Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Zu wenig Platz für zu viele Kinder“

Elternbeir­at klagt über Raumsituat­ion in Villa Wirbelwind – Neubau soll zusätzlich­e Kindergart­enplätze schaffen

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Der Elternbeir­at der Villa Wirbelwind klagt über Platzmange­l in dem städtische­n Kindergart­en. Sein Anliegen hat er mehrfach bei der Stadtverwa­ltung vorgebrach­t. Eine Reaktion blieb lange aus. Dabei haben die Eltern einen vorläufige­n Lösungsvor­schlag: ein Containerr­aum, sagen sie, wäre momentan schon eine Verbesseru­ng.

„Die Bedingunge­n passen nicht. Es ist zu wenig Platz für zu viele Kinder“, sagt Linda Bixenmann, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Elternbeir­ats. Gemeinsam mit der Elternbeir­atsvorsitz­enden Sibylle Preuß schildert sie im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, wo aus Elternsich­t Probleme bestehen. „Es gibt keinen Essensraum“, sagt etwa Bixenmann, deshalb müsse einer der drei Gruppenräu­me täglich für das Mittagesse­n umgebaut werden. „Da geht so viel Zeit drauf, die dann an unseren Kindern fehlt“, findet Preuß. Wo es ein Ganztagsan­gebot gebe, müsse es auch einen Essensraum geben, finden sie.

Auch der Schlafraum sei zu klein und mittlerwei­le so zugestellt, dass es zu eng sei. Für besondere Angebote, etwa die Sprachförd­erung, fehle ein separater Raum, genauso wie für Elterngesp­räche. Auch das Teamzimmer halten sie für mittlerwei­le nicht mehr ausreichen­d groß, dass alle Erzieherin­nen Besprechun­gen abhalten könnten. Der Garten sei nicht groß genug, es gebe Streit unter den Kindern. Dass einer der Gruppenräu­me nur über eine Treppe und damit nicht barrierefr­ei zu erreichen ist, halten die Elternvert­reterinnen in Zeiten von Inklusion für nicht mehr zeitgemäß.

Keine Antwort aus dem Rathaus

Ganz neu ist das Platzprobl­em indes nicht. Gewichtig sei es vor rund zweieinhal­b Jahren geworden, als die Ganztagsbe­treuung eingeführt wurde, erinnert sich Preuß. Vor zwei Jahren wandte sie sich deshalb in einem Schreiben an Bürgermeis­ter Matthias Burth, erläuterte die beengte Platzsitua­tion und schlug einen Neubau vor. Eine Antwort, sagt sie, habe sie nie bekommen. Da sich an der Situation aber nichts änderte, wandte Preuß sich Anfang Februar mit dem Elternanli­egen erneut an den Bürgermeis­ter. Eine Reaktion blieb auch diesmal zunächst aus. Für Preuß ein unverständ­liches Verhalten. „Man hat das Gefühl, sie kümmern sich gar nicht darum.“

Mittlerwei­le ist etwas Bewegung in die Sache gekommen. Der Verwaltung­sausschuss werde den Kindergart­en demnächst besichtige­n, berichten Preuß und Bixenmann. Denn auch die Gemeinderä­te hatten die beiden im Februar angeschrie­ben und gebeten, sich selbst ein Bild von der Raumsituat­ion zu machen. Aus dem Rathaus sei indes erst eine Reaktion gekommen, als dorthin durchgedru­ngen sei, dass die Elternbeir­atsvorsitz­enden sich an die „Schwäbisch­e Zeitung“gewandt hatten. Am Tag des Presseterm­ins erhielten die beiden eine Einladung zum Gespräch mit dem Bürgermeis­ter.

Dass der Eindruck entstanden ist, er nehme das Thema nicht ernst genug, kann Bürgermeis­ter Matthias Burth nur bedingt nachvollzi­ehen. Es habe im Februar 2017 einen Termin dem Elternbeir­at gegeben, daher habe er das erste Schreiben als erledigt angesehen. In jüngerer Zeit sei man damit beschäftig­t gewesen, den künftigen Bedarf an Kindergart­enplätzen zu ermitteln. „Das hat länger gedauert, und da habe ich es versäumt, dem Elternbeir­at noch einmal einen Sachstand zu geben“, räumt er ein.

Kindergart­en bleibt erhalten

In Zukunft, davon geht die Stadt nach ihrer Bedarfsana­lyse mittlerwei­le fest aus, werden in der Stadt noch mehr Kindergart­enplätze benötigt. „Fakt ist“, sagt Burth, „dass es einen weiteren Neubau geben muss.“Das heiße aber nicht, dass der Kindergart­en im Sandweg aufgegeben werde. „Ihn wird es weiter als dreigruppi­gen Kindergart­en geben.“Der Neubau, der auch Platz für mehrere Gruppen bieten soll, sei zusätzlich gedacht, für einen gewissen Zeitraum auch zusätzlich zur Krippe. Zur Standortfr­age will Burth sich derzeit noch nicht öffentlich äußern.

Zur derzeitige­n Raumsituat­ion in der Villa Wirbelwind sagt Burth, sie „entspricht den gesetzlich­en Anforderun­gen, somit ist es ausreichen­d“. In Sachen Barrierefr­eiheit gelte ein Bestandssc­hutz, auch wenn neue Kindergärt­en heutzutage barrierefr­ei gebaut würden. Auch für den Außenberei­ch liege der Kindergart­en mit knapp neun Quadratmet­ern pro Kindergart­enplatz im Rahmen der Empfehlung­en zwischen acht und zehn Quadratmet­ern. Auch wenn mehr wünschensw­ert sei, den Garten könne er nicht vergrößern. Es gebe allerdings Pläne für eine Umgestaltu­ng, die derzeit aber auf Eis liegen.

„Die Raumsituat­ion hat sich in den vergangene­n drei Jahren nicht wesentlich verändert“, sagt Burth. Als in dem ursprüngli­ch für zwei Gruppen konzipiert­en Kindergart­en eine dritte Gruppe eröffnet wurde, sei ein weiterer Raum umgenutzt worden. Dass der Personalsc­hlüssel in der Kinderbetr­euung sich erhöht habe und es durch die Ganztagsbe­treuung einen weiteren Raumbedarf gebe, sei aber unbestritt­en. Um eine Entspannun­g der Raumsituat­ion zu erreichen, gelte es zu überdenken, welche Betreuungs­formen künftig in der Villa Wirbelwind und welche im Neubau angeboten werden sollten, so Burth.

Übergangsl­ösung gesucht

Als kurzfristi­ge Lösung einen Containerr­aum aufzustell­en, sei eine sehr teure Lösung. „Wir suchen eher andere Übergangsl­ösungen in einem bestehende­n Raum“, berichtet das Stadtoberh­aupt. Schon für das kommende Kindergart­enjahr soll ein solcher Raum, quasi als ausgelager­ter Standort des städtische­n Kindergart­ens, hergericht­et werden. Die von den Eltern angesproch­ene Raumproble­matik wird das indes wohl nicht lösen; der Raum soll eine weitere zusätzlich­e Gruppe beherberge­n.

 ?? FOTO: PAULINA STUMM ?? Linda Bixenmann (links), stellvertr­etende Vorsitzend­e des Elternbeir­ats, und Elternbeir­atsvorsitz­enden Sibylle Preuß wünschen sich mehr Platz im städtische­n Kindergart­en Villa Wirbelwind.
FOTO: PAULINA STUMM Linda Bixenmann (links), stellvertr­etende Vorsitzend­e des Elternbeir­ats, und Elternbeir­atsvorsitz­enden Sibylle Preuß wünschen sich mehr Platz im städtische­n Kindergart­en Villa Wirbelwind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany