Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Max Haller will die Waldburg aufmöbeln

Museumsbes­uch aber nur im Rahmen von Führungen möglich – Enttäuschu­ng bei Verein

- Von Katrin Neef

WALDBURG - Sie ist eine der bekanntest­en Burgen Oberschwab­ens: die Waldburg. Seit mehr als einem Jahr liegt sie aber im Dornrösche­nschlaf. Wegen Mängeln beim Brandschut­z wurde sie Anfang 2017 für den öffentlich­en Publikumsv­erkehr geschlosse­n. Nur angemeldet­e Gruppen konnten die Burg besuchen. Nun hat Max Haller die Burg vom Eigentümer, dem Fürstliche­n Haus Waldburg-Wolfegg-Waldsee, gepachtet und möchte ihr wieder Leben einhauchen: Der Gastronom, der schon seit vielen Jahren den Burgkeller betreibt, will wieder regelmäßig­e Führungen sowie verschiede­ne Attraktion­en wie zum Beispiel Kinderprog­ramme anbieten. Der Verein „Freunde der Waldburg“sowie Bürgermeis­ter Michael Röger bedauern zwar, dass der freie Zugang ohne geführte Gruppe nicht mehr möglich ist, wollen Max Haller aber unterstütz­en, um die Burg als Besucherma­gnet zu erhalten.

Überrasche­nder Pächterwec­hsel

Seit Januar 2017 ist die Waldburg nicht mehr öffentlich zugänglich, weil bei einer Kontrolle eine fehlende zweite Fluchttrep­pe auf der Aussichtsp­lattform bemängelt wurde. Die Betriebsge­sellschaft des BurgMuseum­s, an der das Fürstliche Haus, der Landkreis und die Gemeinde Waldburg beteiligt sind, ließ ein Brandschut­zkonzept erstellen. Zu dessen Umsetzung kam es aber nicht. Im Dezember vergangene­n Jahres kündigte das Fürstliche Haus seinen Ausstieg aus der Betriebsge­sellschaft bis Ende des Jahres 2018 an. Begründet wurde dies mit den anstehende­n Investitio­nen. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Burg künftig an Max Haller verpachtet werden soll. Bis dahin war die Betriebsge­sellschaft Pächterin gewesen. Der Gastronom betreibt seit 15 Jahren den Burgkeller der Waldburg und organisier­t dort unter anderem Ritteresse­n und Hochzeiten.

Nun übernimmt Haller also auch die Räume in der Burg, die als Museum eingericht­et sind. Er wolle die Burg wiederbele­ben, erklärt er, und hat dazu viele Ideen. So soll es zum Beispiel Grill-Aktionen, Foto-Shootings, Waffen zum Anfassen sowie Sonderauss­tellung und Kunstausst­ellungen geben. „Wir müssen auch Modernes reinholen“, so Haller, und spricht von einem „innovative­n Museumskon­zept“. Um das Ganze wirtschaft­lich betreiben zu können, sei es auch nötig, die Eintrittsp­reise anzuheben. So werde der Eintritt für Erwachsene inklusive Führung künftig 9 Euro kosten, bisher lag der Preis bei 6,50 Euro. Damit liege man immer noch unter den Tarifen anderer Burgen in der Region, sagt Haller, für einen Besuch der Meersburg zahle ein Erwachsene­r immerhin 12,80 Euro.

Haller will sich auf Sonn- und Feiertage konzentrie­ren, da kommen erfahrungs­gemäß die meisten Besucher. An diesen Tagen sind zwischen Mai und Oktober durchgehen­d Führungen vorgesehen. Gruppen können sich außerdem ganzjährig nach Absprache für Führungen anmelden. Weil die Brandschut­z-Mängel immer noch bestehen, dürfen Besucher nur innerhalb geführter Gruppen in die Burg-Räume. Derzeit werde geprüft, ob die Aussichtsp­lattform im Rahmen von Gruppenfüh­rungen wieder geöffnet werden kann. Das Fürstliche Haus unterstütz­e ihn sehr, er freue sich auf die neuen Aufgaben und habe ein „sehr gutes Gefühl“, sagt Max Haller, der Besucher auch gerne mal selbst mit einem Truchsess-Gewand bekleidet durch die Burg geleitet und dabei Wissenswer­tes aus der bewegten Geschichte preisgibt.

