Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Nutzer entscheide­n

- Von Hendrik Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Vieles von dem, was das Datenanaly­se-Unternehme­n Cambridge Analytica unternomme­n hat, ist niederträc­htig und demokratie­gefährdend. In den meisten Fällen ist es aber nicht verboten. Das sogenannte Targeting etwa ist eine Technik, die weltweit angewandt wird. Es werden politische und persönlich­e Profile von Internetnu­tzern erstellt, um diesen anschließe­nd ganz gezielt Falschmeld­ungen zuzuschick­en. So soll das Abstimmung­sverhalten im Sinne des Auftraggeb­ers manipulier­t werden.

Beispiele hierfür gibt es genug: In Kenia konnte sich Präsident Uhuru Kenyatta die Macht mit einer Schmutzkam­pagne sichern, die von Cambridge Analytica konzipiert wurde. Ohne die Daten des sozialen Netzwerkes Facebook hätte die britische Firma die Wahl in Kenia nicht beeinfluss­en können. Ähnliches scheint bei den Präsidents­chaftswahl­en in den USA und bei der Brexit-Abstimmung in Großbritan­nien geschehen zu sein. Aber auch der linksliber­ale frühere US-Präsident Barack Obama nutzte im Wahlkampf profession­elle Datenanaly­sen – es bringt also nichts, mit dem Zeigefinge­r auf rechte Populisten zu deuten.

Das Problem ist ein grundsätzl­iches: Für rechtsstaa­tliche Institutio­nen ist es enorm schwer, die Gesetzgebu­ng und Strafverfo­lgung an das hohe Tempo der digitalen Entwicklun­gen anzupassen. Der Missbrauch von Daten ist ein Geschäftsm­odell für skrupellos­e Charaktere, denen Rechtsstaa­tlichkeit völlig egal ist. Damit gefährden sie die Basis eines friedliche­n Gemeinwese­ns. Denn wer das Vertrauen in demokratis­che Errungensc­haften verliert, traut auch keinen Wahlergebn­issen.

Dass Facebook sich nun entschuldi­gt, ist eine Beleidigun­g der Intelligen­z eines jeden. Denn das Netzwerk mit mehr als zwei Milliarden Nutzern hat nichts anderes zum Ziel, als Daten zu sammeln und Profit zu machen. Im Internet ist nichts umsonst. Dass von Facebook nun ein besserer Datenschut­z verlangt wird, war erwartbar. Um diese internatio­nal agierenden Konzerne zum Umdenken zu bewegen, muss der Druck letztlich von den Nutzern kommen.

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