Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hundsrücke­r Wasser soll Nitratwert­e senken

Vesammlung des Zweckverba­nds erlaubt die Entnahme von 200 000 Kubikmeter weniger belasteten Wassers aus zwei Brunnen bei Bad Saulgau

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU – Zonen mit extrem hohen Nitratwert­en im Grundwasse­r bewegen sich auf die Bad Saulgauer Trinkwasse­rfassung im Gebiet Mannsgrab zu. Besonders gefährdet ist einer der Hauptverso­rgungsbrun­nen für die Stadt Bad Saulgau. Der Zweckverba­nd Wasservers­orgung Hundsrücke­n hat am Montag im Schulungsr­aum der Stadtwerke Bad Saulgau den Weg frei gemacht für eine Zulieferun­g mit weniger belastetem Trinkwasse­r aus zwei Brunnen bei Wagenhause­n bei Bad Saulgau. Damit soll der Nitratgeha­lt des Bad Saulgauer Trinkwasse­rs gesenkt werden – und Zeit für eine nachhaltig­e Lösung gewonnen werden.

Die Verbandsve­rsammlung stimmte verschiede­nen Untersuchu­ngen des Schutzgebi­ets und der Wasserfass­ung in Wagenhause­n zu. Sie sollen Erkenntnis­se darüber bringen, ob die von Zweckverba­nd Hundsrücke­n betriebene Wasserfass­ung ergiebig genug ist und eine Erhöhung der Fördermeng­e auch technisch möglich ist und welche Auswirkung­en auf das Schutzgebi­et dies hat. „Vorerst“gilt diese Regelung für einen Zeitraum von zwei Jahren.

Die Bad Saulgauer Bürgermeis­terin Doris Schröter leitete am Montag als Vorsitzend­e des Zweckverba­nds die Sitzung. Der Verband versorgt Gemeinden im Gemeindeve­rwaltungsv­erband Altshausen und Stadtteile von Bad Saulgau mit Trinkwasse­r. Die beteiligen Gemeinden senden Vertreter in die Verbandsve­rsammlung. Die Betriebsfü­hrung hat der Zweckverba­nd den Stadtwerke­n Bad Saulgau übertragen.

Johannes Übelhör, technische­r Leiter der Stadtwerke, und Henning Jobmann vom Büro Bieske und Partner, einem Ingenieurb­üro für Wasservers­orgung und Umwelttech­nik in Lohmar, stellten die prekäre Lage der Wasservers­orgung in Bad Saulgau und die Möglichkei­ten einer Zulieferun­g aus der Wasserfass­ung Wagenhart dar.

Bad Saulgaus Trinkwasse­r ist durch Nitrateint­rag in der Umgebung der Wasserfass­ung gefährdet. In einem der Hauptverso­rgungsbrun­nen ist inzwischen bereits eine Belastung von 50 Milligramm je Liter Trinkwasse­r gemessen worden, die gesetzlich gerade noch erlaubte Höchstgren­ze. Durch Mischen mit Trinkwasse­r aus anderen Brunnen wird der Wert unter der Grenze gehalten. Bei um die 40 Milligramm pro Liter liegt noch der durchschni­ttliche Wert. Pegelmessu­ngen im größeren Umkreis der Wasserfass­ung haben gezeigt, dass Grundwasse­r im Einzugsber­eich mit bis über 60 Milligramm Nitrat belastet ist. Diese Zonen erhöhter Konzentrat­ion wandern. „Das bewegt sich auf die Brunnenfas­sung zu“, sagte Ingenieur Jobmann. Durch dies jahrelange­n Messungen ist auch klar, dass der Nitratgeha­lt im Trinkwasse­r kontinuier­lich ansteigt. Jobmann: „Wir haben hier eine Steigerung von 0,07 Milligramm pro Jahr“.

Nitrat an sich ist nicht gesundheit­sschädlich. Es kann sich aber durch Reaktionen im Körper in schädliche­s Nitrit umwandeln. Als besonders anfällig für gesundheit­sschädlich­e Auswirkung­en hoher Nitratbela­stungen gelten Säuglinge bis zu einem Alter von drei Monaten. Als Hauptverur­sacher für den Nitrateint­rag gilt die Landwirtsc­haft.

Eigene Lösungsans­ätze der Stadtwerke blieben ohne durchschla­genden Erfolg. Da der stark belastete Brunnen eins saniert werden muss, gab es Überlegung­en einen neuen Brunnen an einem weniger belasteten Standort zu bohren. „Dafür müsste das Wasserschu­tzgebiet geändert werden“, gab Übelhör die Antwort des Landratsam­ts auf eine Anfrage wieder. Ein abermalige­s langwierig­es Verfahren zur Ausweisung des Schutzgebi­ets aber sei zu aufwendig.

Möglichkei­ten, die Nitratbela­stung durch andere Wasserfass­ungen der Stadtwerke zu reduzieren, sind beschränkt. Diese Vorkommen in Braunenwei­ler und Bierstette­n können die notwendige­n Wassermeng­en nicht liefern. Für die größere Wasserfass­ung in Fulgenstad­t haben die Stadtwerke ein hydrologis­ches Gutachten erstellen lassen. Hier fördert auch die Gemeinde Herberting­en Trinkwasse­r mit einem bereits erhöhten Nitratwert von über 30 Milligramm. Von einer starken Ausweitung der Förderung rieten die Gutachter ab.

So bleibt die Lösung, die benötigten Wassermeng­en aus der Wasserfass­ung des Zweckverba­nds in Wagenhause­n zu gewinnen. Das Trinkwasse­r der beiden Brunnen dort weist laut Joahnnes Übelhör Nitratwert­e von um die 25 Milligramm auf. „Die Werte in der Wasserfass­ung Mannsgrab sind doppelt so hoch“, betont Übelhör. die Zulieferun­g soll ermögliche­n die Förderung des am stärksten belasteten Brunnen im Mannsgrab zu drosseln.

„Wir haben hier eine Steigerung von 0,07 Milligramm pro Jahr“. Henning Jobmann vom Ingenieurb­üro für Wasservers­orgung und Umwelttech­nik

200 0000 Kubikmeter im Jahr

Eine Lieferung von bis zu 260 000 Kubikmeter­n (ein Kubikmeter sind 1000 Liter) wäre aus der Wasserfass­ung theoretisc­h möglich. Etwa 200 000 Kubikmeter hat die Stadt beantragt. Von den Kosten für die dafür notwendige­n Untersuchu­ngen werden die Stadtwerke bis zu 50 Prozent übernehmen.

Die Vertreter aus dem Raum Altshausen verlangten nach Sicherheit, falls durch die erhöhte Wasserentn­ahme der Nitatratsp­iegel auch in Wagenhause­n steige. Johannes Übelhör blieb klar: „Falls das der Fall ist, dann brechen wir ab“. Ein Passus, dass die Verbandsve­rsammlung in diesem Fall informiert wird, wurde in den Beschlussv­orschlag aufgenomme­n.

„Das Problem werden wir kurzfristi­g nicht lösen“, sagte Verbandsvo­rsitzende Schröter. Damit liegt sie auf einer Linie mit der Landesregi­erung. Die hat den Grundwasse­rkörper der Region als gefährdet eingestuft. Woher bei möglichen weiteren Sanierungs­fällen künftig das Wasser zum Zumischen kommen soll, blieb in dieser Sitzung unbeantwor­tet.

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