Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Dieser Weg sorgt für Streit und Frust

Verantwort­liche des Zundel-Hofs wollen Neubau bei Haisterkir­ch – Erschließu­ngsstraße ist bürokratis­che Hürde

- Von Wolfgang Heyer

● HAISTERKIR­CH - Die Verantwort­lichen des St. Georgshofs in Haisterkir­ch wollen ihren Standort verlegen und zwischen Bad Waldsee und Haisterkir­ch, parallel zur L 300, neu bauen. Doch das Verfahren zieht sich schon seit Jahren hin – ganz zum Leidwesen des Gutsverwal­ters Helmut Kibler. Die Stadt äußert sich dazu nicht.

Rückblick: 1931 erwarb die Familie Zundel den Hof, in den 70er-Jahren wurde groß ausgebaut. Zwischenze­itlich sind Teile des St. Georgshofs in die Jahre gekommen und so manche Technik nicht mehr auf dem neuesten Stand. Daher entschiede­n die Gebrüder Zundel mit Kibler gemeinsam, dass ein Neubau verwirklic­ht werden soll. Der Standort war schnell ausfindig gemacht. Zwischen dem Haisterkir­cher Sportplatz und dem Waldrand Richtung Bad Waldsee nahmen die Hof-Verantwort­lichen vor mehreren Jahren bereits eine Güllegrube in Betrieb. Auf dem angrenzend­en Gelände der rund 60Hektar Eigentumsf­läche der Zundels sollte ein Stall für rund 350 Kühe, eine Futterlage­rhalle, eine Maschinenu­nd Lagerhalle und eine Biogasanla­ge entstehen.

Rechtsanwa­lt eingeschal­tet

Wie Kibler berichtet, stellten die Hofbetreib­er 2014 den ersten und 2015 den zweiten Bauantrag: „Es hat sich alles um ein Jahr verzögert, weil wir einen Rechtsanwa­lt benötigt haben. Der Knackpunkt war, dass die Stadt einen neuen Weg von uns wollte.“Gemeint ist der städtische geteerte Weg, der zur Güllegrube führt und nur von landwirtsc­haftlichen Fahrzeugen befahren werden darf. Die Kosten für den Ausbau des derzeit rund drei Meter breiten Weges sollten die Hofbetreib­er tragen. Dafür hatten diese gleichwohl kein Verständni­s. 2017 hat die Stadt den Bauantrag abgelehnt, so Kibler. Die Hof-Verantwort­lichen legten Rechtsmitt­el ein. Nun liege der Fall beim Regierungs­präsidium Tübingen.

„Dabei haben wir auch versucht, einen Kompromiss zu finden. Unser Vorschlag lautete: Die Stadt soll den Weg so bauen, wie sie es für richtig hält, und wir übernehmen 25 Prozent der Kosten. Das lehnte die Stadt aber ab“, berichtet Kibler kopfschütt­elnd. Er schätzt die Kosten für den Ausbau auf rund 160 000 Euro. Kibler betont auch, dass er den Weg zu keiner Zeit als bürokratis­che Stolperfal­le angesehen hätte. Schließlic­h nutze er den Weg für die Ackerbau-Tätigkeite­n seit etlichen Jahren. Mit dem Neubau kämen monatlich lediglich wenige zusätzlich­e Fahrten für die Futterlief­erung der Kühe sowie zum Milchabtra­nsport dazu. „Ich hätte nie gedacht, dass der Weg nicht ausreichen­d ist“, fasst Kibler seine Fassungslo­sigkeit in Worte.

Der zentral gelegene Hof beheimatet aktuell rund 200 Kühe und 170 Rinder. Mit dem Standortwe­chsel würden sich die Fahrten mit den landwirtsc­haftlichen Fahrzeugen inmitten des Ortes reduzieren, hebt Kibler hervor. Und noch einen Vorteil sieht der Landwirt: „Die Jungtiere würden zwar für rund 20 Jahre noch hier auf dem Hof bleiben, danach stünden allerdings zwei Hektar für Wohnbebauu­ng zur Verfügung – mitten im Ort.“

Diese Dorfentwic­klung würde Ortsvorste­herin Rosa Eisele sehr begrüßen. Ebenso wie der Ortschafts­rat und die Haisterkir­cher Bevölkerun­g, wie sie sagt: „Uns würde der Aussiedler­hof freuen – auch aus ökologisch­er Sicht. Dann wäre der Hof bei den Feldern und der Verkehr im Ort würde abnehmen.“

Auf lange Sicht könnte das Grundstück des bisherigen Hofs für Bauplätze zur Verfügung stehen. „Ich habe selbst versucht, sämtliche Hebel in Bewegung zu setzen, aber die Entscheidu­ng obliegt der Stadt“, meint Eisele und ergänzt: „Es tut mir furchtbar leid. Und ich verstehe nicht, warum man sich bei der Erschließu­ngsstraße nicht einigen kann.“Daran konnte wohl auch der Bauernverb­and Allgäu-Oberschwab­en nichts ändern, der auf den Fall gezielt aufmerksam gemacht worden sei. Die Ortsvorste­herin spricht sich jedenfalls für eine Kompromiss­lösung aus.

Häufig werde Kibler nach dem aktuellen Verfahrens­stand gefragt. „Die Leute wollen wissen, wann es losgeht und wo das Problem liegt“, erklärt der 47-Jährige. Mit seinem Schritt an die Öffentlich­keit möchte der Gutsverwal­ter die Bevölkerun­g aufklären. Er und seine Frau Elvira würden sich außerdem ein Entgegenko­mmen der Stadt wünschen.

Die Stadt selbst wollte auf SZ-Anfrage keine Stellung zum geschilder­ten Fall beziehen. Weder zum strittigen Weg noch zu einer etwaigen Kompromiss­lösung war eine Antwort in Erfahrung zu bringen. Die Stadt beruft sich darauf, dass es sich um einen privaten Bauantrag handelt. Rathausspr­echer Alfred Maucher teilt mit: „Über Bauanträge geben wir keine öffentlich­en Stellungna­hmen ab. Ich bitte deshalb um Verständni­s, wenn sich die Verwaltung hierzu nicht äußert.“

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FOTO: WOLFGANG HEYER Gutsverwal­ter Helmut Kibler steht in den Startlöche­rn für den geplanten Neubau, allerdings steht ihm der städtische Weg im Weg.

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