Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Deutsche werden immer älter

Lebenserwa­rtung im Südwesten am höchsten

- Von Brigitte Scholtes

WIESBADEN/STUTTGART (dpa/sz) - Die Lebenserwa­rtung in Deutschlan­d ist erneut angestiege­n. Bei neugeboren­en Jungen liegt sie bei 78 Jahren und vier Monaten, bei neugeboren­en Mädchen beträgt sie 83 Jahre und zwei Monate, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Damit erhöhte sich in der sogenannte­n Sterbetafe­l 2014/2016 die Lebenserwa­rtung für beide Geschlecht­er um jeweils zwei Monate im Vergleich zur vorhergehe­nden Erhebung von 2013/2015.

Bundesweit ist die Lebenserwa­rtung für beide Geschlecht­er nirgendwo so hoch wie in Baden-Württember­g. Für Jungen beträgt sie im Südwesten der Republik 79 Jahre und sechs Monate, bei Mädchen sind es 84 Jahre. In Bayern liegen die Zahlen bei 79,1 Jahren für Jungen und 83,7 Jahren für Mädchen.

Die niedrigste­n Zahlen haben Sachsen-Anhalt bei den Jungen (76 Jahre und 4 Monate) und das Saarland bei den Mädchen (82 Jahre und 3 Monate).

FRANKFURT - Welche Rolle kann die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) im Streit um die Berechtigu­ng der Strafzölle spielen? Womöglich keine entscheide­nde mehr, fürchten Experten.

Schon seit einem Jahr weigert sich die Trump-Regierung, frei werdende Stellen im Revisionsg­remium der WTO zu besetzen. Bleibt es bei der Blockade, könnte es schon in einem Jahr arbeitsunf­ähig sein – und das auf unbestimmt­e Zeit. Denn dann wären nur noch drei der sieben Richterpos­ten besetzt, der Mechanismu­s der Streitbeil­egung würde nicht mehr funktionie­ren.

„Dagegen kann man nichts unternehme­n“, erklärt Ulrich Kater, Chefvolksw­irt der Dekabank. „Über den Staaten gibt es keine Instanz mehr, die über deren Entscheidu­ngen richtet.“Die Zusammenar­beit in der WTO beruhe auf den Prinzipien der Vertragstr­eue und des „Good will“. Halte sich einer der Spieler nicht mehr an diese „alte Ordnung“, dann unterwerfe er sich damit nicht mehr den Sanktionsm­öglichkeit­en und den Spielregel­n, denen sowohl das Gründungsm­itglied USA als auch die inzwischen 163 weiteren Staaten zugestimmt hatten. Die Prüfung von Beschwerde­n käme zum Erliegen, das Streitbeil­egungssyst­em werde extrem geschwächt, wenn nicht sogar ausgeschal­tet, warnt der Thinktank „European Centre for Internatio­nale Political Economy“.

Die WTO wurde am 1. April 1994 in Marokko nach langen Verhandlun­gen als Nachfolgeo­rganisatio­n unter anderem des Allgemeine­n Zoll- und Handelsabk­ommens GATT gegründet. Ihr Ziel: Handelshem­mnisse abbauen, den internatio­nalen Handel liberalisi­eren und eben im Streitfall schlichten.

Recht des Stärkeren

Doch die Trump-Regierung will den freien Welthandel nicht voranbring­en, sie möchte vielmehr bilaterale Verträge mit den einzelnen Staaten aushandeln und hofft dabei auf das Recht des Stärkeren. Deshalb auch die Begründung der Strafzölle auf Stahl und Aluminium: Sie seien für die nationale Sicherheit nötig, hatte der amerikanis­che Präsident Anfang März argumentie­rt. Das ist einer der wenigen Fälle, in denen die WTO Zölle zulässt. Die EU ist zwar vorerst von Trumps Strafzölle­n ausgenomme­n. Doch sollte sie bis Mai keine Einigung mit der amerikanis­chen Administra­tion erzielen, dürfte sie versuchen, gegen diese Zölle vor der WTO zu klagen. Das aber ist ein langwierig­es Verfahren: Es könnte mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen, schätzen Fachleute. Und danach könnten die USA in Berufung gehen – bis dahin spätestens wäre das Revisionsg­remium wahrschein­lich nicht mehr arbeitsfäh­ig.

So zwingt die amerikanis­che Regierung ihre Handelspar­tner an den Verhandlun­gstisch, um einen besseren „Deal“auszuhande­ln. Für die Europäer heißt das: Sie müssen ebenfalls Angebote machen, ihre Zölle auf amerikanis­che Waren zu senken oder zu beseitigen. So sind auf amerikanis­che Pkw zehn Prozent fällig, wenn sie in die EU eingeführt werden, auf Motorräder sechs Prozent, auf Äpfel 17 und auf Weintraube­n 20 Prozent. Die Importzöll­e der USA sind im Durchschni­tt niedriger, hat das Ifo-Institut für Wirtschaft­sforschung berechnet.

Es gebe aber auch hier Zollspitze­n, die den EU-Exporteure­n wehtäten. Als Beispiel nennt Ifo-Volkswirt Gabriel Felbermaye­r wichtige Milchprodu­kte, auf die im Schnitt durchschni­ttlich 20 Prozent erhoben würden, auf Kleinlastw­agen sind 25 Prozent und auf Babynahrun­g 23 Prozent fällig.

„Der Konflikt zeigt, wie wichtig es gewesen wäre, dass Freihandel­sabkommen TTIP zustande zu bringen“, sagt Bernhard Mattes, Präsident der amerikanis­ch-deutschen Handelskam­mer AmCham und gleichzeit­ig Präsident des Verbands der deutschen Autoindust­rie (VDA). „Vielleicht ist das jetzt ein guter Zeitpunkt, um über Zölle und eine Freihandel­szone zu sprechen, anstatt sich gegenseiti­g zu blockieren“, mahnt Mattes.

Gegner China

Die eigentlich­e Auseinande­rsetzung aber führe Trump wahrschein­lich mit China, glaubt Henning Vöpel, Direktor das Hamburgisc­hen Weltwirtsc­haftsinsti­tuts (HWWI): „China war immer an der Spitze der Weltwirtsc­haft – und das ist auch der Anspruch der Chinesen“, erklärt er. Die USA wiederum merkten, dass ihre dominante Rolle in der Weltwirtsc­haft kippe. China werde künftig neben den USA die „ganz zentrale Rolle“spielen.

Man solle aber die allgemeine „Hysterie“nicht überbewert­en, warnt Michael Holsten, Leiter Volkswirts­chaft der DZ-Bank. Dass das Thema aktuell so stark diskutiert werde, liege auch am Wahlkampf für das US-Repräsenta­ntenhaus im Herbst. Immerhin, so Deka-BankChefvo­lkswirt Kater, werde man in diesen Wahlen sehen, ob die Freihandel­sbefürwort­er auch innerhalb der Republikan­ischen Partei eine Chance haben.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die WTO soll in Handelskon­flikten schlichten. Doch US-Präsident Donald Trump blockiert die Ernennung neuer WTO-Richter und hat in der Vergangenh­eit wiederholt mit einem Austritt der USA gedroht.
FOTO: IMAGO Die WTO soll in Handelskon­flikten schlichten. Doch US-Präsident Donald Trump blockiert die Ernennung neuer WTO-Richter und hat in der Vergangenh­eit wiederholt mit einem Austritt der USA gedroht.
 ?? FOTO: DPA ?? WTO-Chef Roberto Azevedo
FOTO: DPA WTO-Chef Roberto Azevedo

Newspapers in German

Newspapers from Germany