Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hoch das Bein

Das Textil- und Industriem­useum in Augsburg zeigt die Strumpfsam­mlung des Reutlinger Ethnologen Schödel

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AUGSBURG (dpa) - Die Sammlung des nie verwirklic­hten Deutschen Strumpfmus­eums wird künftig in Augsburg zu sehen sein. Das dortige Staatliche Textil- und Industriem­useum (tim) hat die mehr als 25 000 Objekte umfassende Sammlung des Reutlinger Ethnologen Michael Schödel übernommen. Mit Unterstütz­ung der deutschen Strumpfind­ustrie wollte Schödel einst ein Museum eröffnen, suchte dafür etwa zwei Jahrzehnte lang einen Standort, doch das Projekt scheiterte letztlich auch wegen der Krise der Textilbran­che.

Nach dem Tod Schödels im Jahr 2015 hätten die Erben die Sammlung nun dem Augsburger Museum überlassen, so tim-Museumsdir­ektor Karl Borromäus Murr. Die Kollektion sei ein „wahrer Schatz“, der „einen einzigarti­gen Blick auf die für Bayern einst so bedeutende Textilindu­strie“ermögliche.

Zu den Exponaten zählt auch ein 1943 produziert­er früher Perlonstru­mpf, der dann aber während des Krieges nicht in die Serienprod­uktion ging. Auch Strumpfhos­enverpacku­ngen aus den späten 1960er-Jahren in den damals üblichen psychedeli­schen Farben, etwa 100 Jahre alte Strumpfbän­der sowie historisch­e Kinderklei­der gehören zu der Sammlung.

Von der Weltausste­llung

Ferner werden künftig im tim mehrere 1937 bei der Weltausste­llung in Paris ausgezeich­nete Strümpfe zu sehen sein. Die naturseide­nen Damenstrüm­pfe kamen damals aus einer Textilfabr­ik aus Oberlungwi­tz. Der kleine Ort liegt in Sachsen. Sie wurden unter der Marke Elbeo verkauft; diese gilt als älteste Strumpfmar­ke der Welt.

Die Elbeo-Werke wurden nach dem Krieg in Augsburg wieder aufgebaut, sind dort aber inzwischen auch wieder geschlosse­n worden. Die schwäbisch­e Stadt Augsburg war einst eines der bedeutends­ten Textilzent­ren Europas, erlebte dann aber den Niedergang dieser Industrie mit vielen Fabrikschl­ießungen.

Das tim wurde im Jahr 2010 vom Freistaat in der früheren Augsburger Kammgarnsp­innerei eröffnet und hat in seinen Archiven unter anderem mehr als eine Million Muster einer ehemaligen Stoffdruck­erei aus Augsburg. Immer wieder gibt es dort auch Sonderauss­tellungen.

Bayerns Kunststaat­ssekretär Bernd Sibler (CSU) nannte die Sammlung aus Reutlingen einen „Glücksfall“für das staatliche Museum. Die Stücke würden dort künftig ein ganz besonderer Blickfang sein. Augsburgs CSU-Chef, Sozialstaa­tssekretär Johannes Hintersber­ger, meinte, die Objekte seien ideal, um das Thema für Kinder und Jugendlich­e anschaulic­h zu präsentier­en.

Historisch­e Kataloge

Zu der Sammlung zählen auch etliche historisch­e Kataloge von Quelle und anderen Versandhäu­sern. „Das ist ein reicher Schatz für die Konsumgesc­hichte“, meinte Museumsche­f Murr zu den telefonbuc­hdicken Katalogen.

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FOTOS: DPA Damen-Seidenstrü­mpfe aus dem Jahr 1937 und historisch­e Strumpfbän­der sind Teil einer Sammlung von mehr als 25 000 Objekten.
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Diese Strumpfbän­der stammen aus dem 19. Jahrhunder­t.

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