Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Betrug durch falsche Polizisten nimmt zu
Das Polizeipräsidium Konstanz veröffentlicht die Kriminalstatistik für das Jahr 2017 – Mehr Straftaten als im Vorjahr
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RAVENSBURG - Die Anzahl der Straftaten im Landkreis Ravensburg sind im Jahr 2017 angestiegen. Unter den Betrugsdelikten ist dabei das Phänomen des „Falschen Polizeibeamten“auffällig angestiegen: von rund 15 auf 30 Delikte. Das teilte Polizeivizepräsident Gerold Sigg bei der Bekanntgabe der Kriminalstatistik für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz mit.
Durch den Trick, bei dem sich Kriminelle als Polizeibeamte ausgeben oder als Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft konnten die Betrüger im vergangenen Jahr rund eine Millionen Euro im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums erbeuten. 500 000 Euro haben sich die Täter bei einer älteren Person aus Ravensburg erschlichen. „Die Täter haben es zumeist auf Senioren abgesehen, die sie so nicht selten um ihre gesamten Ersparnisse und Wertsachen bringen“, sagte Sigg. Bei den älteren Menschen führten diese Taten zu einer großen Verunsicherung. „Für uns ist das eine massive Störung im Vertrauensverhältnis zwischen Bürgern und Polizei“, sagte Sigg. Von den insgesamt 72 dieser Taten im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums, zu dem die Landkreise Konstanz, Bodenseekreis, Sigmaringen und Ravensburg gehören, konnten sieben Fälle aufgeklärt und das Geld sichergestellt werden.
Generell ist Sigg mit der Aufklärungsquote bei den Straftaten in seinem Zuständigkeitsbereich zufrieden. „Mit nahezu 65 Prozent konnte diese gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent auf genau 64,9 Prozent bei den Gesamtstraftaten erhöht werden und liegt damit um 2,5 Prozent über dem Landesdurchschnitt“, sagte Sigg. Im Kreis Ravensburg liegt die Aufklärungsquote bei 63,9 Prozent.
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz sind im vergangenen Jahr insgesamt 47 624 Straftaten verübt worden, davon mit einer Häufigkeitszahl von 4200 in Ravensburg. Die Häufigkeitszahl stellt das auf 100 000 Einwohner hochgerechnete Verhältnis der verübten Straftaten zur Einwohnerzahl dar. Zu diesen Delikten zählen die Beamten nicht die Verstöße gegen das Ausländerrecht, zu denen beispielsweise fehlende Papiere gehören. „Wir liegen zwar insgesamt mit der Häufigkeitszahl von 5250 in unserem Zuständigkeitsbereich unter dem Landesdurchschnitt von 5295, haben aber durchaus unterschiedliche Entwicklungen in den vier Landkreisen zu verzeichnen“, sagte Sigg.
Mit diesen genannten unterschiedlichen Entwicklungen bezieht sich Sigg insbesondere auf den Landkreis Sigmaringen, in dem 2017 im Vergleich zum Vorjahr 489 Straftaten mehr begangen worden sind. Das sind rund zehn Prozent. „Während landesweit die registrierten Straftaten durch tatverdächtige Flüchtlinge zurückgegangen sind, müssen wir – außer im Landkreis Konstanz – in allen Kreisgebieten einen Anstieg von Straftaten unter Beteiligung von Asylbewerbern feststellen, am deutlichsten im Landkreis Sigmaringen“, sagte Sigg. Auch im Bodenseekreis ist die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge leicht angestiegen: um rund zehn Personen. Im Landkreis Sigmaringen sind es rund 150.
Straftaten, die im Kopf bleiben
Unter den Gesamtstraftaten 2017 sind Sigg vier besonders in Erinnerung geblieben: Der 55-Jährige, der versuchte, mit vergifteter Baby-Nahrung ein Lebensmittelunternehmen zu erpressen, der 34-Jährige, der mit einem Sturmgewehr in der Diskothek Grey in Konstanz um sich schoss und dabei einen Türsteher tödlich verletzte sowie mehrere Personen schwer. Ein weiterer Fall sei der Tötungsdelikt Ende Februar 2017 in Mühlingen-Zoznegg gewesen. Bei dem erstickte ein 41-Jähriger seine Freundin im Streit. Auch der junge Schweizer, der vor dem Lokal „Pasha of Dubai“in Konstanz an den Folgen eines Messerstiches verstarb, sei ihm im Gedächtnis geblieben.
Weniger Einbrüche
Besonders zufrieden ist Sigg damit, dass es in seinem gesamten Zuständigkeitsbereich weniger Wohnungseinbrüche gab. „Mit 539, im Vergleich zu 2016 mit 683, liegen die erfassten Wohnungseinbrüche deutlich unter dem Niveau des Vorjahres und signifikant unter den Werten der stark belasteten Jahre 2013 und 2014“, sagte Sigg. Dies schreibt der Polizeivizepräsident der Arbeit der Ermittlungsgruppe zu, die sich ausschließlich mit der Einbruchsbekämpfung befasst. Im Landkreis Ravensburg ist die Zahl der Einbrüche von rund 240 auf 133 gesunken.
Eine ähnliche Ermittlungsgruppe hat sich ausschließlich mit Rauschgiftdelikten und deren Aufklärung beschäftigt. Dabei arbeiten die Beamten revierübergreifend. Die Delikte sind auch im Bodenseekreis angestiegen. Das liege aber daran, dass die Ermittlungsgruppe durch ihre Arbeit ein Dunkelfeld aufgedeckt habe. Die Substanz die am häufigsten missbraucht wird, ist Cannabis – vor allem bei Jugendlichen im Alter unter 21 Jahren. Allerdings seien auch Anstiege mit Delikten mit Ampehtamin/Ecstasy zu verzeichnen.