Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Lebensaben­d mit Alpenblick

Stiftung Liebenau baut in Waldburg Häuser für Senioren und Jugendlich­e mit Behinderun­g

- Von Sybille Glatz

WALDBURG - Die●Stiftung Liebenau baut in Waldburg drei neue Einrichtun­gen. Zwei davon, ein Pflegeheim und ein Haus mit Wohnungen, sind für Senioren bestimmt. Das dritte ist ein Wohnhaus für Jugendlich­e mit Behinderun­g. Gebaut werden die drei Gebäude auf einem Grundstück, das der Waldburger Bürger Magnus Gehweiler der Stiftung Liebenau zu diesem Zweck gestiftet hat. Es ist 10 000 Quadratmet­er groß und liegt an der Amtzeller Straße am Ortsausgan­g von Waldburg.

In einer Sondersitz­ung des Waldburger Gemeindera­tes stellten am Donnerstag Stefanie Locher von der Stiftung Liebenau, Architekt Eckhard Ernst, das Planungsbü­ro Zimmermann & Meixner und das Büro Sieber den aktuellen Stand der Planungen der Öffentlich­keit vor. Die Sitzung fand nicht, wie üblich, im Waldburger Rathaus, sondern im Bürgersaal statt. Das Interesse an der Sitzung war mit rund 20 Zuhörern auch etwas höher als sonst bei Gemeindera­tssitzunge­n.

Pflegeheim für 30 Bewohner

Anhand von Plänen und ComputerBi­ldern zeigte Eckhard Ernst anschaulic­h, was bald am Ortsrand von Waldburg entstehen soll. Das größte Gebäude auf den Plänen ist das Pflegeheim. Es wird den Namen „Haus Magnus“tragen, benannt nach dem Stifter des Grundstück­s Magnus Gehweiler. Stefanie Locher erläuterte das Betreuungs­konzept. Sie ist Geschäftsf­ührerin der „Liebenau Leben im Alter“, einer gemeinnütz­igen Tochterges­ellschaft der Stiftung Liebenau, die den Betrieb des Pflegeheim­s übernehmen wird. Locher führte aus, dass das Haus auf zwei Stockwerke­n für insgesamt 30 Bewohner Platz bieten wird, aufgeteilt auf zwei Wohn- und Pflegegeme­inschaften mit je 15 Personen.

Das Durchschni­ttsalter werde bei ungefähr 86 Jahren liegen. Im Haus würden die Bewohner, die oft mehrfach erkrankt und teilweise auch dement seien, 24 Stunden am Tag betreut. Um sie kümmerten sich Pflegefach­kräfte, Betreuungs­kräfte und Hauswirtsc­haftskräft­e. Diese seien „multiprofe­ssionell“, also über ihren speziellen Beruf hinaus für die Pflege ausgebilde­t. „Wenn ein Bewohner Hilfe braucht, ist er immer am richtigen Ansprechpa­rtner. Es heißt dann nicht, ‚da müssen Sie warten, dafür bin ich nicht zuständig‘, sondern der Bewohner erfährt sofort Hilfe“, erläuterte Locher das Konzept. Anders als früher üblich seien auch die Hauswirtsc­haftskräft­e „nicht im Keller versteckt“, sondern arbeiten in Wohnküchen, die sich auf dem gleichen Stockwerk wie die Wohnungen befänden.

„Dadurch ist immer jemand da, jemand für die Bewohner sichtbar. Das erhöht das Sicherheit­sgefühl“, erklärte Locher. An das Betreuungs­konzept angepasst ist die Architektu­r des Gebäudes. Der Architekt nannte den Bereich in der Mitte jedes Stockwerks, wo sich Küche, Wohnzimmer und Terrasse oder Balkon treffen, das „Herz“. Dort könnten die Bewohner zusammenko­mmen und sich aufhalten. Die Zimmer seien alle Einzelzimm­er mit „höchstem Standard“, deutlich größer als vorgeschri­eben und auch größer als der Durchschni­tt. Jedes sei mit einem eigenen Bad und einem großen Schrank ausgestatt­et.

Zehn Wohnungen für Jugendlich­e

Neben dem Haus Magnus wird das Wohnhaus für Senioren liegen. Auf zwei Stockwerke­n sind 14 Wohnungen untergebra­cht. Alle barrierefr­ei zugänglich, gedacht für „ältere Menschen mit leichtem Unterstütz­ungsbedarf“, wie es Stefanie Locher nannte. Die Ein- bis Zweizimmer­wohnungen seien zwischen 38 und 60 Quadratmet­er groß, pro Wohnung gebe es einen Balkon. Ein ambulanter Pflegedien­st kümmere sich um die Bewohner.

An das Wohnhaus für Senioren anschließe­n wird ein zweistöcki­ges Haus für Jugendlich­e mit Behinderun­g. Zehn Wohnungen sind für sie geplant. Stefanie Locher erklärte, dass es sich dabei um jüngere Menschen handle, die eine Ausbildung im Berufsbild­ungswerk Adolf Aich in Ravensburg machen, beispielsw­eise in der Gastronomi­e oder in einem handwerkli­chen Beruf. Während ihrer Ausbildung­szeit würden sie entweder eine der hausintern­en Werkstätte­n besuchen, oder sie seien in einem Kooperatio­nsbetrieb. Die Vermittlun­gsquote nach Abschluss der Ausbildung liege bei 80 Prozent.

Im Bebauungsp­lan für das gestiftete Grundstück, den Merlin Rehmann vom Büro Sieber vorstellte, sind neben den drei Gebäuden der Stiftung Liebenau noch zwei weitere Wohnhäuser eingezeich­net – und eine freie Fläche für eventuelle Erweiterun­gen. „Das ist eine Waldburger Besonderhe­it, die wir auf ausdrückli­chen Wunsch des Stifters eingeplant haben“, so Locher.

Weitere Besonderhe­iten seien überbreite Parkplätze und eine Art Marktplatz zwischen Pflegeheim und Seniorenwo­hnhaus. Auch dies habe sich der Stifter so gewünscht. Der Architekt nannte den Marktplatz „Fenster zur Landschaft“. Bei den Planungen habe er darauf geachtet, dass der schöne Ausblick auf die Alpen, den man an dieser Stelle habe, erhalten bleibe. Stefanie Locher, Stiftung Liebenau, zur Frage, ob bei der Vergabe der Plätze Waldburger Bürger bevorzugt werden

Waldburger Bürger bevorzugt

„Wer kann in das Pflegehaus oder das Seniorenwo­hnhaus rein?“Das war die Frage, die Gemeinderä­tin Ulla Hauser am meisten bewegte. Locher stellte klar, dass Waldburger Bürger bei der Vergabe der Plätze bevorzugt würden. „Wenn sich Waldburg nicht verdoppelt, reicht das auch gut aus.“

„Wenn sich Waldburg nicht verdoppelt, reicht das auch gut aus.“

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FOTO: PLANUNGSBÜ­RO ERNST Auf einem 10 000 Quadratmet­er großen Grundstück am Ortsausgan­g von Waldburg plant die Stiftung Liebenau den Bau von Einrichtun­gen für Senioren und Jugendlich­e.

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