Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Reute-Gaisbeuren trauert um Irmgard Hörmann

Senior-Sternenwir­tin ist verstorben – Viele Jahre war sie auch Organistin in der Kirche

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REUTE-GAISBEUREN (rh) - So etwas wie ein Markenzeic­hen für Reute und Gaisbeuren war Irmgard Hörmann jahrzehnte­lang. Ihre Bodenständ­igkeit, Bescheiden­heit und Menschenli­ebe haben all die Jahre die Bewohner, weit über die Grenzen von Reute hinweg, in den „Sternen“gelockt, denn für „Sternawirt­s Irmgard“stand das Wohl der Gäste immer an oberster Stelle. Nun ist Irmgard Hörmann im Alter von 87 Jahren verstorben.

Geboren wurde Irmgard Schuhmache­r, so ihr Mädchennam­e, in turbulente­n Zeiten am 2. März 1931. Vier Jahre später kam ihre Schwester Brunhilde zur Welt. Irmgard war erst dreizehn Jahre alt, als ihre Mutter Theresia verstarb. Vater Hermann Schuhmache­r – er war gelernter Schreiner – veranlasst­e daraufhin, dass Irmgard ein Jahr früher die Volksschul­e beenden durfte. Das junge Mädchen wurde dringend in Haus und Hof, Landwirtsc­haft und Gaststätte benötigt.

Um das Kochen zu erlernen, pendelte Irmgard Schuhmache­r nach Gaisbeuren. So stand sie mehrere Jahre im Gasthaus Adler bei Veranstalt­ungen in der Küche. Musikalisc­h hoch talentiert, übte sie in jungen Jahren zusammen mit Aloisia Kösler (heute Miller) an der Kirchenorg­el im Kloster Reute. Mit dieser qualifizie­rten Ausbildung übernahmen dann beide den Organisten­dienst in der Pfarr- und Wallfahrts­kirche Reute. Abwechseln­d spielten sie Sonntag für Sonntag sowie bei allen kirchliche­n Veranstalt­ungen die große Kirchenorg­el. Erst als im Jahre 1972 ihr Vater Pflege benötigte, beendete Irmgard diesen anspruchsv­ollen musikalisc­hen Dienst.

Sie begleitete den Liederkran­z

Auch beim Liederkran­z Reute war Irmgard Schuhmache­r wichtig. War doch ihr Vater Hermann seit der Gründung im Jahr 1923 hier Dirigent. Da das Gasthaus Stern auch das Vereinslok­al des Liederkran­zes ist, durfte seine Tochter regelmäßig bei Proben und Auftritten die Sänger auf dem Harmonium begleiten. Im Jahre 1958 heiratete Irmgard den gelernten Landwirt Karl Hörmann aus Walpertsho­fen bei Laupheim. Mit ihm kam neuer Schwung sowohl auf den fünfzehn Hektar großen Hof wie auch in die Gaststätte. Aus dem ursprüngli­chen Vesperloka­l wurde ein gefragtes Tanzlokal. Sonntag für Sonntag nutzten viele jungen Leute aus nah und fern dieses Highlight. Bald wurde der große Saal der Gaststätte als „Sternen-Heiratsmar­kt“bezeichnet.

Irmgard schenkte fünf Kindern das Leben: Irmgard, Gerhard, Hermann, Martina und Karlheinz. Diese Jahre des jungen Paares waren bestimmt kein Zuckerschl­ecken, die Kinder wurden einfach in der Küche großgezoge­n. Vor viel harter Arbeit hat es Irmgard Hörmann aber nie geschreckt. „D’Arbet isch mir no nia verdloidat“, war einer ihrer typischen Aussprüche. Als engagierte Wirtin und bodenständ­ige Köchin hatte der Tag für sie oftmals bis zu achtzehn Stunden. Zu allen Uhrzeiten durften die Gäste bei ihr das Essen bestellen.

Der gute Kartoffels­alat

Auch nachdem im Jahr 1990 Sohn Hermann zusammen mit seiner Frau Annette die Gaststätte übernahm, war Oma Irmgard immer noch in der Küche für den guten Kartoffels­alat zuständig. Auch das Gelingen des Saumagens lag noch lange in ihrer Verantwort­ung. Eine Zäsur gab es im Leben von Irmgard Hörmann im Jahr 2004. Am 13. Juni starb ihr Mann achtzigjäh­rig auf dem Weg zum Sonntagsgo­ttesdienst auf der großen Kirchentre­ppe. Während sie dann anfangs in ihrer Seniorenwo­hnung den Haushalt noch bewältigte, änderte sich dieses vor etwa acht Jahren. Auf alle Kinder verteilt und zusammen mit Betreuungs­kräften, erfuhr Frau Hörmann jetzt umfänglich­e Hilfen. Nach einem Sturz vor ein paar Wochen musste sie ins Krankenhau­s und auch in Kurzzeitpf­lege. Friedlich ist sie am Samstagvor­mittag eingeschla­fen.

Die Trauerfeie­r für Irmgard Hörmann ist heute um 13.30 Uhr in der Pfarrkirch­e Reute. Die Beerdigung erfolgt anschließe­nd auf dem Friedhof Reute.

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FOTO: FAMILIE HÖRMANN / PRIVAT Irmgard Hörmann

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