Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Großes Interesse an Diskussion über Regionalvermarktung in Bad Waldsee
Expertenrunde kam in die Bauernschule zu „Wirtschaft im Gespräch“– Stadtverwaltung im Austausch mit Gewerbetreibenden und Landwirten
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BAD WALDSEE - Der runde Saal in der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee hat am Mittwochabend kaum ausgereicht, denn weit über 100 interessierte Bürger und Gewerbetreibende sind der Einladung der Stadt Bad Waldsee gefolgt. Der Arbeitskreis „Wirtschaft im Gespräch“, vertreten durch Bürgermeister Roland Weinschenk, Benno Schultes und Shqipe Karagja (Wirtschaftsförderung der Stadt) hatte dazu über 600 Gewerbetreibende und Landwirte per E-Mail eingeladen. Zwei Mal im Jahr möchte die Stadtverwaltung auf diesem Wege mit den Bad Waldseer Geschäftsleuten in Kontakt treten.
Bürgermeister Roland Weinschenk freute sich in seiner Begrüßung, dass am Podium eine hochkarätige Expertenrunde aus Anwendern, Voran-Gehern, Querdenkern und vielleicht auch Leidtragenden Platz genommen hatte. „Oberschwaben ist ein weißer Fleck auf unserer Karte“, mit dieser wenig schmeichelhaften Aussage des Verbandes für Hotellerie und Gastronomie Baden-Württemberg (Dehoga) eröffnete Moderator Barny Bitterwolf die Expertenrunde. Hier konterte gleich Grit Puchan vom Ministerium „Ländlicher Raum“: „Ich kenne hier nur Positives, bei der ,Grünen Woche’ in Berlin schaut die ganze Welt auf regionale Produkte aus Oberschwaben. Ernährung ist etwas Emotionales, die Produkte werden mit den Erzeugern assoziiert.“
Hohe Hürden
Über das Förderprogramm der Europäischen Union und dem Land Baden-Württemberg „Leader“sprach der Ostracher Bürgermeister Christoph Schulz. Doch es wurde an dieser Stelle bald klar, die Hürden dazu sind hoch gesetzt. Viel Positives wusste Ralf Hörger über die Landzunge zu berichten. 80 Gastwirte als Mitglieder werben hier mit überwiegend regionalen Produkten. Natürlich gibt es hier Spielregeln zu beachten, diese werden auch von unabhängigen Prüfern kontrolliert. Oft sei hier aber der Verbraucher bereit, für den Mehrwert einen etwas höheren Preis zu akzeptieren.
Der stellvertretende Kreisvorsitzende des Bauernverbandes AllgäuOberschwaben, Thomas Hagmann, sprach ein sehr heikles Thema an: „Die Discounter haben längst kapiert, dass sich in der Regionalität der Produkte Riesenchancen für ihren Markt ergeben.“Diesen Ball nahm Wilhelm Heine sofort auf. Als Selbstvermarkter in Bad Waldsee seit vielen Jahren im Geschäft, habe sein Mehrgenerationenbetrieb mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Dazu kommen noch verschärfte Vorgaben des Veterinäramtes. „Bald stellt sich für mich die Frage, kann ich diesen Nebenerwerb so weiterhin auf- rechterhalten.“An dieser Stelle versprach Grit Puchan vom Ministerium: „Wir wollen doch die Kirche im Dorf lassen.“
Die Verwendung regionaler Produkte dokumentierte die Stadt bei der Zusammenstellung der Ge- schenkkörbe für die Podiumsbeteiligten. Diese Artikel wurden ausschließlich bei den anwesenden Ausstellern eingekauft. Gleicher Grundsatz gelte auch bei Geschenkkörben für Geburtstage und anderen festlichen Anlässen, diese werden von der St.-Gallus-Hilfe der Stiftung Liebenau in der Steinstraße bezogen. Zum nächsten Termin „Wirtschaft im Gespräch“am 18. Oktober hat Professor Jany von der IHK Weingarten mit dem Thema „Standortzufriedenheit“bereits zugesagt.