Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Politiker besorgt über Antisemitismus unter Schülern
Mobbing, Gewalt und Morddrohungen gegen Juden an Berliner Schulen – Eltern schlagen Alarm
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BERLIN - „Beschämend und unerträglich“sei das, meldet sich Außenminister Heiko Maas (SPD) während seines Antrittsbesuches in Israel zu Wort. „Jede Form von Antisemitismus müssen wir uns entschieden entgegenstellen.“Der SPD-Politiker reagiert entsetzt auf Meldungen über immer neue und drastischere Fälle von Antisemitismus, Mobbing und Gewalt gegen Juden an Berliner Schulen.
Weil sie nicht an Allah glaube, sei ein jüdisches Mädchen aus der 2. Klasse von muslimischen Schülern angegriffen worden, hatte die „Berliner Zeitung“berichtet. Die Schülerin sei sogar mit dem Tod bedroht worden. Es sei kein Einzelfall an der Paul-Simmel-Grundschule in Berlin Tempelhof. Schüler, die als „Du Jude“beschimpft werden, islamistische Hassvideos, die die Runde machen, religiöses Mobbing, Gewalt und Morddrohungen – keine Ausnahmen in der Hauptstadt. So habe in einer Chatgruppe ein Schüler ein Enthauptungsvideo verbreitet. Eltern schlugen Alarm. Die Schulleitung machte den Fall publik.
„Wenn Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer Religion oder ihrer Herkunft unter Druck gesetzt oder bedroht werden, ist das nicht hinnehmbar“, schaltet sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey ein. Die SPD-Politikerin weiß als ehemalige Bezirksbürgermeisterin von Berlin Neukölln um die Problematik. „Dagegen muss aktiv und konsequent in der Schule und unter Einbeziehung der Eltern vorgegangen werden“, fordert Giffey Konsequenzen. Die Konflikte der Welt würden immer häufiger auf Schulhöfe transportiert – umso wichtiger sei es, dass mit Schülerinnen und Schülern darüber diskutiert werde, fordert sie. Wichtig seien professionelle Partner in der Jugendsozialarbeit und in der Schulsozialarbeit, genauso wie Projekte, die Respekt und Toleranz förderten.
Vermehrt Anrufe bei Hotline
Im Bundesinnenministerium erinnert man daran, dass bereits seit Oktober 2017 bei der Radikalisierungshotline des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vermehrt Anrufe von Lehrern und Schulpsychologen eingegangen seien. „Das bestätigt die große Sorge, dass schon Grundschulkinder und Schüler islamistische oder radikalisierende Tendenzen aufweisen können“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU). „Es ist nicht zu tolerieren, dass dschihadistische oder gewaltbereite Gruppierungen in der Alltags- und Lebenswelt von Schülern, insbesondere im digitalen Raum, werben“, sagte er. Es müsse verhindert werden, dass es zu einer Zunahme der Identifizierung mit ausgrenzenden, fundamentalen oder gewaltverherrlichenden Überzeugungen komme oder ‚Jugendsubkulturen‘ entstehen würden, so der CSU-Politiker. „Insbesondere die Schulen selbst sind dazu aufgerufen, nachdrücklich einer zunehmenden Verrohung unter den Schülern entgegenzuwirken.“
Der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, meint: „Es ist Gott sei Dank noch nicht der Regelfall, aber wir registrieren vergleichbare Fälle an bestimmten Schulen immer häufiger“, sagte er. Dabei gingen die Übergriffe nicht nur von muslimischen Schülern aus.