Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Integration durch Job und Sport
Flüchtlingsbeauftragter stellt Jahresbilanz vor – Detaillierte Zahlen fehlen.
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BAD WALDSEE - Zum Jahresende 2017 haben sich 406 Flüchtlinge in Bad Waldsee aufgehalten. Die damit verbundenen Aufgaben, Chancen und Herausforderungen hat der städtische Integrations- und Flüchtlingsbeauftragte Ahmed Moussa dem Verwaltungsausschuss am Dienstagabend aufgezeigt. Die Stadträte nutzten den Integrationsbericht, um detaillierte Nachfragen zu stellen.
„Integration ist ein dynamischer Prozess. 2015 gab es ganz andere Herausforderungen als 2016, und 2017 sah es schon wieder ganz anders aus“, beschrieb Moussa seine sich ständig verändernde Aufgabe. Einerseits stelle die Sprache einen Schlüssel zur erfolgreichen Integration dar. Andererseits trage auch die Teilhabe an Sport, Kultur und Arbeit zum gelingenden Integrationsprozess bei. „Das Ziel ist es, die Flüchtlinge aktiv am sozialen Leben und Veranstaltungen teilhaben zu lassen“, so Moussa. Exemplarisch nannte er die Teilnahme am „Bad Waldseer Lauffieber“, dem Stand-up-Paddle-Wettbewerb beim Altstadt- und Seenachtfest oder ein eigens organisiertes Fußballturnier. „Die Flüchtlinge zeigen dabei ihre Potenziale“, verdeutlichte Moussa den Stellenwert derartiger Aktionen. Den Höhepunkt des vergangenen Jahres stellte gleichwohl der Start des zertifizierten Integrationskurses des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an der Volkshochschule dar. Wie Moussa erklärte, können die Teilnehmer dabei das Sprachniveau A2 oder A1 erreichen.
Derzeit befasst sich Moussa mit der Ausarbeitung eines Integrationskonzeptes für die Stadt: „Das Konzept gibt einen Überblick über die Ziele und Handlungsfelder der Integrationsförderung in Bad Waldsee.“Hierfür spreche er sich gezielt mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen ab, um eine größtmögliche Identifikation mit dem Integrationskonzept erreichen zu können. Im Sommer soll das Werk fertiggestellt sein.
Im Anschluss an Moussas Ausführungen hakten die Ausschussmitglieder gezielt nach. Rita König (SPD) fragte nach dem Frauenanteil der Asylsuchenden und machte deutlich, dass die zurückliegenden Aktivitäten vor allem Männer ansprachen. „Die Bedürfnisse der Frauen sehen anders aus“, sagte König. Moussa räumte ein, dass sich die Organisation von Frauen-Projekten schwieriger gestalte. Eine detaillierte Zahl zum Frauenanteil konnte weder Moussa noch Bürgermeister Roland Weinschenk nennen. König interessierte sich zudem dafür, wie viele der in Bad Waldsee untergekommenen Flüchtlinge arbeiten oder eine Ausbildung machen. Dazu Weinschenk: „Da haben wir keine Zahlen. Das läuft über das Job-Center und andere Organisationen. Aber wir können nachfragen.“
Die zuständige Fachbereichsleiterin Margit Geiger verwies auf das neue Integrationsmanagement der Stadt. Drei Hauptamtliche nehmen sich hierbei der Integrationsarbeit an. „Derzeit befinden wir uns in der Erfassungsphase“, zeigte Geiger die Aufgabe für das Jahr 2018 auf. Anschließend könnten Aussagen über das jeweilige Sprachniveau der Geflüchteten sowie deren Situation gemacht werden. Bernhard Schultes (FW) informierte sich nach der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen. Geiger machte deutlich, dass sich die anfängliche Skepsis zu einem sehr guten Miteinander mit „ehrlichen Worten“gewandelt hat.
Die aktuelle Aufgabe stelle die Jobsuche für die Geflüchteten dar, betonte Moussa. In diesem Zusammenhang machte sich Irmgard Jacob für eine Sensibilisierung der Arbeitgeber und der Mitarbeiter stark: „Es gibt teilweise eine Abneigung gegenüber den Flüchtlingen. Und wenn man bei der Arbeit spürt, man ist nicht erwünscht, ist es doppelt schwer.“Dass dieses Thema bereits von der Stadt verfolgt und unter anderem bei „Wirtschaft im Gespräch“aufgezeigt wurde, erwähnte Bürgermeister Weinschenk. Er nahm die Geflüchteten selbst allerdings auch in die Pflicht: „Integrationswilligkeit gehört auch dazu.“