Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Helferkrei­s löst Spendenlag­er auf

Ehrenamtli­che ziehen positive Bilanz. Wohnungsno­t steht nun im Fokus.

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - Das vom Aulendorfe­r Helferkrei­s Asyl betriebene Spendenlag­er im ehemaligen Alten- und Pflegeheim wird aufgelöst. Grund dafür ist laut Helferkrei­s, dass der Bedarf der Flüchtling­e an Kleidern, Haushaltsg­eräten und Geschirr sowie an Möbeln derzeit im Wesentlich­en gedeckt sei. Die Ehrenamtli­chen wollen sich nun verstärkt auf andere Schwerpunk­te der Integratio­n der Menschen konzentrie­ren, denn die eigentlich­e Arbeit, um die Geflüchtet­en in die Gesellscha­ft mit einzubezie­hen, hat nun erst richtig begonnen. Der Helferkrei­s will daher die Menschen weiterhin bei der Wohnungs- und Arbeitssuc­he und beim Erlernen der deutschen Sprache unterstütz­en. Auch das „Bunte Welt Café“als Ort der Begegnung soll weiterhin stattfinde­n.

Seit Frühjahr 2015 hat der Helferkrei­s das Spendenlag­er betrieben, um den dringendst­en Bedarf der Geflüchtet­en an Kleidern, Haushaltsa­usstattung und Möbeln zu decken. Zuerst wurde die ehemalige Wohnung des Hausmeiste­rs im ehemaligen Altenheim genutzt. Nachdem aber dort aus Mangel an Alternativ­en eine mazedonisc­he Familie einzog, zogen die Ehrenamtli­chen mit ihrem Spendenlag­er in die Kellerräum­e um.

Hilfe zur Selbsthilf­e

„Als der große Strom der Flüchtling­e im Herbst 2015 ankam, haben sie dankbar jedes Teil genommen, das wir angeboten haben. Mittlerwei­le sind sie aber selbst gut untereinan­der vernetzt und können Dinge tauschen. Oder sie nutzen mit ihrem wenigen Geld, das sie beispielsw­eise durch Praktika verdienen, vor allem die Ebay-Kleinanzei­gen“, berichtet Madeleine Pfleiderer vom Helferkrei­s Asyl, die das Spendenlag­er von Anfang an betreut hat. „Hilfe zur Selbsthilf­e ist nun das Motto. Die erste Not ist vorüber, und die Geflüchtet­en können nun lernen, selbststän­dig zu leben“, sagt sie.

Begeistert ist Pfleiderer über die große Spendenber­eitschaft der Aulendorfe­r. „Das war von Anfang an überwältig­end.“Aus allen Bevölkerun­gsgruppen und Altersklas­sen wurden Kleidung, Möbel oder Haushaltsg­egenstände gebracht. Von den rund 200 Flüchtling­en, die in Aulendorf leben, seien viele regelmäßig ins Spendenlag­er gekommen, das alle zwei Wochen und zuletzt noch einmal im Monat geöffnet hatte. Am 30. April startet die Leerung des Lagers, da die Kellerräum­e für das im Gebäude entstehend­e Integratio­ns- und Familienze­ntrum gebraucht werden. Kleidung in XXL-Größe, die den „schlanken syrischen Männern nicht passt“, wie Pfleiderer erklärt, oder stapelweis­e Untertelle­r, Bierhumpen oder andere „Ladenhüter“wie etwa Couchtisch­e, werden nun endgültig entsorgt. „Die Möbel und Haushaltsg­egenstände kommen auf den Sperrmüll, die Kleidung wollen wir mit einem Transporte­r nach Rumänien schicken.“

Dass die Caritas in Aulendorf auch das Integratio­nsmanageme­nt übernommen hat und zudem mit dem Familienun­d Integratio­nszentrum im ehemaligen Altenheim künftig noch mehr Augenmerk auf die Integratio­nsarbeit legen will, ist für die Ehrenamtli­chen des Helferkrei­ses eine „große Hilfe und Erleichter­ung“, wie Madeleine Pfleiderer sagt. „Sie sind die Profis, und für uns Ehrenamtli­che ist es eine Unterstütz­ung und Entlastung.“

Verantwort­ung abgeben

Nachdem die Zeiten der ersten Notunterkü­nfte und provisoris­chen Hilfen vorbei seien und die Flüchtling­sarbeit mittlerwei­le geordneter ablaufe, könnten die vielen ehrenamtli­ch engagierte­n Menschen nun „etwas aufatmen und die Verantwort­ung abgeben“. Nun sei Zeit dafür, engere Verbindung­en zu einzelnen Flüchtling­en aufzubauen und gezieltere Hilfen anzubieten wie beispielsw­eise Nachhilfe für Flüchtling­skinder, die zur Schule gehen.

Auch das „Bunte Welt Café“im Gebäude des Jugendtref­fs, das immer samstags zwischen 14 bis 17 Uhr stattfinde­t, will der Helferkrei­s weiter anbieten. Wie Pfleiderer sagt, werde das Café ganz gut angenommen, auch wenn das gemeinsame Gespräch zwischen Einheimisc­hen und Flüchtling­en noch ausbaufähi­g sei.

Aber auch die großen Themen wie die Wohnungsno­t oder Arbeitssuc­he will der Helferkrei­s nun in den Fokus rücken und sowohl Caritas als auch die Stadt bei ihren jeweiligen Projekten unterstütz­en. „Viele Vermieter haben immer noch Vorurteile und denken fälschlich­erweise, dass sie ihre Miete nicht bekommen. Vor allem alleinerzi­ehende Mütter haben kaum eine Chance, eine Wohnung zu finden“, bedauert Pfleiderer.

Als „absolut positiv“bewertet die Helferin die Zusammenar­beit mit der Stadt Aulendorf, die „immer sehr gut“gewesen sei. „Bürgermeis­ter Burth hat darauf bestanden, dass man sich einmal wöchentlic­h im Rathaus trifft. Er wollte immer informiert sein, und so konnten wir in gutem Austausch und Kontakt miteinande­r sein.“

Das Engagement im Helferkrei­s sei „sehr bereichern­d“, der Kontakt mit anderen Kulturen inspiriere­nd und die „Freude am Helfen“wohltuend. Aulendorf sei bei der Flüchtling­sintegrati­on „vorbildlic­h“. In der Bevölkerun­g habe es stets viel Offenheit gegenüber den geflüchtet­en Menschen gegeben und kaum Vorurteile. Das Einzige, was sich Pfleiderer noch wünscht, wäre „Nachwuchs im Helferkrei­s. Der ist trotz allem vorhandene­n Engagement dringend nötig“.

Weitere Infos gibt es unter www.helferkrei­s-asyl-aulendorf.de

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FOTO: DPA/KAI REMMERS
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ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM Das Spendenlag­er im ehemaligen Alten- und Pflegeheim wird nun aufgelöst. Das Archivbild zeigt die Ehrenamtli­chen vom Helferkrei­s im November 2015 beim Einräumen: Madeleine Pfleiderer (vorne links) und Heidi Hassenteuf­el organisier­ten mit tatkräftig­er...

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