Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Dem Ostergeschehen auf der Spur
Wie feiern Aulendorfs Katholiken die Osterzeit und welche Traditionen sind damit verbunden?
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AULENDORF - Mit dem Palmsonntag hat die Heilige Woche, auch Karwoche genannt, begonnen. „Kar” steht für Klage, Kummer und Trauer. Aber warum heißt der heutige Gründonnerstag eigentlich Gründonnerstag? Welche Bedeutung dahintersteckt und wie in Aulendorf die Osterzeit gefeiert wird, erklärt die SZ in dieser Übersicht.
Gründonnerstag: Zum Gründonnerstag
● und dessen Etymologie gibt es verschiedene Thesen: Angefangen von der Ableitung „gronan“= Greinen/Weinen, über die Bedeutung im Sinne von grün = frisch, erneuert, sündenlos. Weiter gibt es noch die Überlieferung, dass an diesem Tag gesäte Kräuter besonders starke Heilkräfte haben sollen. In Erinnerung an das letzte Abendmahl findet am Gründonnerstagabend in St. Martin eine feierliche Messe statt. Gemäß dem Johannesevangelium wird Hauptzelebrant Stadtpfarrer Anantham Antony zwölf Gläubigen die Füße waschen. Solange das Gloria gesungen wird, erklingen ein letztes Mal alle Glocken. Danach verstummen sie bis zur Osternacht. Hierzu sagt der Volksmund, dass die Glocken nach Rom fliegen und gefüllt mit Ostereiern zurückkommen. Nach dem Gottesdienst wird der Altar abgeräumt und jeglicher Schmuck entfernt, auch der Tabernakel ist leer. Während ein Teil der Gemeinde sich auf den Kreuzweg zum Hohkreuz begibt, verbringen andere in der Kirche wie die Jünger am Ölberg die Zeit im Gebet.
Karfreitag: Dieser Tag ist in der ● katholischen Kirche ein Fast- und Abstinenztag. „Wenn wir am eigenen Leib Verzicht spüren, bleibt das Geschehen nicht so theoretisch und es gelingt eher, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, erklärt Pfarrer Antony. „Am Karfreitag können wir alles, was uns bedrückt, loswerden. Und dann an Ostern wieder einen Neuanfang starten. Das kann unheimlich befreiend sein.“Im Gemeindehaus findet morgens um 10 Uhr ein kindgerechter Erlebnis-Kreuzweg statt. Für die Erwachsenen wird die Feier der Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu Christi zur Sterbestunde, laut Überlieferung um 15 Uhr, abgehalten.
Karsamstag – Osternacht: Die ●
Feier der Auferstehung des Herrn wird in Aulendorf traditionell am Abend des Karsamstag um 20.30 Uhr gefeiert. Dann wird die Osterkerze am Osterfeuer entzündet und nach und nach breitet sich das Licht in der Kirche aus. Wenn dann zum Gloria die Orgel wieder erklingt und alle Glocken läuten, kommt mit dem feierlichen OsterHalleluja die Figur des Auferstandenen geheimnisvoll wieder an ihren Platz. Viele Gläubige bringen ein Osterkörbchen mit Eiern, einem Osterlamm und Süßigkeiten mit, um dies segnen zu lassen. Die Osterfreude findet auch im gegenseitigen Gruß „Frohe Ostern“Ausdruck.
„Für Christen ist die Auferstehung Jesu das zentrale Ereignis ihres Glaubens. Ostern ist ein Fest der Gegensätze. In den Tagen davor füllen Leiden, Sterben und Trauer den Raum; dann folgt mit der Auferstehung die Freude und die Hoffnung, dass das Leben weitergeht“, sagt Stadtpfarrer Anantham Antony. Gemeinsam mit der Gemeinde in die Auferstehung hinein feiern zu dürfen, sei für ihn sehr ermutigend.