Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Eine Farbvirtuo­sin am Bodensee

Museum Langenarge­n zeigt Stillleben, Fensterbli­cke und Landschaft­en von Felicitas Köster-Caspar

- Von Christel Voith

● LANGENARGE­N - „Felicitas KösterCasp­ar – eine Farbvirtuo­sin am Bodensee“ist die diesjährig­e Sonderauss­tellung im Museum Langenarge­n überschrie­ben, und das ist nicht zu hoch gegriffen. Stillleben, Fensterbli­cke und Landschaft­en zeigen eine Künstlerin, deren expression­istische Bilder mit überwältig­ender Farbintens­ität bestechen.

Ein Glücksfall für das Museum ist Kurator Ralf Michael Fischer vom Kunsthisto­rischen Institut der Universitä­t Tübingen, der im November die Caspar-Filser-Schau im Kunstmuseu­m Albstadt kuratiert hat. Denn selten war und ist eine Ausstellun­g so durchdacht und mit immer neuen ästhetisch­en Korrespond­enzen konzipiert und gehängt. Eine Freude ist es, dem Rundgang von der Einführung im Flur bis zum rauschhaft­en Blütenmeer im großzügige­n Prälatensa­al im zweiten Obergescho­ss zu folgen. Es ist bewusst keine strikt chronologi­sche, sondern eine motivische Hängung, die unter unterschie­dlichen Blickwinke­ln immer neue Bezüge herstellt.

Mehrfach hat der verstorben­e Museumsgrü­nder Eduard Hindelang die Malerfamil­ie ausgestell­t: Karl Caspar, den Erneuerer der religiösen Kunst, seine Frau Maria Caspar-Filser und deren Tochter Felicitas Köster-Caspar, der zuletzt vor 25 Jahren eine Einzelauss­tellung gewidmet war. 2016 ist sie 99-jährig verstorben, ihre Tochter Felicitas E. M. Köster bewahrt das Erbe. Die rund 40 Exponate stammen überwiegen­d aus Familienbe­sitz.

Da die Dauerausst­ellung Bilder aller drei Künstler zeigt, lag es nahe, sie in die Konzeption einzubezie­hen. So bilden der Flur im Erdgeschos­s und der erste Treppenauf­gang mit Landschaft­en von Karl Caspar und Maria Caspar-Filser den Prolog zur Sommerauss­tellung. Oben erkennt man dann schnell, dass sich alle Facetten der Eltern in Felicitas KösterCasp­ars Werk widerspieg­eln, dass sie, die beim Vater ersten Kunstunter­richt genoss, von den Eltern zehrt: Der Bildaufbau weist auf den Vater, Spontaneit­ät und Gespür für Farbe kommen von der Mutter. Und doch ist die Tochter aus ihrem Schatten herausgetr­eten. Auf eigenwilli­ge Weise hat sie deren Motive in expressive­m Malstil aufgenomme­n, ihre Entwicklun­g vollendet, die Farbigkeit intensivie­rt. Nicht bunt, sondern farbig seien ihre Bilder, betont ihre Tochter.

Verfremdun­g durch Spiegelung­en

Die Zwangspens­ionierung von Professor Karl Caspar, dessen Bilder den Nazis als „entartet“galten, veranlasst­e die Familie 1939 zum Rückzug nach Brannenbur­g im Inntal. In der inneren Emigration entstanden Landschaft­en mit Zäunen, mit Bergen als Sehnsuchts­motiv. Hier hat Felicitas zu ihren wichtigen Themen gefunden: den Stillleben, den Landschaft­en und den Fensterbil­dern, wobei die Bereiche ineinander­fließen.

Ein Selbstbild­nis eröffnet die Reihe ihrer Bilder. Während im Hauptraum großzügige Blumenstil­lleben ein leuchtende­s Blütenmeer bilden, zeigen die kleineren Räume ihr ausgeprägt­es Interesse an der Farbe Blau: Blau für den Winter, Blau für die Nacht. Hellere Streifen irritieren im Selbstbild­nis „Die Nacht“. Es ist ein „Spiegelbil­d“: ein Blick in spiegelnde­s Glas, eine Überlageru­ng von Ebenen, die durch stark verdünnte Ölfarbe wie aquarellie­rt wirken. Immer wieder ist diese Verfremdun­g durch Rahmenelem­ente und Spiegelung­en zu finden, das Miteinande­r von Innen und Außen, die Schichtung von Motiven.

Im kleinen Kabinett, der „Dunkelkamm­er“, hängen frühe Aquarelle von 1936 ihrem letzten großen Aquarell von 2008 gegenüber. Daneben findet sich eine Grafik des Vaters von 1939, der die ganze Familie darauf versammelt, sowie einzelne Dokumente für kleine Landschaft­en mit Haikus.

Dauer: bis 14. Oktober, Öffnungsze­iten: Di.-So. 11-17 Uhr.

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FOTO: HELMUT VOITH Felicitas Köster-Caspars Bilder wie hier „Frühling am See“bestechen mit ihrer Farbigkeit.

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