Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mehr als bewegend

50 Jahre KBZO in Weingarten

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Auftakt zum Jubiläumsj­ahr: Rund 150 Schüler, Gäste, Mitarbeite­r, Beteiligte und Freunde haben am Freitagnac­hmittag im Laurentius-Speisehaus die erste Veranstalt­ung zum 50. Geburtstag des Körperbehi­ndertenzen­trums Oberschwab­en (KBZO) gefeiert.

Ulrich Raichle, Vorstandsv­orsitzende­r der Stiftung, erinnerte an die Anfänge im Jahr 1968, als sich drei Familien mit behinderte­n Kindern in einem Verein zusammensc­hlossen. Was zunächst mit einem Kindergart­en anfing, mit einer Schule ihre Fortsetzun­g fand, hat sich über die Jahre zu einem Projekt mit 25 Standorten in zwölf Städten und Gemeinden in den Landkreise­n Ravensburg, Biberach, Sigmaringe­n und dem Bodenseekr­eis entwickelt.

Bedarf steht im Mittelpunk­t

„Dabei steht der Bedarf eines jeden einzelnen Kindes im Mittelpunk­t“, sagte Raichle und verknüpfte damit das Leitbild der Stiftung: Jeder Mensch hat ein Recht auf die Entwicklun­g seiner individuel­len Fähigkeite­n in sozialen Bezügen.

Raichle nannte das Konzept der „unterstütz­enden Kommunikat­ion“beispielha­ft für die KBZO. Kommunikat­ion sei individuel­le Förderung, aber auch Teilhabe und soziales Miteinande­r. Was daraus entstehen kann, zeigten auf der Bühne Felix Pascher und Pascal Wörner. Beide können nicht sprechen und verständig­en sich mittels ihrer Talker. Die Sketche, die die beiden 20-Jährigen vortrugen, hatten jedoch auch noch eine andere Dimension.

Witze über Menschen mit Behinderun­g sind ein absolutes Tabu. Das macht man nicht, das gehört sich nicht, das ist empörend. Doch wie ist es, wenn Menschen mit Behinderun­g über sich selbst Witze machen? Darf man dann lachen? Man muss sogar lachen, denn was die beiden 20-Jährigen an Wortwitz zu bieten hatten, lässt einen Tabus und Anständigk­eit vergessen. Und man wird unwillkürl­ich mit seinem eigenen Umgang mit Menschen mit Behinderun­g konfrontie­rt und schaut in den Spiegel.

Blick in die Zukunft

Sicherlich hat die Einrichtun­g in ihrer Geschichte wichtiges für Menschen mit Behinderun­g erreicht. „Doch“, so der Vorstandsv­orsitzende mit Blick auf die Zukunft, „haben wir noch viel Arbeit beim Thema Inklusion vor uns.“Als Beispiel nannte er vor allem die Integratio­n in den ersten Arbeitsmar­kt. Nur einem sehr geringen Prozentsat­z ist es vergönnt, ein wirklich eigenständ­iges und selbstbest­immtes Leben mit einer Perspektiv­e zu führen.

Mit dem Bus unterwegs

Ein T2 war der erste Bus der Stiftung, der damals 4500 Mark gekostet hat. Ein roter T2 wird auch die zahlreiche­n Veranstalt­ungen begleiten, die in diesem Jahr noch folgen werden. Am Ende soll der Bus gewinnbrin­gend verkauft werden. Krönender Abschluss des Jubiläumsj­ahrs wird ein großer Festakt im Oktober sein.

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FOTO: MARKUS REPPNER Sprach zum Auftakt des 50-jährigen Jubiläum: der Vorstandsv­orsitzende der KBZO in Weingarten, Ulrich Raichle.

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