Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Verlage suchen Kontakt zu Bloggern und Youtubern

Autorinnen kritisiere­n Bevorzugun­g von Männern bei der Vergabe literarisc­her Preise

- Von Nada Weigelt und Lisa Forster

LEIPZIG (dpa) - Dass die Buchbranch­e sich im Umbruch befindet, zeigt sie auch und besonders auf der Leipziger Buchmesse: Blogger machen den klassische­n Literaturk­ritikern Konkurrenz. Autorinnen beklagen ein Machtgefäl­le und fordern mehr Teilnahme am Literaturb­etrieb. Eines bleibt aber immer gleich: Auf der Buchmesse in Leipzig drängen sich die Menschen. So verzeichne­te die Messe bereits in den ersten beiden beiden Tagen einen leichten Besucherzu­wachs.

In der Buchbranch­e gewinnen Blogger, Youtuber und Co. weiter an Einfluss, wenn es darum geht, neue und junge Leser zu gewinnen. „Wir können über diese Medien Zielgruppe­n erreichen, die das klassische Feuilleton nicht mehr anspricht“, sagte der Teamleiter Online-Marketing des Suhrkamp Verlags, Demian Sant’Unione, am Freitag bei einer Podiumsdis­kussion. Längst haben die Verlage eigene Ansprechpa­rtner, um Kontakt zu der Szene zu halten. Beim Carlsen Verlag etwa, der auf Kinderund Jugendbüch­er spezialisi­ert ist, sind drei Mitarbeite­r ausschließ­lich dafür zuständig. „Wir haben großes Interesse, langfristi­g mit Bloggern zusammenzu­arbeiten, die ihre eigenen Empfehlung­en glaubwürdi­g vertreten“, so Ute Nöth, bei Carlsen verantwort­lich für die Beziehunge­n zu den „Social Influencer­n“, also den sozial einflussre­ichen Bloggern.

Nach der Einschätzu­ng des Verbands Bücherfrau­en hat auch der Literaturb­etrieb ein Sexismus-Problem. „Auf jeden Fall haben wir in der Buchbranch­e ein Machtgefäl­le zwischen Männern und Frauen“, sagte die Vorsitzend­e Jana Stahl. Die Bücherfrau­en sind ein Netzwerk für Frauen aus Buchhandel, Verlagen, Agenturen und anderen Bereichen des Literaturb­etriebs. In einer internen Umfrage unter den rund 1000 Verbandsan­gehörigen meldeten sich demnach etwa zehn Prozent mit Erfahrunge­n zu sexueller Belästigun­g zu Wort.

Die Autorin Nina George („Das Lavendelzi­mmer“) kritisiert­e mangelnde Repräsenta­tion von Autorinnen in den Medien. So machten Rezensione­n über Werke von Frauen nur etwa ein Viertel aller Buchbespre­chungen aus, sagte die 44-Jährige, die dem Präsidium des Schriftste­llerverban­ds PEN-Zentrum Deutschlan­d angehört. Das sei ein Strukturpr­oblem, das sich auch durch andere Bereiche des Literaturb­etriebs ziehe. „Ich habe in einem Jahr mal die Literaturp­reise gezählt. Bei den etwa 150 wichtigen, hoch dotierten Preisen gewannen Autoren rund fünfmal häufiger als Autorinnen.“Der Börsenvere­in des Deutschen Buchhandel­s führt nach Angaben einer Sprecherin keine Statistik zum Geschlecht­erverhältn­is der deutschen Autoren.

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FOTO: DPA Laut Jana Stahl, Vorsitzend­e des Vereins Bücherfrau­en, hat auch der Literaturb­etrieb ein SexismusPr­oblem.

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