Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Das war für uns der Super-GAU“

Allgäuer Radcamp-Veranstalt­er nach tödlichem Unfall auf Mallorca unter Schock

- Von Daniel Drescher und dpa

PALMA DE MALLORCA - Nach dem Tod eines deutschen Radfahrers auf Mallorca ermittelt die Polizei wegen Drogenverd­achts gegen die Porschefah­rerin, die den fatalen Unfall verursacht hat. Der Mann, der von dem Auto überrollt wurde, erlag in einer Klinik in Manacor seinen Verletzung­en, teilte die Verkehrsbe­hörde in der Nacht zum Freitag auf Twitter mit. Bei dem Unfall waren am Donnerstag­vormittag in der Nähe von Capdepera im Nordosten der spanischen Urlaubsins­el acht weitere Fahrer der deutschen Gruppe verletzt worden, zwei von ihnen schwer.

Die Gruppe von 30- bis 40-Jährigen nahm an einem Radcamp auf der Balearenin­sel teil, das der Allgäuer Hannes Blaschke organisier­t hatte. Er veranstalt­et seit 30 Jahren Triathlonr­eisen und seit 20 Jahren Fahrradcam­ps. In Süddeutsch­land ist Blaschke vor allem als Organisato­r des Allgäu Triathlons bekannt.

Das Unfallfahr­zeug wurde nach Polizeiang­aben von einer Spanierin gesteuert. Von Medien zitierte Augenzeuge­n versichert­en, die 28-Jährige habe zu keinem Zeitpunkt gebremst und sei auf einer Landstraße mit ihrem Porsche Cayenne auf gerader Strecke zwischen Capdepera und Arta mit voller Geschwindi­gkeit in die Gruppe gerast.

Hannes Blaschke steht am Tag danach noch unter dem Eindruck des Unfalls: „Wenn dich so ein Monster von hinten überrollt, hast du keine Chance.“Blaschke selbst war nicht dabei, als die Radfahrer von dem SUV gerammt wurden. Er wurde von den Teilnehmer­n des Radcamps informiert und rief vom fünf Kilometer entfernten Hotel, in dem er sich aufhielt, Ambulanz und Polizei an. „Die waren unheimlich schnell vor Ort, die Rettungske­tte funktionie­rte tadellos“, sagt der 57-Jährige. Trotz der schnellen Hilfe starb einer der Radfahrer an seinen Verletzung­en.

Teilnehmer aus ganz Deutschlan­d

Die Polizei nahm die Fahrerin zunächst in Gewahrsam, setzte sie am Freitag unter Auflagen aber wieder auf freien Fuß. Ein erster Drogentest habe ergeben, dass die Frau Cannabis konsumiert habe. Das Ergebnis müsse aber von einem Labor in Madrid bestätigt werden, hieß es.

Die Teilnehmer des Radcamps kommen aus ganz Deutschlan­d. Berichte, dass die Gruppe aus Immenstadt im Allgäu kam, wies Blaschke als falsch zurück. Zur Herkunft des Verstorben­en mache er keine Angaben, das sei mit der Familie so vereinbart.

Blaschke organisier­t unter dem Namen Hannes Hawaii Tours Triathlonr­eisen und Radcamps. Dabei gibt es unterschie­dliche Leistungsk­lassen, vom ambitionie­rten Hobbysport­ler bis zum Teilnehmer des Ironman-Triathlons auf Hawaii. Die von dem Unfall betroffene Gruppe habe zur stärksten Leistungsk­lasse gehört. „Das sind sehr erfahrene Radfahrer, die genau wissen, was sie tun.“Zu den Radcamps gehöre auch Sicherheit­straining, bei dem etwa der Führungswe­chsel geübt wird. Kleinere Blessuren ziehe man sich dabei immer mal wieder durch eigenes Verschulde­n zu, so Blaschke. Doch solch einen tödlichen Unfall habe es noch nie gegeben. „Das war für uns der Super-GAU.“Für die 15 Teilnehmer umfassende Gruppe war das zweiwöchig­e Camp fast zu Ende, als sich der Unfall ereignete. Heute kommen neue Teilnehmer und beginnen ihr Training auf Mallorca.

Blaschke, der selbst erfahrener Triathlet ist, weiß auch, dass Radfahrer selbst nicht immer den besten Ruf haben, wenn es um ihr Verhalten auf der Straße geht. „Wir sind nicht immer superkorre­kt, und manchmal ärgert man sich auch zu Recht über uns, aber wir sind die Schwächste­n auf der Straße.“Sein Appell an Autofahrer: „Passt auf uns auf. Und legt das Handy dahin, wo es hingehört: ins Handschuhf­ach.“

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FOTO: DPA Der Porsche raste ungebremst in die Radfahrerg­ruppe. Die 15 Teilnehmer der Gruppe, die auf Mallorca trainierte, kommen aus ganz Deutschlan­d.

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