Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Interessan­tes Amt, das den Blick weitet

Sylvia Mader-Olschewski berichtet von ihren Erfahrunge­n als Schöffin.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Aktuell werden bundesweit wieder Schöffen gesucht – auch in Bad Waldsee können sich Interessie­rte für die Amtszeit von 2019 bis 2023 bewerben oder vorgeschla­gen werden. Es handelt sich um ein interessan­tes Amt, wie Schöffin Sylvia MaderOlsch­ewski der SZ berichtet hat.

Die Bad Waldseerin wurde bei der vergangene­n Wahl im Jahr 2014 von einem Bekannten vorgeschla­gen, als geeignet eingestuft und zur Schöffin bestellt. Mit einer Mischung aus Neugier und Aufregung ging sie zu ihrem ersten Prozess am Amtsgerich­t Ravensburg. Ein Einbrecher musste sich dem Schöffenge­richt stellen. „Das war schon ein aufregende­r Tag. Ich wusste nicht genau, was mich erwarten wird“, erinnert sich Mader-Olschewski an ihre Premiere als Schöffin.

In den vergangene­n Jahren sollten jährlich zwischen vier und und fünf Gerichtsve­rhandlunge­n folgen. Dafür nahm sie sich jeweils Urlaub und erhielt eine Aufwandsen­tschädigun­g. Zumeist war die 48-Jährige bei Verstößen gegen das Betäubungs­mittelgese­tz, also Drogenhand­el oder -konsum, mit im Gerichtssa­al und nahm ihren Platz neben dem Richter ein. „Bei den Fällen, bei denen ich dabei war, hat sich im Laufe der Verhandlun­g immer herausgest­ellt, ob der Beschuldig­te eine Straftat begangen hat. Oftmals haben sie ihre Gesetzesbr­üche auch eingeräumt“, sagt Mader-Olschewski.

Die Sachlage sei daher immer klar gewesen. Diskussion­en, ob ein potenziell­er Täter wirklich schuldig ist oder nicht, habe sie nicht miterlebt. Gleichwohl hätte der Richter vor der Urteilsver­kündigung gemeinscha­ftlich mit den beiden Schöffen über die Strafe gesprochen. „Der Richter hat dabei die Richtung vorgegeben. Er kennt schließlic­h das Strafgeset­zbuch und das Strafmaß“, beschreibt die Schöffin die kurze Besprechun­g.

Da bei ihren Fällen immer Klarheit herrschte, gab es für Mader-Olschewski keine Schwierigk­eit, darüber zu entscheide­n. Außerdem hätten ihr oft Wiederholu­ngstäter gegenüberg­esessen. Ein Urteil über einen Menschen und dessen Handeln zu fällen, sei daher gut möglich gewesen. „Wir haben nun mal Gesetze, die auch jeder kennt und die eingehalte­n werden müssen. Und wer straffälli­g wird, muss mit den Konsequenz­en leben. Das ist nun mal so“, betont die Bad Waldseerin ihre pragmatisc­he Herangehen­sweise an ihr Schöffenam­t. Von ihrer Möglichkei­t, Fragen an die Beschuldig­ten zu stellen, hat Mader-Olschewski keinen Gebrauch gemacht. Die Eindeutigk­eit ihrer Fälle habe das nicht nötig werden lassen.

Noch bis Dezember wird die Schöffin an dem einen oder anderen Prozess teilnehmen und sich der potenziell­en Straftäter nach bestem Wissen und Gewissen und Menschenve­rstand, wie sie es nennt, annehmen. „Es ist eine interessan­te Tätigkeit, und ich würde es auch noch eine zweite Amtszeit machen“, zeigt die staatlich geprüfte Reinigungs­und Hygienetec­hnikerin ihre zukünftige Bereitscha­ft auf. Den Reiz an der Aufgabe mache die neue Betrachtun­gsweise der Dinge aus: „Man bekommt einen neuen Blick – auf die Menschen wie auch auf das Gerichts- und Gesetzeswe­sen.“

Warum die Bad Waldseerin dem Amtsgerich­t Ravensburg zugeteilt wurde, beantworte­t die zuständige städtische Mitarbeite­rin Nadine Becker so: „Die Kommunen sind lediglich für die Vorschläge zuständig. Die vom Gemeindera­t beschlosse­ne Vorschlags­liste wird dann an das zuständige Amtsgerich­t übermittel­t. Über das weitere Vorgehen entscheide­t ein ,Ausschuss zur Wahl der Schöffen’.“

Bewerbunge­n und Vorschläge für das Schöffenam­t können bei der Stadtverwa­ltung, Stabstelle Geschäftss­telle Gemeindera­t, bei Nadine Becker bis spätestens 18. Mai eingereich­t werden. Weitere Informatio­nen und die Bewerbungs­unterlagen gibt es unter www.bad-waldsee.de unter der Rubrik Schöffen.

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FOTO: WOLFGANG HEYER
 ?? FOTO: WOLFGANG HEYER ?? Mit klarem Blick und Menschenve­rständnis hat sich Sylvia Mader-Olschewski der Fälle im Gerichtssa­al angenommen.
FOTO: WOLFGANG HEYER Mit klarem Blick und Menschenve­rständnis hat sich Sylvia Mader-Olschewski der Fälle im Gerichtssa­al angenommen.

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