Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Haushaltsh­ilfe soll Senior getötet haben

Tatverdäch­tige zuletzt im Kreis Ravensburg tätig – Ermittler suchen nach weiteren Fällen

- Von Helge Toben

DUISBURG (dpa) - Erneut steht eine Pflegehilf­skraft unter Mordverdac­ht – die Frau war unter anderem zuletzt in Aitrach im Kreis Ravensburg tätig. Als Haushaltsh­elferin soll sie einem pflegebedü­rftigen 87-Jährigen aus Dinslaken eine tödliche Dosis Schmerzmit­tel verabreich­t haben. Die Ermittler wollen nun herausfind­en, ob es möglicherw­eise weitere Fälle gegeben haben könnte.

Dazu wurde am Freitag ein Foto der 30-Jährigen veröffentl­icht, teilte die Duisburger Staatsanwa­ltschaft mit. Die Frau aus Polen wurde im März 2018 in Aitrach festgenomm­en und ist seither in Untersuchu­ngshaft. Auf das mögliche Tatmotiv gebe es noch keine Hinweise. Die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg ermittelt.

Bundesweit suchen die Ermittler derzeit nach weiteren Haushalten, in denen die Frau vor oder nach Dezember 2016 gearbeitet haben könnte. Auch polnische Ermittler sind um Hilfe gebeten worden. Fest stehe bislang nur, dass sie zuletzt in Aitrach ebenfalls als häusliche Pflegekraf­t eine 92-Jährige betreut habe. Hinweise auf weitere Todesfälle gebe es bislang aber nicht, hieß es. Einen Zusammenha­ng mit dem Fall des in München unter Mordverdac­ht inhaftiert­en Hilfspfleg­ers gibt es nach Angaben der Ermittler nicht.

Die Pflegerin, eine gelernte Friseurin, war im Dezember 2016 sechs Tage in dem Haushalt des 87-Jährigen und seiner Ehefrau in Dinslaken beschäftig­t, als beide stürzten und ins Krankenhau­s kamen. Während die Frau noch am selben Tag wieder nach Hause konnte, starb der Mann einen Tag später. Als Angehörige kurz darauf in der Wohnung des Mannes eine leere und eine halbvolle 100-Milliliter-Flasche des nicht ärztlich verordnete­n Schmerzmit­tels Tramadol fanden, ordnete die Staatsanwa­ltschaft eine chemisch-toxikologi­sche Untersuchu­ng an. Erst Ende Februar 2018 lag das Gutachten vor. Demnach war die Konzentrat­ion des Schmerzmit­tels im Blut des Mannes so hoch, dass sie als Todesursac­he angenommen werden kann. Auch im Blut der Frau konnte Tramadol nachgewies­en werden.

Auf der Grundlage des Gutachtens beantragte die Staatsanwa­ltschaft Haftbefehl wegen Mordes. Nach einer europaweit­en Fahndung wurde die Verdächtig­e am 22. März in Aitrach festgenomm­en. Auch in der Wohnung der von ihr dort betreuten 92-Jährigen fand die Polizei Tramadol, das jedoch ärztlich verordnet war. Die Seniorin war ein paar Tage zuvor ebenfalls gestürzt. Der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg sagte die Tatverdäch­tige, dass sie das Medikament selbst genommen habe. Eine Blutunters­uchung soll nun bis in zwei Wochen klären, ob das stimmt oder ob die Seniorin eine Überdosis erhalten hatte.

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FOTO: DPA Mit diesem Foto von Aneta Kurkowska fahndet die Polizei nach weiteren Fällen.

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