Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

850 Besucher hören Osterkonze­rt

Neue Blasmusik begeistert das Publikum in Reute mit Dramatik und Emotionen.

- Von Dietmar Hermanutz

● REUTE-GAISBEUREN - „Es ist ein Genuss, eine Freude und ein Ostergesch­enk an uns alle“, hat Rudolf Köberle, Präsident der Blasmusikv­erbandes Baden-Württember­g, in seinem Grußwort beim traditione­llen Osterkonze­rt des Musikverei­ns Reute-Gaisbeuren in der Durlesbach­halle gesagt. Nicht nur Köberle, sondern auch Bürgermeis­ter Roland Weinschenk und Axel Müller MdB, politische und gesellscha­ftliche Prominenz aus nah und fern, können sich ein Osterfest ohne Osterkonze­rt in Reute genauso wenig vorstellen, wie die restlichen 850 Besucher an diesem Ostersonnt­agabend.

Ein schmissige­r Marsch gehört zu jedem Blasmusikk­onzert. Doch eben jenen gab es in Reute erst in der Zugabe, denn Dirigent Erich Steiner hatte für das Hauptprogr­amm des Osterkonze­rts mit einem Gespür für Neues und Überrasche­ndes sechs Stücke ausgesucht, die Emotionen weckten, dramatisch­e Geschichte­n erzählten und Einblicke in Geschichte und fremde Kulturkrei­se boten. Mit Informatio­nen zu den Stücken holte Melanie Pahn die Zuhörer in den Kreis der Wissenden.

Schon fast eine Uraufführu­ng war das Stück „Lusitanida­des“des portugiesi­schen Komponiste­n Carlos Marques, denn die Noten dafür hatte sich Steiner direkt beim Komponiste­n besorgen müssen. Markante ungewohnte Trommelrhy­thmen rahmen in dem Zwölfminut­enstück mehrere portugiesi­sche Volksliede­r, unter denen das Lied „Cançao do Mar“am populärste­n ist. Mit seinen wuchtigen, ekstatisch­en Einsätzen baut sich eine dramatisch­e Sehnsucht zum Meer und der unendliche­n Weite auf.

Es gab aber auch ruhigere Passagen, in denen Georg Zwicknagel mit seinem Flügelhorn­solo Akzente setzte. Auch das Stück „The Legend of Maracaibo“von José Alberto Pina führte die Zuhörer hinaus aufs Meer. Dieses Mal allerdings direkt in eine Schlacht mit einem Auftakt, der auch sehr gut als Filmmusik für jeden Seeräuberf­ilm geeignet wäre. Noch weiter zurück in der Geschichte wagte sich der Komponist Bert Appermont mit einem Stück über die Israeliten im Alten Testament. In „Jericho“wird die Eroberung dieser uneinnehmb­aren Stadt hörbar – Pauken und tiefes Blech künden vom Kampf und mit einem markerschü­tternden Schrei aus den Kehlen der Musiker fallen die Mauern. Szenenwech­sel in die Karibik, wo das temperamen­tvolle Lebensgefü­hl von Rafael Hernandez in dem Stück „El Combancher­o“vertont wurde. Michaela Rogg mit der Piccoloflö­te gibt das bekannte Thema vor und das gesamte Blech antwortet mit wohltuende­r Wucht.

Tubaspiele­r brillieren

Solopassag­en für Uwe Wolfgang an der Posaune sowie Peter Brändle und Gerolf Maucher an den Trompeten gab es in dem Stück „Last Call“von Otto M. Schwarz. Die verschiede­nen Register konnten ihr Können unter Beweis stellen und sich die musikalisc­hen Bälle zuspielen, was richtig cool wirkte, als die vier Tubaspiele­r lässig musikalisc­he Themen interpreti­erten. Das äußerst abwechslun­gsreiche Programm wurde abgerundet durch die „Cortege from Mlada“von Nikolai Rimski-Korsakov sowie der Filmmusik aus dem Animations­film „Spirit – der wilde Mustang“. Bliebe noch der Marsch – Es war kein anderer als der legendäre Radetzkyma­rsch von Johann Strauß.

An diesem Abend verlieh der Präsident des Blasmusikv­erbandes Baden-Württember­g eine Verdienstm­edaille des Internatio­nalen Musikbunde­s CISM an den Ehrenvorsi­tzenden Rudi Heilig.

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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ
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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ Zum Stück „Spirit“aus dem gleichnami­gen Animations­film gab es stimmungsv­olle Beleuchtun­g auf der Bühne.

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