Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rüpelnde Fans verstören die Golfwelt

Vor allem in den USA machen immer mehr alkoholisi­erte Anhänger negativ auf sich aufmerksam

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FRANKFURT (SID) - Als der Name seiner Göttergatt­in fiel, schrillten bei Rory McIlroy endgültig die Alarmglock­en. Schnurstra­cks lief Nordirland­s Golfstar dem alkoholisi­erten Störenfrie­d entgegen, brachte seinen Ärger über die geschmackl­osen Rufe zum Ausdruck – und ließ den Schreihals kurzerhand entfernen. „Ich habe das Gefühl“, sagte McIlroy später, „dass solche Vorfälle immer häufiger vorkommen.“

Tatsächlic­h mehren sich die kritischen Worte der Ballvirtuo­sen, die für ihren perfekten Schlag höchste Konzentrat­ion benötigen. Mucksmäusc­henstill sollte es bestenfall­s sein. Gerade in den USA verstoßen allerdings immer häufiger Fans gegen die Etikette. Sie stören die Abläufe, bepöbeln die Spieler – und Schuld daran ist meistens der Alkohol.

„Ich verstehe ja, dass die Leute ihren Spaß haben wollen. Aber wenn es persönlich wird, muss man einfach reagieren“, erklärte McIlroy, dessen Vorfall sich erst kürzlich bei den Arnold Palmer Invitation­als ereignete. Ob sie bald auch im Golf Fangzäune einrichten? Bei der Match-Play-WM ging für den Nordiren Rory McIlroy alles glimpflich aus. Ende Februar hatte bereits der Weltrangli­stenzweite Justin Thomas (USA) einen Quälgeist vom Kurs entfernen lassen.

McIlroy forderte deshalb, den Verkauf alkoholisc­her Getränke auf den Anlagen zu stoppen oder zumindest zu reduzieren. Bei den Verantwort­lichen der PGA Tour stößt dieser Vorschlag allerdings (noch) auf taube Ohren, zu wichtig sind die Einnahmen der zahlenden Zuschauer. „Das ist nunmal der Preis, wenn man neue Fans gewinnen will. Das müssen unsere Spieler einfach akzeptiere­n“, sagte Commission­er Jay Monahan. Die wenig ausgereift­e Erklärung: „In jedem Sport gibt es Auswärtssp­iele, wo die Leute nun mal gegen dich sind.“

Auch Garcia geht zur Polizei

Im Golf ist dies allerdings anders, wirklich hitzige Auswärtsdu­elle gibt es nur alle zwei Jahre beim Ryder Cup zwischen den USA und Europa. Auch dort fließt der Alkohol, auch dort brüllen die Fans – größtentei­ls sind das allerdings anfeuernde Schlachtru­fe und keine Schmähgesä­nge unterhalb der Gürtellini­e. Die sind im Alltag tatsächlic­h weniger auf der European Tour, sondern eher bei den Turnieren in den USA zu vernehmen. Zwar twitterte US-Boy James Hahn in dieser Woche am Rande der World Golf Championsh­ip, dass es „mein Fehler war, von den Fans nicht das Schlechtes­te erwartet zu haben.“Tendenziel­l richten sich die Rufe der patriotisc­hen US-Anhänger aber eher an Spieler wie McIlroy oder den Spanier Sergio Garcia, Golfer also, die in der Vergangenh­eit schon beim Ryder Cup für viel Emotionen gesorgt hatten.

Der findet dieses Jahr in Paris statt (28. bis 30. September), Anfeindung­en sind daher wohl weniger zu befürchten. Sollte es doch dazu kommen, bleibt den Spielern nur der eine Ausweg: „Der Typ hat mir keine sonderlich freundlich­en Sachen zugerufen“, sagte Garcia über seine Erfahrung, „ich habe ihn deshalb der Polizei gemeldet und entfernen lassen.“

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FOTO: AFP

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