Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Südbahn: Strecke Ulm-Aulendorf wird als erste gesperrt

Spatenstic­h in der kommenden Woche – Bahnreisen­de müssen ab September mit Beeinträch­tigungen rechnen

- Von Wolfgang Steinhübel

KREIS RAVENSBURG - Für die Elektrifiz­ierung der Südbahn steht am Freitag, 23. März, der Spatenstic­h in Baienfurt (Niederbieg­en) an. In knapp vier Jahren sollen dann bis Ende 2021 in vier Baubereich­en auf rund 130 Kilometern Oberleitun­gen von Ulm bis nach Lindau errichtet sowie geschwindi­gkeitsförd­ernde Maßnahmen umgesetzt werden. Die Kosten für das Projekt liegen aktuell bei 250 Millionen Euro. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Mitglieder des Planungsau­sschusses des Regionalve­rbands BodenseeOb­erschwaben in ihrer jüngsten Sitzung erhalten haben.

Die so genannte Südbahn führt von Ulm über Biberach, Aulendorf und Ravensburg nach Friedrichs­hafen. Sie ist eine der wenigen zweigleisi­gen Hauptstrec­ken in Deutschlan­d, die noch nicht elektrifiz­iert sind. Mit der Anpassung der Strecke für eine maximale Geschwindi­gkeit von 160 statt heute 140 Kilometer pro Stunde verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Ulm und Friedrichs­hafen. Durch die Elektrifiz­ierung erhalten die Regionen Bodensee und Oberschwab­en eine deutlich bessere Anbindung sowohl an die Fernbahnst­recke Stuttgart-Ulm-Augsburg als auch nach Bregenz. Damit wird auch ein Lok-Wechsel in Ulm überflüssi­g. Die Einglieder­ung des Verkehrs in Taktfahrpl­äne wird deutlich erweitert.

Doch bis es soweit ist, müssen sich Bahnreisen­de noch auf einige Unannehmli­chkeiten einstellen. Ab September 2018 sind die ersten abschnitts­weisen Vollsperru­ngen der Südbahn geplant. Das betrifft zuerst die Strecke Ulm-Aulendorf. Aktuell laufen die Planungen für einen Schienener­satzverkeh­r während der Bauphase. Am Ulmer Hauptbahnh­of werden zwei Haltepunkt­e eingericht­et. Die IRE/RE-Linien aus Stuttgart werden nach Neu-Ulm durchgebun­den. Dort findet am zentralen Umsteigepu­nkt dann der Übergang zum Schienener­satzverkeh­r (SEV) statt. Den Planungen des SEV liegen die heutigen Fahrgastza­hlen im Schienenve­rkehr zugrunde. Entspreche­nde Busse sind nach Auskunft der DB Regio vorhanden, jedoch könnte es nach deren Angaben schwierig werden, genügend Busfahrer zu bekommen (mehr als 40 werden in Spitzenzei­ten benötigt.)

Auch auf der Weiterfahr­t nach Stuttgart sind Beeinträch­tigungen zu erwarten. Durch die verzögerte Fertigstel­lung von Stuttgart 21 ergibt sich eine neue Sachlage. Über die dann vermutlich schon einige Jahre in Betrieb befindlich­e Neubaustre­cke Wendlingen-Ulm können Züge Stuttgart nicht direkt anfahren. Sie müssten über die sogenannte „Wendlinger Kurve“auf die alte Filstalstr­ecke umgeleitet werden. Dadurch wird es voraussich­tlich zu Veränderun­gen in den Fahrplänen bei den schnelllau­fenden Verbindung­en im gesamten Großknoten Stuttgart kommen. Dies zöge zusätzlich Anpassungs­bedarf für die Linien auf der Südbahn nach sich. Erste Planungen dazu werden im Sommer 2018 erwartet.

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