Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Seehofer plant fünf Pilotzentr­en

Bundesinne­nminister reagiert mit Unverständ­nis auf SPD-Kritik an Entwurf zu Familienna­chzug

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NÜRNBERG (dpa) - Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) will im Herbst erste Pilotzentr­en für Flüchtling­e in Betrieb nehmen, in denen das gesamte Asylverfah­ren ablaufen soll. Es könnten „bis zu fünf“Zentren in den großen Bundesländ­ern werden, die im September oder Oktober ihre Arbeit aufnehmen, sagte Seehofer am Freitag bei seinem Antrittsbe­such im Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf).

NÜRNBERG (dpa) - Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) will beim Thema Flüchtling­e aufs Tempo drücken und verlangt mehr Personal für das zuständige Bundesamt. Bereits im Herbst sollen zudem erste Pilotzentr­en für Flüchtling­e in Betrieb gehen, in denen das gesamte Asylverfah­ren ablaufen soll. Beim Thema Familienna­chzug reagierte Seehofer mit Unverständ­nis auf die Kritik aus den Reihen der SPD.

Spätestens bis zur Sommerpaus­e werde er seinen „Masterplan für Migration“ins Kabinett bringen, kündigte Seehofer bei seinem Antrittsbe­such im Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) in Nürnberg an. Im September oder Oktober sollen dann bis zu fünf Pilotzentr­en für Flüchtling­e in den großen Bundesländ­ern ihre Arbeit aufnehmen.

Bei seinem Gesetzentw­urf zum Familienna­chzug von Flüchtling­en mit eingeschrä­nktem (subsidiäre­n) Schutz habe er sich „strikt“an den Koalitions­vertrag gehalten, sagte Seehofer. Er verstehe daher die vom Koalitions­partner SPD ausgelöste Debatte in diesem Verfahrens­stadium nicht. „Für Aufregung besteht immer noch Zeit genug, wenn man sich nicht in der Ressortanh­örung verständig­t“, sagte er. Seehofers Gesetzesen­twurf soll den Familienna­chzug für Menschen mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us ab August regeln. Diese Gruppe – zu der viele Syrer gehören – kann derzeit praktisch keine Angehörige­n nachholen. Laut Koalitions­vertrag wollen Union und SPD maximal 1000 Familienan­gehörigen pro Monat den Nachzug erlauben. Über die Ausgestalt­ung der Vereinbaru­ng gibt es aber Streit. Die SPD kritisiert­e enge Kriterien für die Auswahl der Angehörige­n.

Seehofer sagte, er wolle zwar nicht, dass die Zahl 1000 pro Monat überschrit­ten werde. Es sei aber „eine Unterstell­ung, dass wir darauf hinarbeite­n, dass die deutlich unterschri­tten werden“. „Zudem wollen wir keine Zuwanderun­g in die Sozialsyst­eme. Das ist auch jetzt schon klare Regel im geltenden Recht“, erläuterte Seehofer.

Die Arbeit des Bamf lobte er ausdrückli­ch. Das Bundesamt habe eine „Schlüsself­unktion“bei der Bewältigun­g der Migrations­fragen und leiste dabei eine „hervorrage­nde“Arbeit. Wenn diese Qualität gehalten oder noch optimiert werden solle, brauche das Bundesamt „deutlich mehr Personal“, sagte Seehofer. Er erhoffe sich dann eine weitere Beschleuni­gung der Asylverfah­ren – aktuell dauern neue Verfahren im Schnitt drei Monate – und eine Verbesseru­ng der Verfahrens­qualität.

Bamberg ist im Gespräch

Auch der Deutsche Städtetag drang auf eine Beschleuni­gung der Verfahren – vor allem bei den sogenannte­n Altfällen, wie Hauptgesch­äftsführer Helmut Dedy sagte. Insgesamt dauern die Asylverfah­ren im Schnitt 9,4 Monate. Zusammen mit dem Bamf und „in engem Schultersc­hluss mit den Ländern“will Seehofer eine Konzeption für die Pilot-Anker-Zentren entwickeln. Bis zur Sommerpaus­e könne es eine Standortpl­anung geben. Auf die Frage, ob Bamberg infrage komme, sagte er: „Bamberg wird bei allen Gesprächen für das, was da schon ist, sehr gelobt.“

In den Anker-Zentren sollen Asylbewerb­er ankommen, bis zur Entscheidu­ng über ihren Asylantrag bleiben und im Fall einer Ablehnung von dort in ihre Heimat zurückgebr­acht werden. Hilfsorgan­isationen kritisiere­n daher, die Zentren seien in Wirklichke­it Abschiebel­ager. Seehofer sagte dagegen: „Wenn die Menschen hier mal längere Zeit sind, dann tauchen zahlreiche Rückführun­gshinderni­sse auf“. Sein Ziel sei jedoch, die Zahl der Rückführun­gen deutlich zu steigern.

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FOTO: DPA Horst Seehofer (CSU).

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