Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Trumps überraschende Wende im Nordkorea-Konflikt
Eine Zusammenkunft mit Kim Jong-un wäre eine Sensation – Politische Folgen sind noch nicht absehbar
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WASHINGTON - Niemand hatte damit gerechnet. US-Präsident Donald Trump und der koreanische Machthaber Kim Jong-un wollen sich treffen. Das wäre historisch und eine Sensation – und doch nur ein erster Schritt.
Die Volte von Trump wirkt umso sensationeller, wenn man bedenkt, was ihr alles vorausgegangen ist an rhetorischen Scharmützeln. Vor sieben Monaten sprach er von Feuer und Zorn, von der alles vernichtenden Antwort, die er geben werde, falls Nordkorea seine nuklearen Angriffsdrohungen wahr mache. Dann war Kim Jong-un der „Raketenmann“, der sich auf selbstmörderischer Mission befinde. Und nun die Wende, von Trump scheinbar ebenso spontan eingeläutet, wie er im August in seinem Golfclub in New Jersey urplötzlich das Szenario von „Fire and Fury“heraufbeschwor.
So wie es sein Pressestab schildert, holte der US-Präsident den südkoreanischen Emissär Chung Eui-yong kurzerhand ins Oval Office, als der Gast, den er erst am nächsten Tag treffen sollte, im Westflügel des Weißen Hauses erste Gespräche führte. Chung, wenige Tage zuvor in der Rolle des Krisenmanagers nach Pjöngjang gereist, übermittelte das Angebot Kim Jong-uns, sich mit Trump zu treffen. Und der sagte sofort zu. Mehr noch, er forderte den Besucher auf, es den Reportern im Weißen Haus doch bitte gleich mitzuteilen. So kam es, dass Chung, nach einem Telefonat mit seinem Staatschef in Seoul, noch am Donnerstagabend nach US-Ostküstenzeit für „World News“sorgte.
Die Sequenz der Ereignisse ist schon deshalb relevant, weil sie illustriert,