Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Max Haller will die Waldburg aufmöbeln
Museumsbesuch aber nur im Rahmen von Führungen möglich – Enttäuschung bei Verein
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WALDBURG - Sie ist eine der bekanntesten Burgen Oberschwabens: die Waldburg. Seit mehr als einem Jahr liegt sie aber im Dornröschenschlaf. Wegen Mängeln beim Brandschutz wurde sie Anfang 2017 für den öffentlichen Publikumsverkehr geschlossen. Nur angemeldete Gruppen konnten die Burg besuchen. Nun hat Max Haller die Burg vom Eigentümer, dem Fürstlichen Haus Waldburg-Wolfegg-Waldsee, gepachtet und möchte ihr wieder Leben einhauchen: Der Gastronom, der schon seit vielen Jahren den Burgkeller betreibt, will wieder regelmäßige Führungen sowie verschiedene Attraktionen wie zum Beispiel Kinderprogramme anbieten. Der Verein „Freunde der Waldburg“sowie Bürgermeister Michael Röger bedauern zwar, dass der freie Zugang ohne geführte Gruppe nicht mehr möglich ist, wollen Max Haller aber unterstützen, um die Burg als Besuchermagnet zu erhalten.
Überraschender Pächterwechsel
Seit Januar 2017 ist die Waldburg nicht mehr öffentlich zugänglich, weil bei einer Kontrolle eine fehlende zweite Fluchttreppe auf der Aussichtsplattform bemängelt wurde. Die Betriebsgesellschaft des BurgMuseums, an der das Fürstliche Haus, der Landkreis und die Gemeinde Waldburg beteiligt sind, ließ ein Brandschutzkonzept erstellen. Zu dessen Umsetzung kam es aber nicht. Im Dezember vergangenen Jahres kündigte das Fürstliche Haus seinen Ausstieg aus der Betriebsgesellschaft bis Ende des Jahres 2018 an. Begründet wurde dies mit den anstehenden Investitionen. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Burg künftig an Max Haller verpachtet werden soll. Bis dahin war die Betriebsgesellschaft Pächterin gewesen. Der Gastronom betreibt seit 15 Jahren den Burgkeller der Waldburg und organisiert dort unter anderem Ritteressen und Hochzeiten.
Nun übernimmt Haller also auch die Räume in der Burg, die als Museum eingerichtet sind. Er wolle die Burg wiederbeleben, erklärt er, und hat dazu viele Ideen. So soll es zum Beispiel Grill-Aktionen, Foto-Shootings, Waffen zum Anfassen sowie Sonderausstellung und Kunstausstellungen geben. „Wir müssen auch Modernes reinholen“, so Haller, und spricht von einem „innovativen Museumskonzept“. Um das Ganze wirtschaftlich betreiben zu können, sei es auch nötig, die Eintrittspreise anzuheben. So werde der Eintritt für Erwachsene inklusive Führung künftig 9 Euro kosten, bisher lag der Preis bei 6,50 Euro. Damit liege man immer noch unter den Tarifen anderer Burgen in der Region, sagt Haller, für einen Besuch der Meersburg zahle ein Erwachsener immerhin 12,80 Euro.
Haller will sich auf Sonn- und Feiertage konzentrieren, da kommen erfahrungsgemäß die meisten Besucher. An diesen Tagen sind zwischen Mai und Oktober durchgehend Führungen vorgesehen. Gruppen können sich außerdem ganzjährig nach Absprache für Führungen anmelden. Weil die Brandschutz-Mängel immer noch bestehen, dürfen Besucher nur innerhalb geführter Gruppen in die Burg-Räume. Derzeit werde geprüft, ob die Aussichtsplattform im Rahmen von Gruppenführungen wieder geöffnet werden kann. Das Fürstliche Haus unterstütze ihn sehr, er freue sich auf die neuen Aufgaben und habe ein „sehr gutes Gefühl“, sagt Max Haller, der Besucher auch gerne mal selbst mit einem Truchsess-Gewand bekleidet durch die Burg geleitet und dabei Wissenswertes aus der bewegten Geschichte preisgibt.
„Richtig schade“
Nicht so erfreut reagiert indessen Waldburgs Bürgermeister Michael Röger, der auch Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft ist. „Ich bedaure, dass die Betriebsgesellschaft nicht mehr Pächterin des Museums ist“, sagt er. Diese Sicht teile auch das Landratsamt. Man habe „alles darangesetzt, dass der Pachtvertrag neu aufgelegt wird“, sagt Röger. Denn aus seiner Sicht ist es ein großer Nachteil, dass Besucher keinen freien Zugang mehr in die Burg-Räume haben und nur noch Gruppenführungen möglich sind. Er finde die aktuelle Entwicklung „richtig schade“und wisse, dass das Thema viele Menschen in Waldburg und darüber hinaus bewege. Für die BrandschutzProblematik hätten sich innerhalb der Betreibergesellschaft Lösungen abgezeichnet, sagt er.
Obwohl die Gemeinde Waldburg künftig nicht mehr jährlich ihren Anteil von rund 30 000 Euro für den Betrieb des Burg-Museums beisteuern muss, hätte Röger gerne an der bisherigen Organisationsstruktur festgehalten. „Das war für uns der Preis für die Zugänglichkeit der Burg, den wir gerne bezahlt haben.“Dennoch sei ihm natürlich daran gelegen, dass die Waldburg weiterhin als Besuchermagnet funktioniere, deshalb werde die Gemeindeverwaltung Max Haller unterstützen. Die Betreibergesellschaft werde wohl liquidiert werden, so der Bürgermeister, die Beteiligten hätten für das laufende Jahr nur noch einen reduzierten Beitrag bezahlt.
„Fühlen uns rausgedrängt“
Vor den Kopf gestoßen fühlen sich die Mitglieder des Vereins „Freunde der Waldburg“. „Wir fühlen uns rausgedrängt aus der Burg, für die wir uns 30 Jahre lang eingesetzt haben, das schmerzt“, sagt der Pressereferent und ehemalige Vereinsvorsitzende Klaus Schäfer. Der Verein war 1988 mit dem Ziel gegründet worden, die Restaurierung der Burg voranzutreiben, und setzt sich seit der Wiedereröffnung der sanierten Burg im Jahr 1996 für die öffentliche Zugänglichkeit der Waldburg ein. Bereits im Dezember hatte der Verein beklagt, nicht über die neue Pächterregelung informiert worden zu sein und der Befürchtung Ausdruck gegeben, dass die Waldburg dadurch kommerzialisiert werde. Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten wolle man sich aber mit Max Haller über eine Zusammenarbeit, zum Beispiel beim vom Verein veranstalteten Mittelaltermarkt, verständigen, so Schäfer und fügt hinzu: „Herr Haller macht hervorragende Gastronomie und einen super Job.“
Der Verein besitzt außerdem Nachbildungen der Reichsinsignien der deutschen Kaiser und Könige. Lanze, Zepter und Reichsapfel waren bis 2016 als kostenlose Leihgaben im Burg-Museum ausgestellt, wie Schäfer sagt. Auch künftig könne man sich vorstellen, die Exponate, die derzeit nach Thüringen ausgeliehen sind, wieder in der Waldburg zu zeigen – dann allerdings gegen eine Leihgebühr, die jedoch nur ein Drittel der üblichen Gebühr betragen soll. Andernfalls sei man aber auch offen für andere Ausstellungsorte, fügt der Vereinsvorsitzende Jörg Kemmerich hinzu.