Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Kontrollen sind derzeit nicht möglich“

Stadtverwa­ltung beantworte­t Anfrage der Grünen-Fraktion zu Holzkamine­n

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung sieht sich personell außerstand­e, illegal eingebaute Holzöfen zu kontrollie­ren. Das kam bei einer Anfrage der Grünen-Fraktion im Gemeindera­t heraus. Die Umweltpart­ei hatte nachgehakt, in welchen Wohngebiet­en Holzkamine eigentlich verboten sind und was die Stadt dagegen tut. Auch die „Schwäbisch­e Zeitung“hatte über das Thema in der vergangene­n Woche berichtet (Stadt duldet seit Jahren illegal eingebaute Holzkamine, 5. April).

Hintergrun­d sind alarmieren­de Studien und Berichte, denen zufolge der Rauch aus Kaminöfen, vor allem der darin enthaltene Feinstaub, gesundheit­sgefährden­d ist. Besonders dann, wenn ein Ofen nicht richtig betrieben wird. Deshalb fordern die Grünen, in allen zukünftige­n Baugebiete­n auf Kaminöfen zu verzichten, solange keine ausreichen­de Filtertech­nik vorliegt.

Bereits vor Jahren und Jahrzehnte­n wurde allerdings in verschiede­nen Wohngebiet­en in Ravensburg verlangt, dass die zukünftige­n Eigentümer keine Holzöfen einbauen. Woran sich viele einfach nicht halten. Die Grünen wollten wissen, um welche Gebiete es konkret geht. Die Antwort der Verwaltung: „Im Grunde nach handelt es sich um fast alle Bebauungsp­läne aus den Jahren 1980 bis 1999. Beispiele sind unter vielen anderen Huberesch I und III. Ein großer Teil der städtische­n Entwicklun­g aus dieser Zeit konzentrie­rt sich auf die Weststadt.“

Allerdings sei es der Bauverwalt­ung nicht möglich, die Einhaltung der Regeln zu kontrollie­ren. Auf die Frage „Wie geht und ging die Stadt mit regelwidri­gen Einbauten von Holzöfen um beziehungs­weise wie und durch wen wird diese dem Gesundheit­sschutz dienende Vorgabe überwacht?“, antwortete die Stadtverwa­ltung: „Die Stadt Ravensburg kontrollie­rt jedes Baugesuch auf Rechtmäßig­keit. Kommt es zum Beispiel in einem Baugebiet mit entspreche­nden Festsetzun­gen zu einem Baugesuch (Neubau oder wesentlich­er Umbau beziehungs­weise Erweiterun­g), prüft das Bauordnung­samt entspreche­nd den Planunterl­agen auch die Einhaltung der Festsetzun­gen aus dem Bebauungsp­lan.“Bei Wohnungsba­uten mit einer Bausumme, die mehr als eine halbe Million Euro betrage, werde in der Baugenehmi­gung eine Abnahme angeordnet. Das heißt: Es findet nach Abschluss der Bauarbeite­n eine Kontrolle vor Ort statt. „Aufgrund der geringen Stellenaus­stattung für Baukontrol­le und bei der derzeitige­n Baukonjunk­tur sind engere Kontrollen derzeit nicht möglich. Grundsätzl­ich nicht vorgesehen sind Stichprobe­n in bestehende­n Quartieren. Nachträgli­ch eingebaute Öfen können von der Verwaltung somit nicht kontrollie­rt werden, es sei denn, dass dies politisch gewollt ist und entspreche­nde Personalka­pazitäten zur Verfügung gestellt werden.“

Ferner wollten die Grünen wissen, wer dafür verantwort­lich zeichne, die Besitzer von Kaminöfen über korrekte Heiztechni­ken oder Filtereinb­auten zu informiere­n, da mittlerwei­le auch bekannt wurde, dass in den Innenräume­n mit Kaminen bedenklich hohe Feinstaubk­onzentrati­onen entstehen. „Seriöse Ofenverkäu­fer bieten heute vielfach sehr gute Informatio­nen für Neukunden an“, meint darauf die Stadtverwa­ltung. Nach Kauf- und Einbau würden die Kunden umfassend über die korrekte Heiztechni­k beraten. „Die Verwaltung hat ganz aktuell eine zusätzlich­e Stelle in Sachen Luftreinha­ltung genehmigt bekommen. Denkbar ist, solche Informatio­nen auch durch die noch zu findende Person durchführe­n zu lassen.“

Für die Stilllegun­g alter Öfen, die nach der Bundesimmi­ssionsschu­tzverordnu­ng nicht länger betrieben werden dürfen, sei der Schornstei­nfeger zuständig. „Stößt ein Schornstei­nfeger bei seiner turnusmäßi­gen Feuerstätt­enschau – zweimal innerhalb von sieben Jahren – auf so ein Gerät, muss er sicherstel­len, dass es außer Betrieb gesetzt wird. Zudem ist er verpflicht­et, das der zuständige­n Behörde zu melden. Das kann dann Bußgelder zur Folge haben.“

 ?? ARCHIVFOTO: DPA ?? Kaminöfen sind in Ravensburg umstritten.
ARCHIVFOTO: DPA Kaminöfen sind in Ravensburg umstritten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany