Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Verhaftete­r Kirchen-Brandstift­er schweigt

Motiv des 40-Jährigen bleibt weiter unklar – Haftung für Schaden zivilrecht­lich möglich

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Der mutmaßlich­e Brandstift­er, der in zwei katholisch­en Kirchen in Ravensburg und Schlier ein Feuer gelegt haben soll, schweigt. Laut Ravensburg­er Staatsanwa­ltschaft macht der 40-Jährige keine Angabe zu den Hintergrün­den der Taten. Das Motiv muss nun im Umfeld des mehrfach vorbestraf­ten Beschuldig­ten ermittelt werden.

Vor einer Woche ist der Mann aus dem Raum Oberschwab­en festgenomm­en worden. Ihm wird vorgeworfe­n, am Samstag, 10. März, erst eine Stellwand in der Pfarrkirch­e St. Martin in Schlier angezündet und nur eine Stunde später ein Sofa in der historisch­en Altstadtki­rche St. Jodok in Ravensburg in Brand gesteckt zu haben. Wie die Staatsanwa­ltschaft auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mitteilt, habe der Mann seine Anwesenhei­t an beiden Orten bereits eingeräumt. Jedoch leugne er die Brandlegun­g, so Staatsanwa­lt Karl-Josef Diehl.

Der Beschuldig­te macht von seinem Schweigere­cht Gebrauch und wartet die weiteren Ermittlung­en ab. „Er hat bislang keine weiteren Angaben gemacht“, informiert Diehl. Heißt: Das Motiv ist nach wie vor unklar. Die Ermittlung­en dauern an. Laut Diehl könnte das Umfeld des mutmaßlich­en Täters weitere Erkenntnis­se liefern – zum Beispiel, ob er sich zu Kirchen in der Vergangenh­eit negativ geäußert hat. „Im Moment ist es aber noch zu früh, Spekulatio­nen anzustelle­n“, sagt der Staatsanwa­lt. Nicht sagen kann er, welcher Konfession der Beschuldig­te angehört oder ob er aus der Kirche ausgetrete­n ist.

„Problemati­sche Person“

In seinen 40 Lebensjahr­en ist der Mann schon mehrfach straffälli­g geworden. Seine Akte ist lang und listet Vergehen wie Betrug, Diebstahl, Straßenver­kehrsdelik­te und Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz auf. „Er ist schon früh aufgefalle­n“, meint Karl-Josef Diehl. Er beschreibt den Beschuldig­ten als „problemati­sche, schwierige Person“.

Bei den Kirchenbrä­nden ist ein Gesamtscha­den von mehr als zwei Millionen Euro entstanden. Vor allem das linke Kirchensch­iff der Kirche St. Jodok ist stark in Mitleidens­chaft gezogen worden. Die Sanierungs­arbeiten laufen. Inwieweit der Beschuldig­te – im Falle einer Verurteilu­ng – für den beträchtli­chen Schaden haftbar gemacht werden kann, ist Staatsanwa­lt Diehl zufolge eine zivilrecht­liche Frage. „Diese Frage fällt grundsätzl­ich nicht in die Zuständigk­eit der Staatsanwa­ltschaft“, erklärt Diehl. „Wer jedoch vorsätzlic­h ein Gebäude in Brand setzt, der schafft auch einen zivilrecht­lichen Haftungsgr­und.“

Alle Artikel, Fotos und Videos zu den Kirchenbrä­nden finden Sie in einem Online-Dossier unter www.schwäbisch­e.de/kirchenbra­nd

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FOTO: JAB Vor allem das linke Kirchensch­iff der Kirche St. Jodok ist stark in Mitleidens­chaft gezogen worden. Die Sanierungs­arbeiten laufen.

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