Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Mehr als bewegend
50 Jahre KBZO in Weingarten
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WEINGARTEN - Auftakt zum Jubiläumsjahr: Rund 150 Schüler, Gäste, Mitarbeiter, Beteiligte und Freunde haben am Freitagnachmittag im Laurentius-Speisehaus die erste Veranstaltung zum 50. Geburtstag des Körperbehindertenzentrums Oberschwaben (KBZO) gefeiert.
Ulrich Raichle, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, erinnerte an die Anfänge im Jahr 1968, als sich drei Familien mit behinderten Kindern in einem Verein zusammenschlossen. Was zunächst mit einem Kindergarten anfing, mit einer Schule ihre Fortsetzung fand, hat sich über die Jahre zu einem Projekt mit 25 Standorten in zwölf Städten und Gemeinden in den Landkreisen Ravensburg, Biberach, Sigmaringen und dem Bodenseekreis entwickelt.
Bedarf steht im Mittelpunkt
„Dabei steht der Bedarf eines jeden einzelnen Kindes im Mittelpunkt“, sagte Raichle und verknüpfte damit das Leitbild der Stiftung: Jeder Mensch hat ein Recht auf die Entwicklung seiner individuellen Fähigkeiten in sozialen Bezügen.
Raichle nannte das Konzept der „unterstützenden Kommunikation“beispielhaft für die KBZO. Kommunikation sei individuelle Förderung, aber auch Teilhabe und soziales Miteinander. Was daraus entstehen kann, zeigten auf der Bühne Felix Pascher und Pascal Wörner. Beide können nicht sprechen und verständigen sich mittels ihrer Talker. Die Sketche, die die beiden 20-Jährigen vortrugen, hatten jedoch auch noch eine andere Dimension.
Witze über Menschen mit Behinderung sind ein absolutes Tabu. Das macht man nicht, das gehört sich nicht, das ist empörend. Doch wie ist es, wenn Menschen mit Behinderung über sich selbst Witze machen? Darf man dann lachen? Man muss sogar lachen, denn was die beiden 20-Jährigen an Wortwitz zu bieten hatten, lässt einen Tabus und Anständigkeit vergessen. Und man wird unwillkürlich mit seinem eigenen Umgang mit Menschen mit Behinderung konfrontiert und schaut in den Spiegel.
Blick in die Zukunft
Sicherlich hat die Einrichtung in ihrer Geschichte wichtiges für Menschen mit Behinderung erreicht. „Doch“, so der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf die Zukunft, „haben wir noch viel Arbeit beim Thema Inklusion vor uns.“Als Beispiel nannte er vor allem die Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Nur einem sehr geringen Prozentsatz ist es vergönnt, ein wirklich eigenständiges und selbstbestimmtes Leben mit einer Perspektive zu führen.
Mit dem Bus unterwegs
Ein T2 war der erste Bus der Stiftung, der damals 4500 Mark gekostet hat. Ein roter T2 wird auch die zahlreichen Veranstaltungen begleiten, die in diesem Jahr noch folgen werden. Am Ende soll der Bus gewinnbringend verkauft werden. Krönender Abschluss des Jubiläumsjahrs wird ein großer Festakt im Oktober sein.