Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Helferkreis löst Spendenlager auf
Ehrenamtliche ziehen positive Bilanz. Wohnungsnot steht nun im Fokus.
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AULENDORF - Das vom Aulendorfer Helferkreis Asyl betriebene Spendenlager im ehemaligen Alten- und Pflegeheim wird aufgelöst. Grund dafür ist laut Helferkreis, dass der Bedarf der Flüchtlinge an Kleidern, Haushaltsgeräten und Geschirr sowie an Möbeln derzeit im Wesentlichen gedeckt sei. Die Ehrenamtlichen wollen sich nun verstärkt auf andere Schwerpunkte der Integration der Menschen konzentrieren, denn die eigentliche Arbeit, um die Geflüchteten in die Gesellschaft mit einzubeziehen, hat nun erst richtig begonnen. Der Helferkreis will daher die Menschen weiterhin bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützen. Auch das „Bunte Welt Café“als Ort der Begegnung soll weiterhin stattfinden.
Seit Frühjahr 2015 hat der Helferkreis das Spendenlager betrieben, um den dringendsten Bedarf der Geflüchteten an Kleidern, Haushaltsausstattung und Möbeln zu decken. Zuerst wurde die ehemalige Wohnung des Hausmeisters im ehemaligen Altenheim genutzt. Nachdem aber dort aus Mangel an Alternativen eine mazedonische Familie einzog, zogen die Ehrenamtlichen mit ihrem Spendenlager in die Kellerräume um.
Hilfe zur Selbsthilfe
„Als der große Strom der Flüchtlinge im Herbst 2015 ankam, haben sie dankbar jedes Teil genommen, das wir angeboten haben. Mittlerweile sind sie aber selbst gut untereinander vernetzt und können Dinge tauschen. Oder sie nutzen mit ihrem wenigen Geld, das sie beispielsweise durch Praktika verdienen, vor allem die Ebay-Kleinanzeigen“, berichtet Madeleine Pfleiderer vom Helferkreis Asyl, die das Spendenlager von Anfang an betreut hat. „Hilfe zur Selbsthilfe ist nun das Motto. Die erste Not ist vorüber, und die Geflüchteten können nun lernen, selbstständig zu leben“, sagt sie.
Begeistert ist Pfleiderer über die große Spendenbereitschaft der Aulendorfer. „Das war von Anfang an überwältigend.“Aus allen Bevölkerungsgruppen und Altersklassen wurden Kleidung, Möbel oder Haushaltsgegenstände gebracht. Von den rund 200 Flüchtlingen, die in Aulendorf leben, seien viele regelmäßig ins Spendenlager gekommen, das alle zwei Wochen und zuletzt noch einmal im Monat geöffnet hatte. Am 30. April startet die Leerung des Lagers, da die Kellerräume für das im Gebäude entstehende Integrations- und Familienzentrum gebraucht werden. Kleidung in XXL-Größe, die den „schlanken syrischen Männern nicht passt“, wie Pfleiderer erklärt, oder stapelweise Unterteller, Bierhumpen oder andere „Ladenhüter“wie etwa Couchtische, werden nun endgültig entsorgt. „Die Möbel und Haushaltsgegenstände kommen auf den Sperrmüll, die Kleidung wollen wir mit einem Transporter nach Rumänien schicken.“
Dass die Caritas in Aulendorf auch das Integrationsmanagement übernommen hat und zudem mit dem Familienund Integrationszentrum im ehemaligen Altenheim künftig noch mehr Augenmerk auf die Integrationsarbeit legen will, ist für die Ehrenamtlichen des Helferkreises eine „große Hilfe und Erleichterung“, wie Madeleine Pfleiderer sagt. „Sie sind die Profis, und für uns Ehrenamtliche ist es eine Unterstützung und Entlastung.“
Verantwortung abgeben
Nachdem die Zeiten der ersten Notunterkünfte und provisorischen Hilfen vorbei seien und die Flüchtlingsarbeit mittlerweile geordneter ablaufe, könnten die vielen ehrenamtlich engagierten Menschen nun „etwas aufatmen und die Verantwortung abgeben“. Nun sei Zeit dafür, engere Verbindungen zu einzelnen Flüchtlingen aufzubauen und gezieltere Hilfen anzubieten wie beispielsweise Nachhilfe für Flüchtlingskinder, die zur Schule gehen.
Auch das „Bunte Welt Café“im Gebäude des Jugendtreffs, das immer samstags zwischen 14 bis 17 Uhr stattfindet, will der Helferkreis weiter anbieten. Wie Pfleiderer sagt, werde das Café ganz gut angenommen, auch wenn das gemeinsame Gespräch zwischen Einheimischen und Flüchtlingen noch ausbaufähig sei.
Aber auch die großen Themen wie die Wohnungsnot oder Arbeitssuche will der Helferkreis nun in den Fokus rücken und sowohl Caritas als auch die Stadt bei ihren jeweiligen Projekten unterstützen. „Viele Vermieter haben immer noch Vorurteile und denken fälschlicherweise, dass sie ihre Miete nicht bekommen. Vor allem alleinerziehende Mütter haben kaum eine Chance, eine Wohnung zu finden“, bedauert Pfleiderer.
Als „absolut positiv“bewertet die Helferin die Zusammenarbeit mit der Stadt Aulendorf, die „immer sehr gut“gewesen sei. „Bürgermeister Burth hat darauf bestanden, dass man sich einmal wöchentlich im Rathaus trifft. Er wollte immer informiert sein, und so konnten wir in gutem Austausch und Kontakt miteinander sein.“
Das Engagement im Helferkreis sei „sehr bereichernd“, der Kontakt mit anderen Kulturen inspirierend und die „Freude am Helfen“wohltuend. Aulendorf sei bei der Flüchtlingsintegration „vorbildlich“. In der Bevölkerung habe es stets viel Offenheit gegenüber den geflüchteten Menschen gegeben und kaum Vorurteile. Das Einzige, was sich Pfleiderer noch wünscht, wäre „Nachwuchs im Helferkreis. Der ist trotz allem vorhandenen Engagement dringend nötig“.
Weitere Infos gibt es unter www.helferkreis-asyl-aulendorf.de