Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Weinbergs Seelenbild­er

-

Seit der späten Uraufführu­ng seiner Auschwitz-Oper „Die Passagieri­n“(1968) bei den Bregenzer Festspiele­n 2010 ist der polnisch-russische Komponist Mieczeslaw Weinberg (1919-1996) weltweit in den Fokus des Musikbetri­ebs geraten. Zu seinen Lebzeiten war er im Westen kaum bekannt geworden. Geboren wurde er in Warschau. Vor dem Einfall der deutschen Wehrmacht floh er 1939 in die Sowjetunio­n. Seine jüdische Familie wurde von den Nazis ermordet. In Moskau setzte sich Schostakow­itsch für ihn ein. Erst im Zuge der aktuellen Wiederentd­eckung Weinbergs mehren sich jedoch Aufführung­en und Einspielun­gen seiner Opern, Sinfonik und Kammermusi­k. Die „Passagieri­n“wurde mittlerwei­le auf zahlreiche­n Bühnen Europas und Amerikas präsentier­t. Die Szene, in der ein Häftling vor seiner Exekution Bachs berühmte Chaconne auf einer Geige intoniert, ist von überwältig­ender Kraft. Nicht minder ausdruckss­tark sind Weinbergs drei Sonaten für Soloviolin­e. Die erste ist 1964, die zweite ein Jahr vor der „Passagieri­n“entstanden. Die einsätzige dritte hat Weinberg 1979 dem Gedenken an seinen Vater gewidmet. Renate Eggebrecht­s Gesamtaufn­ahme lotet die emotionale­n Wechselbäd­er der technisch extrem schwierige­n, musikalisc­h anspruchsv­ollen Klangwelte­n packend aus. (wmg)

Mieczeslaw Weinberg: Sonaten für Violine solo; Renate Eggebrecht; Troubadisc 01450 (Klassik Center Kassel)

Newspapers in German

Newspapers from Germany