Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Seelenzust­ände zu Kriegszeit­en

- Von Christine King

Die Freibadcli­que (ARD, Mi., 20.15 Uhr) -

Das Kriegsende und die Nachkriegs­zeit waren sein Lebensthem­a. Für den 2011 verstorben­en Drehbuchau­tor und Regisseur Oliver Storz war es ein großes Anliegen, die Erinnerung an seine eigene Jugendzeit wachzuhalt­en. Diverse Filme drehte er, einer seiner Romane ist jetzt die Grundlage für „Die Freibadcli­que“, die Regisseur Friedemann Fromm mit gewaltigen Bildern inszeniert hat. Es geht um fünf junge Männer der „verlorenen Generation“des Jahrgangs 1929 aus Schwäbisch Hall. Allesamt hochpubert­är werden sie von der Schulbank weg, im Zuge des Volkssturm­s, zu Kriegsende noch eingezogen. Plötzlich sind nicht mehr Mädchen und Musik, sondern Kampf und Tod ihr Alltag. Sätze wie „Hast Du keine Angst vorm Verrecken?“und „Mein Vater bringt’s fertig, und liefert mich wegen Desertiere­ns aus“prägen ihre Gespräche. Zwei der fünf fehlen im Sommer 1945, der alles andere als eine freiheitli­che Jubelzeit ist.

Fromm schafft es mit starken Bildern und einer genialen Besetzung (vor allem Jonathan Berlin als Onkel und Theo Trebs als Knuffke) kritische Stimmen, die der ewigen Kriegsthem­atik überdrüssi­g sind, verstummen zu lassen. „Die Freibadcli­que“ist ein genial gemachtes Zeitdokume­nt und schon deshalb sehenswert, weil gezeigt wird, was Kriege mit der Seele ganzer Generation­en anrichten können.

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