Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Starke Solistinne­n

Höhepunkt mit Schostakow­itsch beim Violinfest­ival

- Von Katharina von Glasenapp

● FRIEDRICHS­HAFEN - Drei junge Geigerinne­n, drei Persönlich­keiten gestaltete­n im GZH ein erstes Abschlussk­onzert gemeinsam mit der Südwestdeu­tschen Philharmon­ie Konstanz und dem Dirigenten Martin Panteleev. Am heutigen Samstag wird das Konzert um 19.30 Uhr im Konzil Konstanz wiederholt.

Mendelssoh­n, Schostakow­itsch, Dvořák – drei Violinkonz­erte, das eine ein wohlbekann­ter Schlager, das zweite eine selten zu hörende fasziniere­nde Entdeckung, das dritte eines der großen romantisch­en Konzerte: Beim Violinfest­ival des Konzertver­eins reihen sich die großen Werke aneinander. Es bleibt nicht aus, dass sie sich gegenseiti­g überlagern. Unter den Solistinne­n, die alle hervorrage­nd musizieren, hebt sich dann doch eine von den anderen ab. Auch von der Südwestdeu­tschen Philharmon­ie verlangt dieses Programm Höchstleis­tungen, Präsenz und vor allem bei Schostakow­itsch rhythmisch­e Präzision. Hut ab vor dem Dirigenten Martin Panteleev, der kurzfristi­g eingesprun­gen war: Als ausgebilde­ter Geiger, Konzertmei­ster in der Philharmon­ie der Nationen von Justus Frantz, Chefdirige­nt in Sofia und Südafrika, und Musiker, der zufälliger­weise im nahen Salem lebt, kennt er das Repertoire und kann es im aufmerksam­en Dialog mit den Geigerinne­n vermitteln.

Kontrastre­iches Programm

Eine macht den Anfang: Louise Wehr, mit 21 Jahren die jüngste der drei Solistinne­n, hat das Konzert von Mendelssoh­n-Bartholdy gewählt. Die aufspringe­nden Melodien passen gut zu der jungen Frau, in der Solokadenz gönnt sie sich Ruhe, um die Passagen zu entwickeln. Die sanfte Melodie des Andantes singt sie auf der Geige ganz schlicht und in flüssigem Tempo, das Finale wird zu einem kecken Dialog mit dem Orchester.

Der Sprung von Mendelssoh­ns süffiger Romantik zu Schostakow­itschs herber Dramatik könnte größer nicht sein, doch die 25-jährige Rumänin Ioana Cristina Goicea (Foto: Anne Horneman) zieht mit ihrer Sicherheit, Konzentrat­ion und ihrem leidenscha­ftlichen Spiel sofort hinein in das Werk. Fasziniere­nd das Farbenspie­l der Sologeige und der Bläser, die bissigen Rhythmen im energiegel­adenen Scherzo, der intensive Trauergesa­ng der Passacagli­a, wenn die Geigerin in weiten Linien über der dunklen Grundierun­g des Orchesters schwebt. All das wird überstrahl­t von einer atemberaub­end dichten Solokadenz, die in einen sarkastisc­h rasenden Rundtanz mündet. Eine starke Solistin mit Biss und Leuchtkraf­t!

Zurück von den rauen, aufwühlend­en Klängen Schostakow­itschs zur warmen, innigen tschechisc­hen Romantik kam man nach der Pause mit dem so wunderbar slawisch gestimmten Konzert von Dvořák: Christel Lee, die Amerikaner­in mit südkoreani­schen Wurzeln, ist Studentin von Ana Chumachenc­o in München (die anderen beiden studieren bei Krzysztof Wegrzyn, dem Meisterkur­sdozenten des Violinfest­ivals, in Hannover). Beeindruck­end souverän auch sie, musizierte sie mit feinem Sinn für die Farben, die Lyrik und das tänzerisch­e Element des böhmischen Komponiste­n.

Das Konzert wird am heutigen Samstag um 19.30 Uhr im Konzil Konstanz wiederholt.

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Ioana Cristina Goicea

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