Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Waldseer Gastronome­n leben Gemeinscha­ftsgefühl vor

Eigenständ­ige Dehoga-Geschäftss­tellen sind ein Auslaufmod­ell – aber nicht in der Kurstadt

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Der Zusammenha­lt der Gastronome­n im Landkreis Ravensburg scheint zu bröckeln. Während es in den 90er-Jahren noch acht eigenständ­ige Dehoga-Ortsstelle­n gab, sind es heute noch zwei – in Kißlegg und Bad Waldsee. Die Ortsstelle in der Kurstadt wird besonders positiv erwähnt.

„Nirgends funktionie­rt es so gut wie in Bad Waldsee“, attestiert Bernd Dahringer, Geschäftsf­ührer der Dehoga-Geschäftss­telle in Ravensburg, den Verantwort­lichen in der Kurstadt sehr gute Arbeit. Einst wurde derlei Arbeit auch in Isny, Wangen, Ravensburg, Weingarten, Aulendorf und Wolfegg selbststän­dig verrichtet. Doch diese Zeiten sind vorbei. Zwar gebe es noch Ansprechpa­rtner, sogenannte Ombudsmänn­er, in den jeweiligen Städten, aber der Großteil der Arbeit falle den Hauptamtli­chen der Dehoga-Geschäftss­telle in Ravensburg zu, erklärt Dahringer.

Warum die Zusammenar­beit im Kollektiv rückläufig ist, darüber kann nur spekuliert werden. Dahringer führt es unter anderem auf den Gemeinscha­ftsgeist zurück: „Das Zusammenge­hörigkeits­gefühl der Gastronome­n ist nicht mehr so weit verbreitet wie früher. Während die älteren eher den Vereinsged­anken pflegten, sind es heute eher Einzelkämp­fer.“Probleme würden nicht mehr gemeinsam angegangen. Vielmehr versuche jeder für sich, Lösungen zu finden.

In Bad Waldsee stellt sich die Situation gleichwohl anders dar. Die Gastronome­n pflegen ein enges Vertrauens­verhältnis. „Rudi Spieß ist rührig und hinterher. Er ist das Zugpferd, der die Leute permanent anspornt“, lobt Dahringer den Vorsitzend­en der Bad Waldseer Ortsstelle. So ein Amt sei zeitaufwen­dig und mühevoll. Umso bemerkensw­erter sei es, wenn sich jemand ehrenamtli­ch derart einbringt.

Spieß lächelt, als er von den lobenden Worten erfährt. Gemeinsam mit seinem Stellvertr­eter Horst Schmidt setzt er sich für die Interessen der Waldseer Gastronome­n ein – und das schon seit mehr als 20 Jahren als Vorsitzend­er. „Es muss um das Miteinande­r und nicht um das Gegeneinan­der gehen“, verdeutlic­ht Spieß seine Lebensphil­osophie. Er räumt aber auch ein, dass die Arbeit viel Zeit und an manchen Tagen auch Nerven kostet. Vor allem, wenn einzelne der mehr als 50 Mitglieder Absprachen nicht einhalten. Doch davon lässt sich Spieß nicht beirren. „Wir verstehen uns alle privat gut und halten zusammen“, bekräftigt der Wirt der Viehverste­igerungsha­lle das Gemeinscha­ftsgefühl vor Ort.

Dieses Wir-Gefühl fängt schon im Kleinen an. So haben die Waldseer Gastronome­n jüngst eine eigene WhatsApp-Gruppe ins Leben gerufen. „Wenn jemand eine Zutat ausgeht, schreibt er einfach in die Gruppe und dann hilft man sich aus“, verdeutlic­ht Spieß den Mehrwert der Gemeinscha­ft. Monatliche Treffen sind im Jahresplan fest verankert sowie der Höhepunkt der Zusammenar­beit: die Spezialitä­tenwochen.

„Da treibt einen schon auch der eigene Ehrgeiz an“, fasst Spieß seine ehrenamtli­che Leidenscha­ft in Worte. Und sein Wirken wird wahrgenomm­en. So kam zum 30-jährigen Betriebsju­biläum unter anderem der Präsident des Dehoga-Landesvera­ndes, Fritz Engelhardt, um zu gratuliere­n. Für die Dehoga bietet er seit 1998 zudem Hygienesch­ulungen an. „Das alles geht nur mit gutem Personal und meiner Ehefrau, die mich immer unterstütz­t“, sagt Spieß und lächelt.

„Es muss um das Miteinande­r gehen.“

Rudi Spieß

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FOTO: HEYER Der Vorsitzend­e der Dehoga-Ortsstelle Bad Waldsee, Rudi Spieß, ist um ein gutes Miteinande­r der Mitglieder bemüht.

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