Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ex-Kämmerer hat Weingarten verlassen
Michael Sonntag tritt neuen Posten als Kämmerer in der Gemeinde Illmensee an
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WEINGARTEN - Der ehemalige Kämmerer Michael Sonntag hat die Stadt Weingarten verlassen und ist bereits Kämmerer der Gemeinde Illmensee im Landkreis Sigmaringen. Das haben Sonntag und die Stadt Weingarten auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt. Bereits seit dem 19. Februar arbeitet Sonntag in Illmensee, ist durch einen Passus im Beamtenrecht aber weiterhin bei der Stadt Weingarten angestellt. Michael Sonntag hatte im Zuge der Aufarbeitung der Krankenhaus-14-NothelferKrise durch eine zurückgenommene Falschaussage vor Gericht unrühmliche Bekanntheit erlangt und war deswegen in der Folge von seiner Aufgabe als Weingartener Kämmerer entbunden worden. Auch als Kandidat für die – letztlich erfolglose –Bürgermeisterwahl im Jahr 2016 in seiner Heimatgemeinde Schlier war Sonntag öffentlich in Erscheinung getreten.
„Mit der Abordnung konnte eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten gefunden werden“, sagte Oberbürgermeister Markus Ewald. Ferner betonte die Stadtverwaltung, dass es der ausdrückliche Wunsch von Sonntag gewesen sei, nach Illmensee zu wechseln. „Das ist für mich eine Chance in einer führenden Position im Finanzwesen Verantwortung zu übernehmen“, sagte Sonntag auf SZ-Nachfrage. „Ich bin eben ein Finanzler.“Und genau diese Finanzthemen werden ihn bei seinem neuen Posten noch intensiver beschäftigen. Schließlich leben in Illmensee gerade einmal 2000 Menschen, was wiederum die Größe der Kämmerei im Vergleich zu Weingarten erheblich verringert. „Ich werde ein breiteres Spektrum abdecken und muss mehr Aufgaben selber übernehmen, weil ich nicht auf andere Leute zurückgreifen kann“, erklärt Sonntag.
Und doch wird er auf dem Papier weiterhin bei der Stadt Weingarten angestellt sein. Möglich macht dies die sogenannte Abordnung. Dabei wird ein Beamter vorübergehend auf einer anderen Dienststelle oder aber für einen anderen Dienstherrn eingesetzt. Die Stadt Weingarten, als bisherige Dienststelle, bleibt weiterhin zuständig für die wesentlichen Maßnahmen, wie beispielsweise Beförderungen. Die neue Dienststelle ist zuständig für alle arbeitsorganisatorischen Belange. „Das ist ein ganz normales Verfahren“, erklärt Sonntag und auch die Stadt Weingarten unterstreicht: „Bei einer Abordnung handelt es sich um einen normalen, nicht unüblichen beamtenrechtlichen Vorgang.“
Stadt Weingarten spart sich Gehalt
Finanziell entstehen der Stadt Weingarten durch das Konstrukt im Übrigen keine Nachteile. Zwar bezahlt sie Sonntag weiterhin, bekommt den Betrag jedoch zu 100 Prozent von der Gemeinde Illmensee erstattet. Da das Beamtenrecht vorsieht, dass die Stelle während der Abordnung nicht neu besetzt werden darf, spart sich die Stadt sogar Sonntags Gehalt. Das dürfte sich auch nach der Abordnung – aktuell ist sie auf 24 Monate befristet – nicht ändern. Denn sollte Sonntag dauerhaft nach Illmensee wechseln, würde sein Posten bei der Stadt Weingarten nicht nachbesetzt werden. Das könnte aber auch schon früher der Fall sein. Schließlich kann Sonntag auch einen offiziellen Antrag auf Versetzung stellen. „Das ist wie eine Probezeit. Wir lernen uns gerade kennen“, erklärt Sonntag, dessen mittelfristiges Ziel aber eine dauerhafte Versetzung ist.
Zurückgenommene Falschaussage vor Gericht
In Weingarten war er in der Kämmerei zuletzt mit einigen Sonderprojekten beauftragt, wie beispielsweise der Abrechnung der Konversion des Argonnen-Areals oder aber auch der Einführung des neuen Kommunalen Haushaltsrechts. Wichtig war der Stadtverwaltung dabei stets zu betonen, dass Sonntag keine öffentlichkeitswirksamen Aufgaben übernahm. Schließlich hatte er im Juni 2015 seinen Posten als Weingartener Kämmerer räumen müssen, nachdem er vor dem Amtsgericht Bad Waldsee falsch ausgesagt hatte. Eigentlich war Sonntag damals als Zeuge im Prozess gegen den ehemaligen 14-Nothelfer-Geschäftsführer Paul Blechschmidt, der wegen Urkundenfälschung angeklagt worden war, geladen gewesen. Doch Sonntag verstrickte sich in Widersprüche und korrigierte nach hartnäckigen Nachfragen von Richter und Rechtsanwalt seine Aussagen. Daher wurde gegen Sonntag in der Folge auch wegen Falschaussage ermittelt. Allerdings wurde das Verfahren eingestellt, weil Sonntag seine Aussagen während des Prozesses noch korrigiert hatte.
Verbundenheit zur Stadt Weingarten bleibt
Trotz dieser turbulenten Ereignisse, die Sonntag letztlich seinen Posten als Kämmerer kosteten und ihm nur ein Passus im Beamtenrecht die Weiterbeschäftigung in der Weingartener Kämmerei ermöglichte, blickt er nicht im Groll zurück. „Ich verlasse die Stadt mit keinen negativen Erfahrungen“, sagt er. Daher will Michael Sonntag Weingarten, Schlier und natürlich auch seinem Fanfarenzug Malteser auch in Zukunft treu bleiben.