Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Spiel um die Ehre
Die Bundesliga-Begegnung der Häfler Volleyballer mit den Berlin Volleys gleicht eher einem Freundschaftsspiel
● FRIEDRICHSHAFEN - Die Häfler Volleyballer sind seit 32 Spielen ungeschlagen. Doch die Siegesserie könnte am Sonntag in der ZF-Arena vorbei sein. Im Bundesliga-Spiel gegen die Berlin Recycling Volleys will der Häfler Trainer Vital Heynen „nicht alle Mittel nutzen, um zu gewinnen“. Das Spiel der beiden besten Mannschaften Deutschlands gleicht eher einem Freundschaftsspiel.
Berlin gegen Friedrichshafen – nach der Champions-League-Begegnung am Mittwoch (3:2 für den VfB) könnten die Zuschauer ein ähnlich nervenaufreibendes Spiel erwarten. Doch die ersten beiden Plätze der Liga-Tabelle stehen fest. Der VfB Friedrichshafen steht sicher an der Spitze. Die BR Volleys können nicht mehr vom zweiten Platz vertrieben werden. Das Bundesliga-Hauptrundenspiel am Sonntag ist somit eigentlich überflüssig. „Da spielen wir um nichts. Man spielt vielleicht noch um die Ehre oder so“, sagt Heynen.
Es sind zwei ebenbürtige Mannschaften. In der Champions-LeagueHinrunde haben lediglich Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage entschieden. Ein wichtiger Faktor bei den beiden Spielen in den nächsten Tagen ist die mentale Stärke. Die hat den Häflern am Mittwoch den Sieg gebracht und könnte auch in den nächsten Duellen entscheidend sein.
Durch die Siegesserie und den Erfolg in Berlin haben die Häfler Selbstvertrauen angehäuft. Eine Niederlage am Sonntag können sie also ertragen, wenn es vier Tage später in der Rückrunde um das Weiterkommen in der Champions League geht. Damit seine Spieler dann fit sind, will Heynen einige Leistungsträger schonen: „Ich denke, wir müssen zuerst nach uns selbst gucken. Wir sind sicher die ersten in der Liga. Was wir zu verteidigen haben, ist unser Stolz und dass wir 32 Spiele hintereinander gewonnen haben. Aber dem steht gegenüber, dass viele Spieler müde sind und wir schauen müssen, wer 100 Prozent fit ist. Wir entscheiden am Sonntag, wie es läuft.“
Das heißt allerdings nicht, dass der Häfler Trainer schlicht seine BMannschaft spielen lässt. Der VfB Friedrichshafen rühmt sich damit, dass ihm 13 gleichstarke Spieler angehören. Tatsächlich gibt es nur wenige herausragende Spieler mit viel Erfahrung: Zuspieler Simon Tischer, Libero Markus Steuerwald und Mittelblocker Philipp Collin. Die Spielweise der Häfler lebt von vielen Wechseln und Flexibilität. Es ist das Zusammenspiel der Mannschaft, das den Erfolg ausmacht, weniger die Leistung einzelner großer Namen.
Und dennoch: Wenn Heynen Schlüsselfiguren wie Tischer oder Steuerwald am Sonntag an der Seitenlinie stehen lässt, nimmt er eine Niederlage gegen die gleichstarken Berliner in Kauf. Das hätte für ihn den Vorteil, dass er die Siegesserie abreißen lassen könnte, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Auch die Spieler könnten so die erste Niederlage der Saison leichter wegstecken.
Psychologische Spielchen
Es ist ein psychologisches Spiel, das auch Stelian Moculescu beherrscht. Beide Trainer loben die gegnerische Mannschaft in den Himmel und wollen ihre eigene Mannschaft nicht als Favorit bezeichnen. Moculescu kann nach einer Niederlage argumentieren, dass er die Berliner erst seit wenigen Wochen trainiert.
Am Sonntag steht der ehemalige Häfler Trainer erstmals als Gasttrainer in der ZF-Arena, seinem ehemaligen „Wohnzimmer“. „Beide Mannschaften müssen nicht gewinnen. Das Spiel ist nur, um den alten Trainer Stelian Moculescu in der Halle zu empfangen“, sagt Heynen.
Verschenken wollen die Häfler Spieler den Sieg allerdings nicht. „Man will natürlich trotzdem gut spielen, man will gewinnen. Es ist immer ein bisschen Prestige dabei“, sagt Kapitän Tischer. „Wir werden am Sonntag nicht mit angezogener Handbremse spielen“, sagt laut VfBPressebericht auch Diagonalangreifer Daniel Malescha. Denn auch das gehört zur Psychologie im Aufeinandertreffen der beiden Dauerrivalen: Er befürchtet, dass die Berliner sonst wenige Tage später mit breiter Brust in die Champions-League-Rückrunde zurückkehren.