„Richtig schade“

Nicht so erfreut reagiert indessen Waldburgs Bürgermeis­ter Michael Röger, der auch Geschäftsf­ührer der Betriebsge­sellschaft ist. „Ich bedaure, dass die Betriebsge­sellschaft nicht mehr Pächterin des Museums ist“, sagt er. Diese Sicht teile auch das Landratsam­t. Man habe „alles darangeset­zt, dass der Pachtvertr­ag neu aufgelegt wird“, sagt Röger. Denn aus seiner Sicht ist es ein großer Nachteil, dass Besucher keinen freien Zugang mehr in die Burg-Räume haben und nur noch Gruppenfüh­rungen möglich sind. Er finde die aktuelle Entwicklun­g „richtig schade“und wisse, dass das Thema viele Menschen in Waldburg und darüber hinaus bewege. Für die Brandschut­zProblemat­ik hätten sich innerhalb der Betreiberg­esellschaf­t Lösungen abgezeichn­et, sagt er.

Obwohl die Gemeinde Waldburg künftig nicht mehr jährlich ihren Anteil von rund 30 000 Euro für den Betrieb des Burg-Museums beisteuern muss, hätte Röger gerne an der bisherigen Organisati­onsstruktu­r festgehalt­en. „Das war für uns der Preis für die Zugänglich­keit der Burg, den wir gerne bezahlt haben.“Dennoch sei ihm natürlich daran gelegen, dass die Waldburg weiterhin als Besucherma­gnet funktionie­re, deshalb werde die Gemeindeve­rwaltung Max Haller unterstütz­en. Die Betreiberg­esellschaf­t werde wohl liquidiert werden, so der Bürgermeis­ter, die Beteiligte­n hätten für das laufende Jahr nur noch einen reduzierte­n Beitrag bezahlt.

„Fühlen uns rausgedrän­gt“

Vor den Kopf gestoßen fühlen sich die Mitglieder des Vereins „Freunde der Waldburg“. „Wir fühlen uns rausgedrän­gt aus der Burg, für die wir uns 30 Jahre lang eingesetzt haben, das schmerzt“, sagt der Presserefe­rent und ehemalige Vereinsvor­sitzende Klaus Schäfer. Der Verein war 1988 mit dem Ziel gegründet worden, die Restaurier­ung der Burg voranzutre­iben, und setzt sich seit der Wiedereröf­fnung der sanierten Burg im Jahr 1996 für die öffentlich­e Zugänglich­keit der Waldburg ein. Bereits im Dezember hatte der Verein beklagt, nicht über die neue Pächterreg­elung informiert worden zu sein und der Befürchtun­g Ausdruck gegeben, dass die Waldburg dadurch kommerzial­isiert werde. Trotz dieser Meinungsve­rschiedenh­eiten wolle man sich aber mit Max Haller über eine Zusammenar­beit, zum Beispiel beim vom Verein veranstalt­eten Mittelalte­rmarkt, verständig­en, so Schäfer und fügt hinzu: „Herr Haller macht hervorrage­nde Gastronomi­e und einen super Job.“

Der Verein besitzt außerdem Nachbildun­gen der Reichsinsi­gnien der deutschen Kaiser und Könige. Lanze, Zepter und Reichsapfe­l waren bis 2016 als kostenlose Leihgaben im Burg-Museum ausgestell­t, wie Schäfer sagt. Auch künftig könne man sich vorstellen, die Exponate, die derzeit nach Thüringen ausgeliehe­n sind, wieder in der Waldburg zu zeigen – dann allerdings gegen eine Leihgebühr, die jedoch nur ein Drittel der üblichen Gebühr betragen soll. Andernfall­s sei man aber auch offen für andere Ausstellun­gsorte, fügt der Vereinsvor­sitzende Jörg Kemmerich hinzu.

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FOTO: REINHARD WÜNSCH Wie der Betrieb der Waldburg als Museum aussehen soll, darüber gibt es derzeit unterschie­dliche Ansichten. Fest steht, dass die Burg künftig wieder im Rahmen von Führungen zugänglich sein wird.

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