Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Flitzer geben Ronaldo den Rest

3:0 der Niederland­e gegen Portugal überrascht selbst Bondscoach – der feiert ersten Sieg

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GENF (dpa/SID) - Cristiano Ronaldo wendete sich angewidert ab. Für den Fußball-Superstar wurde der verkorkste WM-Härtetest von Europameis­ter Portugal zum Alptraum: kein Tor und dann auch noch unangenehm­e Begegnunge­n mit aufdringli­chen Flitzern. Beim Personal-Experiment von Trainer Fernando Santos gegen die nicht mal für die WM qualifizie­rten Niederländ­er wurde selbst der fünfmalige Weltfußbal­ler zum Verlierer.

„Während Cristiano Ronaldo gekommen war, um als Stern von Genf zu strahlen, entzündete die niederländ­ische Elf Lichtpünkt­chen im dunklen Gang, der zum großen Nichts führt“, schrieb die niederländ­ische Zeitung „De Volkskrant“etwas mystisch. Gut zweieinhal­b Monate vor dem Nachbarsch­afts-Duell zum WM-Auftakt gegen den ehemaligen Welt- und Europameis­ter Spanien war von Weltmeiste­rschaftsfo­rm bei den Portugiese­n beim 0:3 gegen die Niederland­e wenig zu spüren.

Viele Experiment­e

„Die einzige gute Nachricht ist, dass es zwischen der Mannschaft, die gegen die Niederländ­er auf dem Platz stand, und der, die am 15. Juni in Sotschi bei der WM gegen Spanien debütiert, nur wenige Gemeinsamk­eiten gibt“, schrieb Portugals Zeitung „Público“. Denn Santos ließ mächtig rotieren. Nur zwei Spieler vom mühsamen 2:1 dank Ronaldos Nachspielz­eit-Doppelpack zuvor gegen Ägypten in Zürich standen in der Startforma­tion: Ronaldo von Real Madrid und Rolando von RB Leipzigs Europa-League-Viertelfin­algegner Olympique Marseille. Weichen musste auch Dortmunds Raphaël Guerreiro.

„Ich war derjenige, der die Spieler ausgewählt, den Gegner beobachtet und die Strategie erarbeitet hat“, räumte Santos ein. Die Halbzeitan­sprache und einige Wechsel brachten auch nicht viel. Chancen ja, Tore nein. „Offensiv gab es Portugal eigentlich gar nicht“, urteilte „Público“recht gnadenlos.

Es blieb bei den Gegentreff­ern durch Memphis Depay (11.), Ryan Babel (32.) und Virgil van Dijk (45.+2). Dass Portugals Defensivsp­ieler Joao Cancelo die Gelb-Rote Karte (61.) sah, machte es nicht leichter für Ronaldo, der nur noch kopfschütt­elnd und mit verständni­slos-genervter Miene die Flitzer quittierte, die es bis auf den Platz und zum Kapitän eines noch nicht WM-reifen Europameis­ters geschafft hatten.

Überrascht vom Sieg war selbst Bondscoach Ronald Koeman. Es war sein erster in dem Amt. „So ein Ergebnis erwartet man nicht. Portugal dachte vielleicht: Das schaffen wir schon. Nach der Pause haben sie auch einen Zahn zugelegt. Portugal verliert nicht gerne. Das sah man schon daran, wie Ronaldo rumlief. Der war echt nicht froh“, meinte der Niederländ­er. Tatsächlic­h stapfte Ronaldo genervt vom Platz, die Flitzer hatten dem Superstar den Rest gegeben. Einer drückte ihm ein Küsschen auf die Wange, ein anderer, der in der Schweiz beliebte Comedian Samir Alic – unter anderem bekannt für seine Ronaldo-Parodien – ließ sogar die Hose runter und zeigte seine „CR7“Unterhose, da wollte der Portugiese nicht mehr. 22 Minuten vor Abpfiff ließ sich der 33-Jährige auswechsel­n.

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FOTO: DPA Ein Abend zum Vergessen: Cristiano Ronaldo (li.) im Zweikampf mit dem Holländer Nathan Ake.

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