski und kritisierte, dass die Verwaltung den Bachlauf zum Problem mache. Auch SPD-Rat Pascal Friedrich fand den Fokus auf die Probleme „schade“. Insbesondere, dass ein etwaiges Bächle gar nicht bis zur Poststraße hinuntergezogen werden könnte, da die Planungen für einen breit asphaltierten Kreuzungsbereich Bahnhofstraße/Poststraße dies nicht zulassen, stieß bei BächleVerfechter Friedrich allerdings auf heftigen Unmut.
Dieser „Vollausbau der Bahnhofstraße als Landesstraße“konterkariere die Ideen der Stadtsanierung in diesem Bereich. Die Planung sei „unverständlich“und mache ihn „stinksauer“, sagte Friedrich. Ob die Planungen für den Einmündungsbereich noch korrigiert werden könnten, wollte CDU-Rat Konrad Zimmermann wissen. Technisch und planerisch sei das möglich, sagte Bauamtsleiterin Karin SchellhornRenz, „aber ich weiß nicht, was das RP (Regierungspräsidium, Anmk. d. Red.) dazu sagt“.
Letztlich stimmte der Gemeinderat dafür, schon heute eine Ableitung für ein etwaiges „Bächle“in die Poststraße einzubauen. Bezüglich der Gestaltung des Kreuzungsbereichs Bahnhofstraße/Poststraße soll die Verwaltung mit dem Regierungspräsidium über eine Verengung sprechen.