Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ochsenhausen schlägt den Rekordmeister
3:2 gegen Düsseldorf im Champions-League-Halbfinale
● OCHSENHAUSEN – Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben im ersten Halbfinale der Tischtennis-Champions-League einen 3:2-Sieg über Rekordmeister Borussia Düsseldorf gefeiert und haben damit gute Chancen, nach langer Zeit wieder ins Endspiel einzuziehen. Mutmaßlicher Gegner wäre dann der russische Titelverteidiger Orenburg, der bei Sporting Lissabon 3:0 siegte. Der Olympia-Teamdritte Dimitrij Ovtcharov feierte in Portugal nach seiner Kapselentzündung ein siegreiches Comeback.
In Ochsenhausen brachte der 21-jährige Brasilianer Hugo Calderano, zuletzt beim Worldcup-Turnier in Doha im Finale, die TTF durch ein 13:11, 8:11, 11:9, 11:4 gegen den 20 Jahre jungen Schweden Anton Källberg in Front. Es war das Duell zwei der mit am größten Talente außerhalb Asiens. Calderano wehrte im ersten Durchgang vier Satzbälle ab und zeigte auch im vorentscheidenden dritten beim Stand von 0:4 und 8:9 Kampfund Nervenstärke.
Der Franzose Simon Gauzy, nach seinen drei Monate währenden Rückenproblemen seit drei Wochen wieder im Einsatz, bekam es danach im Spitzeneinzel mit Rekord-Europameister Timo Boll zu tun, der Nr. 1 der Welt. Gauzy, Nr. 8 im Ranking, hatte Boll vor zwei Jahren einmal vier Mal in Folge geschlagen. Auch am Freitagabend legte er einen brillanten Start hin und ging mit 11:8, 11:8 in Front. Der 23-Jährige dominierte vor allem die langen Ballwechsel gegen sein 14 Jahre älteres früheres Vorbild, auch mit Gauzys Aufschlag hatte Boll Probleme. Zwar zeigte der Hesse beim 11:3 im dritten Satz sein altes, geniales Können, im vierten aber hieß es erneut 8:11. Für Boll war es die erst zweite Niederlage in dieser ChampionsLeague-Saison (bei elf Siegen).
Die 2:0-Führung gab dem früheren polnischen EM-Dritten Jakub Dyjas vor 550 begeisterten Zuschauern in der Liebherr-Sporthalle zunächst Auftrieb. Der 22-Jährige, der zuweilen mit seinen Nerven zu kämpfen hat, führte gegen den Schweden Kristian Karlsson mit 11:9, 7:11, 11:5 und 5:1, verlor dann aber den Faden: 9:11 und 7:11 hieß es am Ende, nur drei Punkte waren die TTF von einem 3:0-Sieg entfernt.
Also mussten Calderano und Boll erneut zum Duell, wie bereits in Doha, wo der Brasilianer 4:1 gewonnen hatte. Und auch diesmal zeigte der Youngster, über welch enormes Potenzial er verfügt – allerdings nur drei Sätze lang, ehe Boll einen Gang hochschaltete, während Calderano müde wirkte und mit 9:11, 11:9, 13:11, 5:11, 4:11 unterlag. Gauzy hatte nun gegen Källberg den Druck – und hielt ihm stand: 11:6, 7:11, 5:11, 11:7, 11:8 hieß es am Ende für den Franzosen. Trotz des Ochsenhausener 3:2-Siegs ist Düsseldorf im Rückspiel am 6. April allerdings immer noch leichter Favorit.