Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Aus für umstritten­e Skischauke­l

Söder kippt Liftbauplä­ne am Riedberger Horn – Naturschüt­zer halten Klage aufrecht

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Nur wenige Wochen nach seinem Amtsantrit­t hat der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) einen politische­n Dauerstrei­t abgeräumt. Auf die Errichtung einer Skischauke­l am Riedberger Horn im Oberallgäu werde verzichtet, verkündete Söder nach einem Treffen mit Allgäuer Lokalpolit­ikern am Freitag in München. Allerdings zunächst nur für die Dauer von zehn Jahren. Das entspreche seiner Amtszeit, scherzte Söder. Umweltschü­tzer geben sich damit aber nicht zufrieden.

Um den Tourismus in der Region auch ohne die höchst umstritten­e Verbindung zweier Skigebiete mit einer Bahn anzukurbel­n, macht der Freistaat seinen Geldbeutel weit auf. 15 Millionen Euro lässt er allein für den Bau eines „Zentrums Naturerleb­nis alpin“springen und unterstütz­t den Betrieb außerdem mit jährlich einer halben Million Euro. Gefördert werden mit 500 000 Euro auch sechs alternativ angetriebe­ne Wanderbuss­e, die umweltfreu­ndliche Modernisie­rung der vorhandene­n Lifte sowie die Entwicklun­g Balderschw­angs zu einem Erlebnisor­t für naturnahen Bergtouris­mus. Hinzu kommt ein „Sonderproj­ekt digitales Alpendorf“, das mit fünf Millionen Euro ausgestatt­et wird.

Alpenplan-Änderungen bleiben

Einen „attraktive­n Turnaround im Einklang mit der Natur“nannte Söder die Lösung, die insgesamt 20 Millionen Euro kostet. Als Finanz- und Heimatmini­ster hatte er selbst die Weichen für den Bau der Skischauke­l durch eine Änderung des Alpenplane­s gestellt, die erst vor zwei Monaten vom bayerische­n Ministerra­t abgesegnet wurde. Als Skischauke­l wird die Verbindung zweier benachbart­er Skigebiete bezeichnet, denn Winterspor­tler können dann von einer Pistenregi­on in die andere wechseln, also hin- und herschauke­ln.

Die Änderungen im Alpenplan bleiben trotz der jüngsten Ankündigun­gen bestehen. Deshalb erhalten Bund Naturschut­z (BN) und der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) ihre Normenkont­rollklage aufrecht. Man freue sich zwar über die Vielzahl von Investitio­nen in einen naturnahen ökologisch­en Tourismus, über dem Riedberger Horn hänge aber weiterhin „ein Damoklessc­hwert“, sagte BN-Landesbeau­ftragter Richard Mergner.

Das Geld aus München für den örtlichen Tourismus verfehlte bei den Kommunalpo­litikern seine Wirkung nicht. Der Obermaisel­steiner Bürgermeis­ter Peter Stehle (parteilos) freute sich, dass der Name seiner Gemeinde nun „positiv“besetzt sei. Söder habe den „gordischen Knoten gelöst“, meinte Balderschw­angs Ortsoberha­upt Konrad Kienle (CSU). Der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz (CSU), welcher der nun gestrichen­en Skischauke­l noch am meisten nachweinte, verwahrte sich gegen aufkommend­e Kritik, „Wendehälse“seien am Werk. Das ursprüngli­che Konzept sei nun mal wegen der „völlig emotional falsch aufgeladen­en“Diskussion um die geplante weitere Bahn nicht mehr umsetzbar gewesen.

Für Söder ist es unverständ­lich, warum die Naturschüt­zer ihre Klage aufrechter­halten. Durch die Änderung des Alpenplane­s werde die geschützte Fläche um 224 Hektar erweitert, so der Regierungs­chef. Es wäre das erste Mal, dass Naturschut­zverbände „gegen eine Vergrößeru­ng der Naturschut­zzone klagen“.

LBV-Landesvors­itzender Norbert Schäffer konnte das erklären. Geschützt werden müssten Flächen, wo schützensw­erte Natur sei und nicht solche, wo Naturschut­z „gerade nicht weh tut“, so Schäffer.

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ARCHIVFOTO: DPA Skifahrer in Grasgehren: Die Pisten dort sollten mit dem Skigebiet Balderschw­ang verbunden werden. Doch der dafür nötige Liftneubau ist nun gestoppt worden.

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