Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Handelskri­ege schaden allen

- Von Benjamin Wagener ●» b.wagener@schwaebisc­he.de

Der US-Präsident sieht es als Spiel, als ein Spiel, das gut und leicht zu gewinnen ist. Und auf den ersten Blick trägt die Auseinande­rsetzung wirklich spielerisc­he Züge. Wenn die USA die Zölle für Stahl und Aluminium erhöhen, reagiert die Europäisch­e Union mit höheren Abgaben auf Erdnussbut­ter, Motorräder und Whiskey. Das lässt ein Spieler wie Donald Trump nicht auf sich sitzen und kündigt höhere Strafzahlu­ngen auf Autos an. Doch das ist kein Spiel, dieses Agieren und Reagieren könnte in eine gefährlich­e Eskalation und damit in einen weltweiten Handelskri­eg münden.

Dabei ist der Begriff Krieg keineswegs übertriebe­n, denn nicht zuletzt wegen der weltweit exakt aufeinande­r abgestimmt­en Wertschöpf­ungsketten hätte ein durch Handelsbes­chränkunge­n gestörter Welthandel drastische Folgen für die Volkswirts­chaften fast aller Nationen und für den Wohlstand von Millionen von Menschen. 1930 erließen die Vereinigte­n Staaten den Smoot-Hawley Tariff Act, der die Schutzzöll­e auf Tausende von Produkten auf ein Rekordnive­au anhob, um die US-Wirtschaft zu schützen. Europa reagierte mit Vergeltung­sabgaben. Die protektion­istische Politik verlängert­e die Weltwirtsc­haftskrise und trug nicht zuletzt in Italien und Deutschlan­d zum Aufstieg der Faschisten bei.

Vor dem Hintergrun­d dieser Erfahrung baute die internatio­nale Gemeinscha­ft nach dem Zweiten Weltkrieg Organisati­onen wie die Welthandel­sorganisat­ion auf, um dem internatio­nalen Handel ein System von Regeln zu geben. Streitigke­iten sollten vor Gericht geklärt werden – und nicht für die Welt gefährlich­e Handelskri­ege auslösen können, so die Idee. Trump stellt diese Handelsord­nung jedoch infrage.

Europa muss dennoch dem naheliegen­den Wunsch nach Vergeltung widerstehe­n. Die US-Zölle werden die Weltwirtsc­haft belasten, weitere Strafabgab­en als Gegenmaßna­hme vergrößern den Schaden jedoch. Die Europäisch­e Union darf das gefährlich­e Spiel Trumps nicht mitspielen und muss sich stattdesse­n Partner suchen, um die regelbasie­rte internatio­nale Handelsord­nung zu retten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany