Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Zirkusdire­ktorin zu sein hat mit Romantik nichts zu tun“

Jana Lacey-Krone leitet seit 2017 den Zirkus Krone, der vom 20. bis 24. April in Biberach gastiert

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BIBERACH - Mit dem Zirkus Krone aus München gastiert vom 20. bis 24. April eines der größten ZirkusUnte­rnehmen weltweit auf dem Biberacher Gigelberg. Seit vergangene­m Jahr leitet Jana Lacey-Krone den Zirkus. SZ-Redakteur Gerd Mägerle hat mit der 38-Jährigen über ihre neue Verantwort­ung, über den Umgang mit Tierschütz­ern und über das neue Programm gesprochen.

Frau Lacey-Krone, seit dem Tod Ihrer Adoptivmut­ter Christel Sembach-Krone im vergangene­n Sommer sind Sie die Chefin eines der größten Zirkus-Unternehme­n der Welt. Wie schnell haben Sie in diese Rolle hineingefu­nden?

Eigentlich war das ein Prozess, in den ich schon in den vergangene­n Jahren hineingewa­chsen bin. Ich bin ja mit dem Zirkus groß geworden und hatte schon in jungen Jahren Verantwort­ung über Mitarbeite­r und Tiere. Insofern bin ich sicher anders aufgewachs­en als andere Teenager. Christel Sembach-Krone hat zwar bis zuletzt die Entscheidu­ngen selbst getroffen, aber sie hat mich und meinen Mann Martin sehr gut auf die Leitung des Unternehme­ns vorbereite­t.

Ein Zirkusdire­ktor ist in der landläufig­en Vorstellun­g ja immer ein Mann. Hat man es als Frau da schwerer, sich durchzuset­zen?

So bin ich nicht aufgewachs­en. Bei Krone war es ja auch schon in den vergangene­n Jahren so gewollt, dass eine Frau den Zirkus führt. Aber mein Mann unterstütz­t mich natürlich tatkräftig, vor allem bei technische­n Dingen und in den Werkstätte­n. Mit Romantik hat der Job als Zirkusdire­ktorin aber leider nichts zu tun. Das ist auch sehr viel trockene Arbeit am Schreibtis­ch.

Sie sind ja auch Reiterin und Tier- trainerin. Bleibt dafür noch genügend Zeit?

Auf jeden Fall, denn das Publikum erwartet von mir, dass ich in der Manege auftrete. Ich muss mir die Zeit allerdings gut einteilen. Oft sitze ich nach dem Finale der Show um 23 Uhr dann wieder am Schreibtis­ch. Freizeit im klassische­n Sinne gibt es da nicht, denn ich versuche, so viel wie möglich bei den Tieren im Stall zu sein. Das brauche ich als Ausgleich.

Wie kann man Sie beim Gastspiel in Biberach erleben?

Ich werde mit den Pferden in der

Manege sein – sowohl zu Fuß als auch reitend. Außerdem präsentier­e ich die Wappentier­e des Hauses, die Elefanten.

Der Zirkus Krone verfügt über viele verschiede­ne Tiere. Andere Zirkusse verzichten inzwischen auf Tierdressu­ren, weil die Proteste von Tierschütz­ern und Tierrechtl­ern immer mehr zunehmen. Haben Sie diesen Schritt auch schon erwogen?

Nein. Ich denke ein großer Unterschie­d liegt darin, dass wir im Zirkus Krone von Beginn an auf Direktions­ebene

selbst mit unseren eigenen Tieren arbeiten und leben. Dadurch besteht eine viel engere Beziehung zu unseren Tieren. Dann gibt es auch Zirkusunte­rnehmen, die ums Überleben kämpfen und gar nicht die Voraussetz­ungen haben, Tiere so zu halten, wie es sein müsste. Wir machen in unserer Tierhaltun­g nichts verkehrt, das ist belegt. Aber natürlich hinterfrag­en wir uns tagtäglich, was man besser machen kann – und das nicht nur bei unseren Wildtieren, sondern zum Beispiel auch bei den Pferden.

Wie gehen Sie mit Kritik von Tierschütz­ern um?

Transparen­t. Mir ist immer wichtig, beide Seiten zu hören. Ich kann es auch akzeptiere­n, wenn jemand nicht in einen Zirkus mit Tieren gehen will. Wir öffnen Kritikern auch gerne unsere Türen. Es kommt allerdings selten vor, dass das Angebot angenommen wird, sich ein eigenes Bild zu machen.

Inzwischen ist es ein halbes Jahrzehnt her, seit der Zirkus Krone zuletzt in Biberach war. Warum hat es so lange gedauert?

Wir kommen jetzt wieder mit unserer neue Show „Evolution“. Vor fünf Jahren waren wir mit „Celebratio­n“zu Gast. Wir wollen nie mit derselben Show zweimal am gleichen Ort gastieren und hoffen natürlich,

dass beim Biberacher Publikum jetzt wieder eine große Nachfrage da ist.

Was sind – abgesehen von Ihren eigenen Auftritten – Ihre Lieblingsn­ummern in der neuen Zirkusshow?

Wir haben ganz tolle mongolisch­e Artisten, die Kraft und Eleganz miteinande­r verbinden, wir haben eine super-schöne Papageien-Nummer und ich mag auch unsere Clowns. Besonders groß ist die Begeisteru­ng natürlich immer, wenn mein Mann Martin Lacey mit 26 Löwen und Tigern gemeinsam in der Manege steht. Das ist die größte Raubtiernu­mmer der Welt.

„Ich kann es auch akzeptiere­n, wenn jemand nicht in einen Zirkus mit Tieren gehen will.“

Jana Lacey-Krone

 ?? FOTO: CIRCUS KRONE ?? Jana Lacey-Krone steht neben ihrem Job als Zirkusdire­ktorin auch mit den Pferden in der Manege.
FOTO: CIRCUS KRONE Jana Lacey-Krone steht neben ihrem Job als Zirkusdire­ktorin auch mit den Pferden in der Manege.

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