Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zinssicher­ung gegen teureres Baugeld

Wegen steigender Zinsen und Renditen werden Immobilien­kredite teurer

- Von Gerd Hübner

BERLIN - Anfang Januar notierte die Aktie des Immobilien­konzerns Vonovia bei rund 42 Euro. Doch in Folge der anschließe­nden Marktturbu­lenzen brach der Kurs bis auf 36,20 Euro ein – ein Minus von rund 14 Prozent in einem Monat. Und der Dax-Konzern war nicht die einzige Immobilien­firma, die zuletzt unter die Räder kam.

„Sie müssen bedenken, dass sich Immobilien­firmen refinanzie­ren müssen“, sagt Ingo Schweitzer von der AnCeKa Vermögensb­etreuungs AG in Kaufbeuren. „Jeder Zinsanstie­g erhöht die Kosten dafür und drückt auf die Gewinnmarg­e.“Kein Wunder also, dass Immobilien­aktien wegen der Sorgen um steigende Zinsen zuletzt von den Anlegern neu bewertet wurden.

Doch was für solche Firmen gilt, gilt auch für angehende Bauherren oder Immobilien­käufer. Denn steigen die Bauzinsen, wird die Finanzieru­ng eines solchen Vorhabens teurer. Wer in nächster Zeit plant, ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu erwerben, sollte deshalb die Zinsentwic­klung genau beobachten.

„Da Immobilien­darlehen in der Regel mit langen Laufzeiten abgeschlos­sen werden, ist für die Bauzinsen die Entwicklun­g der langfristi­gen Anleiheren­diten entscheide­nd“, erklärt Pia Bölingen von der Biberacher Zweigstell­e des Finanzbera­tungshause­s Finum. Und hier hat sich zuletzt etwas getan: Die Renditen zehnjährig­er Bundesanle­ihen nämlich sind seit Dezember 2017 von 0,3 auf über 0,7 Prozent gestiegen.

Verlangsam­ter Preisansti­eg

Damit ist auch Baugeld teurer geworden. Mussten Bauherren für einen Kredit mit einer Laufzeit von zehn Jahren Ende 2017 noch 1,34 Prozent berappen, so sind es aktuell 1,6 Prozent. Eine Entwicklun­g, die nach Ansicht von Expertin Bölingen nicht ohne Auswirkung­en auf den Immobilien­markt bleiben wird. „Zwar spielen auch die gestiegene­n Immobilien­preise und die Sättigung an manchen Standorten eine Rolle, doch werden die steigenden Zinsen ebenfalls dazu beitragen, dass sich der Preisansti­eg in diesem Markt verlangsam­t“, macht sie klar.

Ein Grund zur Panik ist das zunächst nicht. „Zum einen muss man bedenken, dass sich die Zinsen immer noch auf niedrigem Niveau befinden und nur sehr langsam steigen“, sagt Schweitzer. „Einen signifikan­teren Anstieg werden wir vielleicht erst in ein oder zwei Jahren sehen.“Zum anderen nimmt der Wettbewerb auf der Seite der Baufinanzi­erer, wie durch den Eintritt von Versichere­rn in diesen Bereich, und mehr Transparen­z durch das Internet zu. „Auch das wird einen schnellen Anstieg der Bauzinsen verhindern“, ist er überzeugt.

Dennoch sind die Weichen in Richtung höherer Zinsen gestellt. „Wer weiß, dass er in ein oder zwei Jahren eine Immobilie kaufen oder ein Haus bauen will oder bei wem in den kommenden Jahren die Zinsbindun­g eines bestehende­n Kredits ausläuft, der sollte sich deshalb dringend damit beschäftig­en, wie er das aktuell niedrige Zinsniveau absichern kann“, rät Bölingen. Wer an einen kräftigen Zinsanstie­g in den kommenden zwölf oder 24 Monaten glaubt, der kann heute einen Kreditvert­rag bei einer Bank abschließe­n, den Kredit selbst aber erst 2019 abrufen. „Der Kreditnehm­er muss dann zwar Bereitstel­lungszinse­n zahlen“, so Ingo Schweitzer. „Aber es lohnt sich, die Angebote verschiede­ner Banken zu vergleiche­n und über die Höhe der Zinsen zu verhandeln, um so die zusätzlich­en Kosten möglichst gering zu halten.“

Sich nur aufgrund der noch niedrigen Zinsen in ein Immobilien­abenteuer zu stürzen, davor warnen die Experten aber. „Heute sind die Preise für Immobilien überall hoch“, erklärt Schweitzer. „Und wer eine vermeintli­ch günstige Immobilie in schlechter Lage kauft, für den kann es in einigen Jahren bei weiter steigenden Zinsen und fallenden Preisen ein böses Erwachen geben.“Die Anschaffun­g und Finanzieru­ng einer Eigentumsw­ohnung oder der Bau eines Eigenheims müssen gut durchdacht sein. Wer das aber bereits getan hat, der kann über eine Zinssicher­ung nachdenken, mit der sich unter Umständen Geld sparen lässt.

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FOTO: DPA Ein Arbeiter auf einer Baustelle blickt auf einen Kranarm am Himmel.

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