Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Südbahn: Strecke Ulm-Aulendorf wird als erste gesperrt
Spatenstich in der kommenden Woche – Bahnreisende müssen ab September mit Beeinträchtigungen rechnen
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KREIS RAVENSBURG - Für die Elektrifizierung der Südbahn steht am Freitag, 23. März, der Spatenstich in Baienfurt (Niederbiegen) an. In knapp vier Jahren sollen dann bis Ende 2021 in vier Baubereichen auf rund 130 Kilometern Oberleitungen von Ulm bis nach Lindau errichtet sowie geschwindigkeitsfördernde Maßnahmen umgesetzt werden. Die Kosten für das Projekt liegen aktuell bei 250 Millionen Euro. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Mitglieder des Planungsausschusses des Regionalverbands BodenseeOberschwaben in ihrer jüngsten Sitzung erhalten haben.
Die so genannte Südbahn führt von Ulm über Biberach, Aulendorf und Ravensburg nach Friedrichshafen. Sie ist eine der wenigen zweigleisigen Hauptstrecken in Deutschland, die noch nicht elektrifiziert sind. Mit der Anpassung der Strecke für eine maximale Geschwindigkeit von 160 statt heute 140 Kilometer pro Stunde verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Ulm und Friedrichshafen. Durch die Elektrifizierung erhalten die Regionen Bodensee und Oberschwaben eine deutlich bessere Anbindung sowohl an die Fernbahnstrecke Stuttgart-Ulm-Augsburg als auch nach Bregenz. Damit wird auch ein Lok-Wechsel in Ulm überflüssig. Die Eingliederung des Verkehrs in Taktfahrpläne wird deutlich erweitert.
Doch bis es soweit ist, müssen sich Bahnreisende noch auf einige Unannehmlichkeiten einstellen. Ab September 2018 sind die ersten abschnittsweisen Vollsperrungen der Südbahn geplant. Das betrifft zuerst die Strecke Ulm-Aulendorf. Aktuell laufen die Planungen für einen Schienenersatzverkehr während der Bauphase. Am Ulmer Hauptbahnhof werden zwei Haltepunkte eingerichtet. Die IRE/RE-Linien aus Stuttgart werden nach Neu-Ulm durchgebunden. Dort findet am zentralen Umsteigepunkt dann der Übergang zum Schienenersatzverkehr (SEV) statt. Den Planungen des SEV liegen die heutigen Fahrgastzahlen im Schienenverkehr zugrunde. Entsprechende Busse sind nach Auskunft der DB Regio vorhanden, jedoch könnte es nach deren Angaben schwierig werden, genügend Busfahrer zu bekommen (mehr als 40 werden in Spitzenzeiten benötigt.)
Auch auf der Weiterfahrt nach Stuttgart sind Beeinträchtigungen zu erwarten. Durch die verzögerte Fertigstellung von Stuttgart 21 ergibt sich eine neue Sachlage. Über die dann vermutlich schon einige Jahre in Betrieb befindliche Neubaustrecke Wendlingen-Ulm können Züge Stuttgart nicht direkt anfahren. Sie müssten über die sogenannte „Wendlinger Kurve“auf die alte Filstalstrecke umgeleitet werden. Dadurch wird es voraussichtlich zu Veränderungen in den Fahrplänen bei den schnelllaufenden Verbindungen im gesamten Großknoten Stuttgart kommen. Dies zöge zusätzlich Anpassungsbedarf für die Linien auf der Südbahn nach sich. Erste Planungen dazu werden im Sommer 2018 erwartet.