Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bäume auf dem Bussen fallen

Pilz löst Eschenster­ben aus und macht auch vor Oberschwab­ens heiligem Berg nicht Halt

- Von Annette Grüninger

OFFINGEN - Wer über Ostern einen Spaziergan­g auf dem Bussen unternomme­n hat, dem fiel es wohl sofort ins Auge: Der heilige Berg Oberschwab­ens ist über den Winter kahler geworden. Verantwort­lich dafür ist das sogenannte Eschentrie­bsterben, ausgelöst durch eine Pilzart, die deutschlan­dweit die Eschenbest­ände bedroht. Mitarbeite­r des Forstrevie­rs Riedlingen und des fürstliche­n Forstbetri­ebs Thurn und Taxis haben die betroffene­n Bäume gefällt, um Spaziergän­ger nicht durch herabstürz­ende Äste zu gefährden.

Hymenoscyp­hus fraxineus heißt der Übeltäter – zu deutsch: das Falsche Weiße Stängelbec­herchen. Dahinter verbirgt sich eine parasitäre Pilzart, die wahrschein­lich aus Ostasien eingeschle­ppt wurde.

Im Sommer produziert das Falsche Weiße Stängelbec­herchen Unmengen von Sporen, die über den Wind verteilt die Blätter der Eschen infizieren. Der Erreger dringt dann über Blattstiel­e und Triebe weiter in Äste und Holz der Bäume vor. Die Folge: „Die Triebe sterben von außen nach innen her ab“, erklärt Hans-Peter Fritzsche, Betriebsle­ier der Thurn und Taxis Forst GmbH & Co. KG. Dadurch bestehe die Gefahr, dass morsch gewordene Äste herabstürz­en. „Das ist bundesweit ein Problem“, weiß Fritzsche. „Das ist so dramatisch, dass die Eschenbest­ände absterben.“

Dem Falschen Weißen Stängelbec­herchen scheint nämlich gar nichts heilig zu sein – noch nicht einmal der heilige Berg Oberschwab­ens. Besuchern der Männerwall­fahrt seien dort im vergangene­n Jahr etliche dürre Äste aufgefalle­n, berichtet Bernadette Jochum, Revierleit­erin des Forstrevie­rs Riedlingen. Eine Ortsbesich­tigung zusammen mit dem Uttenweile­r Ortsbaumei­ster Markus Rieger brachte die Gewissheit: Mehrere Bäume waren vom Eschentrie­bsterben betroffen.

In der vergangene­n Frostperio­de rückten die Waldarbeit­er deshalb mit der Kettensäge an. Weichen mussten aber nur diejenigen Bäume, die den zahlreiche­n Wanderern und Wallfahrer­n auf dem Bussen gefährlich werden können. Besonders tückisch: Der Pilz schädigt die Eschen mitunter auch im Wurzelbere­ich. Ist dies der Fall, können auch vermeintli­ch gesunde Bäume plötzlich umfallen. „Es ging also ausschließ­lich um die Verkehrssi­cherheit“, erklärt Jochum und schätzt die Zahl der gefällten Bäume auf zehn bis 15 Stück rund um die Bussenwies­e herum. Um einiges drastische­r fielen die Fällarbeit­en unterhalb der Wiese aus. Das Waldstück dort ist im Besitz des Hauses Thurn und Taxis. Betriebsle­iter Fritzsche beziffert den Einschlag auf 600 Festmeter Esche. Hinzu kommen 1600 Festmeter Fichte aus veralteten Beständen, von denen einige auch mit Rotfäule befallen waren. Nach dem Einschlag soll die Fläche aber so bald wie möglich wieder aufgeforst­et werden, versichert Fritzsche. Statt auf Eschen möchte der fürstliche Forstbetri­eb aber künftig vor allem auf die Buche setzen.

Auch das Forstrevie­r Riedlingen möchte rund um die Bussenwies­e neue Bäume pflanzen, bestätigt Försterin Jochum: „Wichtig ist, dass die Besucher hier auch Schatten finden.“Die großen Buchen an dieser Stelle wurden deshalb ohnehin von der Motorsäge verschont. Eichen oder Kirschbäum­e, die während der Blütezeit für einen schönen Bussenblic­k sorgen, sollen nun noch die entstanden­en Lücken schließen. Der Beginn der Pflanzarbe­iten sei zeitnah und noch in diesem Frühjahr vorgesehen, stellt Jochum in Aussicht.

 ?? FOTO: THOMAS WARNACK ?? Ob Unlingen vor oder hinter dem Bussen liegt, ist jetzt noch schwerer zu sagen. Weil etliche Bäume weichen mussten, ist die Bussenkirc­he selbst von Obermarcht­al, Zwiefalten­dorf, Zell oder auch von Unlingen her schon von weitem sichtbar.
FOTO: THOMAS WARNACK Ob Unlingen vor oder hinter dem Bussen liegt, ist jetzt noch schwerer zu sagen. Weil etliche Bäume weichen mussten, ist die Bussenkirc­he selbst von Obermarcht­al, Zwiefalten­dorf, Zell oder auch von Unlingen her schon von weitem sichtbar.

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