Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aulendorf bekommt einen Bürgerbus
Gemeinderat macht Weg frei für einen barrierefreien 8-Sitzer.
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AULENDORF - Die Stadt Aulendorf richtet einen Verkehrsbetrieb für den Bürgerbus ein. Das hat der Gemeinderat am Montagabend beschlossen und auch den Weg frei gemacht für den Kauf eines barrierefreien Niederflurbusses für insgesamt rund 95 000 Euro. Bis der Bürgerbus aber tatsächlich an den geplanten fünf Tagen in der Woche durch Aulendorf und die Teilorte rollt, wird es noch etwas dauern. Der Bus hat eine voraussichtliche Lieferzeit von sechs Monaten.
„Super, dass es endlich so weit ist! Jetzt haben wir eine feste Basis und können weiterarbeiten“, fasst Wolfgang Bartel, Vorsitzender des Bürgerbusvereins, seine Erleichterung in Worte und freut sich, dass der Beschluss beinahe einstimmig – bei einer Gegenstimme von Oliver Jöchle (FVW) – fiel. Damit habe er eigentlich nicht gerechnet, nicht zuletzt, da sich mehrere Gemeinderäte in der Vergangenheit immer wieder schwertaten mit der vom Verein geplanten Version eines Bürgerbusses. Eine gewisse Restskepsis an den Erfolgsaussichten des Projekts und leichte „Bauchschmerzen“ob der Kosten waren auch aus den Stellungnahmen am Montagabend herauszuhören – aber auch grundsätzliche Zustimmung.
„Große Aufgabe für Verein“
„Ich denke, es ist eine große Aufgabe für so einen Verein. Ich wünsche ihm guten Erfolg und dass die Aulendorfer das Angebot annehmen“, sagte Konrad Zimmermann und kündigte eine Zustimmung seiner CDU-Fraktion an. Der Bürgerbus böte für Menschen, die nicht so mobil seien und für die Barrierefreiheit wichtig sei, eine Möglichkeit. Auch Pierre Groll (BUS) betonte, der öffentliche Personennahverkehr sei „grundsätzlich eine gute Sache“, aber eben „nicht ganz billig“. Dass Bürger für Bürger führen, sei da ein auch finanziell interessanter Ansatz. „Das Modell an sich finden wir gut, und wir wünschen, dass es erfolgreich wird.“Allerdings seien 12 000 Euro Abmangel „nicht ganz wenig“für eine „arme Stadt“, darum habe man sich schwergetan. „Je mehr Leute mitfahren, desto mehr Spaß macht’s den Ehrenamtlichen – und desto mehr Spaß macht es uns, das Geld auszugeben.“
Der Bürgerbus sei „ein wichtiges Thema aus finanzieller Sicht“, sagte FWV-Rat Ralf Michalski, plädierte dafür, den Abmangel möglichst gering zu halten, und sprach von einer „Hoffnung, dass der Bürgerbus gut angenommen wird“. Er forderte auch einen Termin, zu dem Kosten und Erfolg des Bürgerbusses ausgewertet werden sollten, um gegebenenfalls „die Notbremse“zu ziehen. Ein Jahr nach Inbetriebnahme wird nach aktuellem Beschluss ein Erfahrungsbericht im Gemeinderat vorgestellt.
Der Bus selbst wird als barrierefreier Niederflurbus ausgebaut und kostet 95 000 Euro. Im städtischen Haushalt sind bislang 30 000 Euro für den Buskauf eingestellt, das Land fördert den Kauf, nachdem der Bus noch bis Ende des Monats bestellt wird, mit weiteren 30 000 Euro und der Bürgerbusverein ist zuversichtlich, den Restbetrag beisteuern zu können. Bislang hat er Zusagen für rund 21 000 Euro an Spenden- und Werbeeinnahmen.
Land bezuschusst Kauf
Zugestimmt hat der Gemeinderat auch einem Geschäftsbesorgungsvertrag, der die Aufgabenverteilung zwischen Stadt und Bürgerbusverein regelt. Betreiber und Konzessionsträger der Buslinie ist die Stadt. Sie trägt auch die Unterhaltskosten. Den tatsächlichen Betrieb und die Organisation der Fahrten übernimmt indes der Bürgerbusverein.
Fahren werden den Bus ehrenamtliche Busfahrer. Denn das ist ein Grundprinzip dieser zivilgesellschaftlich getragenen Mobilitätsprojekte: Bürger fahren für Bürger. Noch allerdings fehlen Aulendorfer, die sich als Fahrer einbringen wollen. Obwohl noch nicht alle 14 Interessenten die ärztliche Fahrtauglichkeitsuntersuchung durchlaufen hätten, zeichne sich ab, dass nicht alle als Fahrer infrage kämen. Langfristig rechnet der Verein mit 20 Fahrern, die für den Betrieb des Bürgerbusses an fünf Wochentagen nötig sind, um etwa auch bei mehreren Krankheitsfällen betriebsbereit zu sein.
Bürger fahren für Bürger
Die kommenden voraussichtlich rund sechs Monate bis zur Lieferung des Bürgerbusses will der Verein nutzen, um weitere Werbeflächen auf dem Bus zu verkaufen, ehrenamtliche Fahrer zu gewinnen und das Bürgerbus-Projekt in der Bevölkerung bekannt zu machen. Die Idee von BUS-Rat Pierre Groll, als Werbemaßnahme Gutscheine für eine kostenlose Fahrt zu verschenken, findet Bartel indes gut: „Das haben wir schon am letzten Schlossfest gemacht.“