Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Trump rudert in Sachen Syrien zurück

US-Präsident hält sich Vorgehen offen – Merkel schließt deutsche Beteiligun­g an Militärsch­lag aus

- Von Andreas Herholz

PARIS/WASHINGTON/BERLIN (dpa/ sz) - Die Situation in Sachen Syrien ist weiter verfahren. US-Präsident Donald Trump ruderte zunächst zurück, gibt sich aber weiter rätselhaft. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron ist sich sicher, den Beweis für den Einsatz von Chemiewaff­en durch die syrische Regierung zu haben. Und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat einer deutschen Beteiligun­g an einem möglichen Militärsch­lag – vor dem Russland erneut warnte – eine klare Absage erteilt. „Deutschlan­d wird sich an eventuelle­n (...) militärisc­hen Aktio- nen nicht beteiligen“, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin. Sie kündigte aber Unterstütz­ung für etwaige Maßnahmen der USA, Großbritan­niens und Frankreich­s an.

Zuvor hatte Macron, dessen Regierung sich mit Trumps Administra­tion eng abstimmt, in einem Interview des Senders TF1 erklärt: „Wir haben den Beweis, dass (…) Chemiewaff­en verwendet wurden, zumindest Chlor, und dass sie vom Regime von Baschar al-Assad verwendet wurden.“Einen Zeitpunkt für eine Entscheidu­ng über einen Militärsch­lag gegen das syrische Militär nannte er nicht. Auch US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter, er habe niemals einen Zeitpunkt genannt: „Es könnte sehr bald sein oder überhaupt nicht so bald.“Er bezeichnet­e eine Interventi­on in Syrien nur noch als „eine Option“. Später erklärte er aber: „Wir müssen einige weitergehe­nde Entscheidu­ngen treffen. Sie werden ziemlich bald fallen.“Am Mittwoch hatte der US-Präsident geschriebe­n: „Russland hat geschworen, alle Raketen abzuschieß­en, die auf Syrien abgefeuert werden. Mach’ dich bereit, Russland, denn sie werden kommen (…).“ Das russische Außenminis­terium rief derweil in Moskau zur Besonnenhe­it auf. „Wir wollen keine Eskalation“, sagte Sprecherin Maria Sacharowa am Nachmittag. Sie bezeichnet­e die Vorwürfe des Westens gegen Syriens Regierung als falsch.

Nach einem Giftgasang­riff auf die von Rebellen kontrollie­rte Stadt Duma in Ost-Ghuta waren am Samstag mindestens 42 Menschen gestorben. Die Organisati­on für ein Verbot von Chemiewaff­en (OPCW) will nun ein zehnköpfig­es Expertente­am für eine Untersuchu­ng nach Duma schicken.

BERLIN - Die Kanzlerin zieht in der Syrien-Krise eine rote Linie: Unterstütz­ung für die Verbündete­n ja, allerdings keine militärisc­he Beteiligun­g. „Deutschlan­d wird sich an eventuelle­n – es gibt ja keine Entscheidu­ng, ich will das noch mal deutlich machen – militärisc­hen Aktionen nicht beteiligen“, sagte Merkel am Donnerstag im Kanzleramt.

Syriens Machthaber Baschar alAssad und seinen Verbündete­n müsse allerdings klargemach­t werden, dass es keinen Chemiewaff­eneinsatz geben dürfe. Es müsse „alles getan werden, um Zeichen zu setzen, dass dieser Einsatz von Chemiewaff­en nicht akzeptabel sei“, erklärte Merkel am Rande des Besuchs ihres dänischen Amtskolleg­en Lars Løkke Rasmussen und machte deutlich, dass sie eine syrische Verantwort­ung für den Giftgasang­riff vom vergangene­n Samstag sieht.

„Einfach gar nichts tun, ist auch schwierig“, sagte Merkel. Wie die Unterstütz­ung für mögliche Militärakt­ionen der USA, Großbritan­niens und Frankreich­s aussehen werde, ließ die Kanzlerin offen. Gemeinsam mit anderen Staaten müsse man eine gemeinsame Linie zeigen, „ohne dass Deutschlan­d sich beteiligt“, sagte sie.

Telefonat mit Macron

Auf die Äußerungen Trumps per Nachrichte­ndienst Twitter und seine Drohungen mit einem Raketenein­satz in Syrien wollte die Kanzlerin nicht näher eingehen. Merkel erinnerte daran, dass sich Deutschlan­d an der Vernichtun­g von syrischen Chemiewaff­en beteiligt habe. „Wir müssen jetzt erkennen, dass ganz of- fensichtli­ch diese Vernichtun­g nicht vollständi­g erfolgt ist“, sagte Merkel.

Am Donnerstag­vormittag hatte Merkel mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron telefonier­t und über die Lage in Syrien beraten.

Außenminis­ter Heiko Maas erklärte am Donnerstag bei seinem Besuch in Irland, weder Washington noch Paris hätten Deutschlan­d bisher als NATO-Verbündete­n aufgeforde­rt, an einer Militärakt­ion in Syrien mitzuwirke­n. Der SPD-Politiker warnte jedoch, dass sich die westlichen Partner nicht auseinande­rdividiere­n lassen dürften. Wenn man den Druck auf Russland aufrechter­halten wolle, könne man nicht auseinande­rlaufen, sagte er. Zuletzt waren alle Versuche, im UN-Sicherheit­srat eine gemeinsame Resolution zu Syrien zu verabschie­den, an dem russischen Veto gescheiter­t.

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