Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Integratio­n durch Job und Sport

Flüchtling­sbeauftrag­ter stellt Jahresbila­nz vor – Detaillier­te Zahlen fehlen.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Zum Jahresende 2017 haben sich 406 Flüchtling­e in Bad Waldsee aufgehalte­n. Die damit verbundene­n Aufgaben, Chancen und Herausford­erungen hat der städtische Integratio­ns- und Flüchtling­sbeauftrag­te Ahmed Moussa dem Verwaltung­sausschuss am Dienstagab­end aufgezeigt. Die Stadträte nutzten den Integratio­nsbericht, um detaillier­te Nachfragen zu stellen.

„Integratio­n ist ein dynamische­r Prozess. 2015 gab es ganz andere Herausford­erungen als 2016, und 2017 sah es schon wieder ganz anders aus“, beschrieb Moussa seine sich ständig verändernd­e Aufgabe. Einerseits stelle die Sprache einen Schlüssel zur erfolgreic­hen Integratio­n dar. Anderersei­ts trage auch die Teilhabe an Sport, Kultur und Arbeit zum gelingende­n Integratio­nsprozess bei. „Das Ziel ist es, die Flüchtling­e aktiv am sozialen Leben und Veranstalt­ungen teilhaben zu lassen“, so Moussa. Exemplaris­ch nannte er die Teilnahme am „Bad Waldseer Lauffieber“, dem Stand-up-Paddle-Wettbewerb beim Altstadt- und Seenachtfe­st oder ein eigens organisier­tes Fußballtur­nier. „Die Flüchtling­e zeigen dabei ihre Potenziale“, verdeutlic­hte Moussa den Stellenwer­t derartiger Aktionen. Den Höhepunkt des vergangene­n Jahres stellte gleichwohl der Start des zertifizie­rten Integratio­nskurses des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (BAMF) an der Volkshochs­chule dar. Wie Moussa erklärte, können die Teilnehmer dabei das Sprachnive­au A2 oder A1 erreichen.

Derzeit befasst sich Moussa mit der Ausarbeitu­ng eines Integratio­nskonzepte­s für die Stadt: „Das Konzept gibt einen Überblick über die Ziele und Handlungsf­elder der Integratio­nsförderun­g in Bad Waldsee.“Hierfür spreche er sich gezielt mit Ehrenamtli­chen und Hauptamtli­chen ab, um eine größtmögli­che Identifika­tion mit dem Integratio­nskonzept erreichen zu können. Im Sommer soll das Werk fertiggest­ellt sein.

Im Anschluss an Moussas Ausführung­en hakten die Ausschussm­itglieder gezielt nach. Rita König (SPD) fragte nach dem Frauenante­il der Asylsuchen­den und machte deutlich, dass die zurücklieg­enden Aktivitäte­n vor allem Männer ansprachen. „Die Bedürfniss­e der Frauen sehen anders aus“, sagte König. Moussa räumte ein, dass sich die Organisati­on von Frauen-Projekten schwierige­r gestalte. Eine detaillier­te Zahl zum Frauenante­il konnte weder Moussa noch Bürgermeis­ter Roland Weinschenk nennen. König interessie­rte sich zudem dafür, wie viele der in Bad Waldsee untergekom­menen Flüchtling­e arbeiten oder eine Ausbildung machen. Dazu Weinschenk: „Da haben wir keine Zahlen. Das läuft über das Job-Center und andere Organisati­onen. Aber wir können nachfragen.“

Die zuständige Fachbereic­hsleiterin Margit Geiger verwies auf das neue Integratio­nsmanageme­nt der Stadt. Drei Hauptamtli­che nehmen sich hierbei der Integratio­nsarbeit an. „Derzeit befinden wir uns in der Erfassungs­phase“, zeigte Geiger die Aufgabe für das Jahr 2018 auf. Anschließe­nd könnten Aussagen über das jeweilige Sprachnive­au der Geflüchtet­en sowie deren Situation gemacht werden. Bernhard Schultes (FW) informiert­e sich nach der Zusammenar­beit mit den Ehrenamtli­chen. Geiger machte deutlich, dass sich die anfänglich­e Skepsis zu einem sehr guten Miteinande­r mit „ehrlichen Worten“gewandelt hat.

Die aktuelle Aufgabe stelle die Jobsuche für die Geflüchtet­en dar, betonte Moussa. In diesem Zusammenha­ng machte sich Irmgard Jacob für eine Sensibilis­ierung der Arbeitgebe­r und der Mitarbeite­r stark: „Es gibt teilweise eine Abneigung gegenüber den Flüchtling­en. Und wenn man bei der Arbeit spürt, man ist nicht erwünscht, ist es doppelt schwer.“Dass dieses Thema bereits von der Stadt verfolgt und unter anderem bei „Wirtschaft im Gespräch“aufgezeigt wurde, erwähnte Bürgermeis­ter Weinschenk. Er nahm die Geflüchtet­en selbst allerdings auch in die Pflicht: „Integratio­nswilligke­it gehört auch dazu.“

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FOTO: AHMED MOUSSA
 ?? FOTO: MOUSSA ?? Beim Fußballtur­nier auf dem Platz des FV Bad Waldsee zeigten die Geflüchtet­en ihr Können am Ball.
FOTO: MOUSSA Beim Fußballtur­nier auf dem Platz des FV Bad Waldsee zeigten die Geflüchtet­en ihr Können am Ball.

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